WILD IM GEBIRGE Meditationen über die Jagd. Ein Film des Ausseers Wolfgang Tonninger

Der Film WILD IM GEBIRGE. MEDITATIONEN ÜBER DIE JAGD wird am Dienstag, den 6.2.2024 um 19 Uhr im Kurhaus in Bad AUSSEE gezeigt. (Dokumentarfilm, 61 min, A 2023)

Mit der Jagd ist es so eine Sache. Sie scheint nur Eingeweihte oder Außenstehende zu kennen. Dementsprechend wird sie (in den Medien) meist romantisch verklärt oder als mordlüstern abgetan. Und so verstellt seit Jahrhunderten die Ideologie den Blick auf das Wesentliche: das geheime Band des Jägers mit der Natur und dem Tod, das kaum wo stärker gewoben ist als im Gebirge.

Movens für diesen Film war es, den leisen Tönen der Jagd nachzugehen und dem Archaischen auf der Spur zu sein; der intensiven Beziehung, die der Mensch im Gebirge mit dem Wilden eingeht, dem Ungezähmten, Unberechenbaren, Unverfügbaren, dem sich dem Zugriff Entziehenden.

DIE IDEE

Dort, wo Natur dem Menschen als unverfügbare, bedrohliche, wilde gegenübertritt, zieht sich der Pfad des Jägers durch das Gebirge – jenseits der touristischen Markierungen und jenseits der klassischen Zuschreibungen. Dieser prekären Seinsweise will dieser Film auch in seinen Bilderwelten nachspüren. Nicht verklärend oder verkitscht, sondern in Bildern, die zum tieferen Schauen verführen.

Der Film ist auch ein Film über das Alleinsein und die Ausgesetztheit des Menschen im Gebirge, sobald er die ausgetretenen Pfade verlässt. Spuren lesend, die sich immer wieder im Nichts verlieren. Ein Film über den „Schweiß“ des Jägers und den Schweiß (das Blut) des Wildes. Ein Film aber auch über das geheimnisvolle Band, das den Jäger mit der Natur verbindet und durch den Schuss immer wieder aufs Neue zerrissen wird.

Das Ergebnis sind Innenansichten der Jagd. Eine leise und einfühlsame Meditation über das Töten und unsere Beziehung zur Natur, die sich dem Jäger als exemplarischer Figur an die Fersen heftet.

DIE FORMALE UMSETZUNG

Für den Filmemacher Wolfgang Tonninger bedeutet dokumentarisches Erzählen, „dass man programmatisch seiner eigenen Inszenierung hinterherläuft und dabei ständig von der Realität überholt wird. Man setzt Leitplanken, baut Wegmarken, an denen man vorhat vorbeizukommen, aber – anders als im Spielfilm – bleibt die Geschichte bis zuletzt eine Baustelle. Warum? Weil die Dokumentarfilmerin die Überraschung sucht, den Dialog, und ihre Geschichte über das Zuhören entwickelt. Dokumentarisches Erzählen, programmatisch gedacht, bedeutet eben auch, dass man bis zum Schluss offen bleibt für Überraschungen und man sich einlässt auf das Wagnis, dass der Film erst im Schneideraum seine Form und seine Geschichte findet.“


So entwickelt der Film WILD IM GEBIRGE seine Geschichte im Zusammenspiel unterschiedlicher Ebenen. Er lebt aus der Spannung zwischen der Nähe zu den Protagonisten und ihren sehr konkreten, authentischen Dialogen und Einschätzungen, den kontemplativen beinahe poetischen Naturtotalen, den launischen Texten des Schweizer Autors Leo Tuor (der mit seinem  Settembrini ein schillernde Personnage der Jagd geschaffen hat)  und des Kärntner Grenzgängers Ingolf Natmessnig (Grenzgänge. Leben an der Baumgrenze), sowie der sphärischen Musik des Norwegers Ketil Bjørnstad und des Wiener Posaunisten Leonhard Paul, der seine verspielt mystischen Tonfolgen eigens für diesen Film komponiert hat.

FILMOGRAFIE & TEAM

Wolfgang Tonninger hat nicht nur Hollywood-Berührungspunkte und langjährige Erfahrung im Bereich Busines Filmreportagen, sondern ist als Co-Founder der internationalen Beyond-Storytelling-Group auch ausgewiesener Narrationsexperte.

Anfangs immer wieder in Filmprojekte reingeholt – so in die Biografie-Performance des Künstlers Wilfried Singer: „DIE ORDNUNG DER VERGANGENHEIT. THE SUN IS STILL IN MY EYES“ (2018) oder in den Schnittprozess des Filmprojekts „SHADOWS OF LIGHT. DIE ANDERSWELTEN DES BARTHOLOMÄUS RESCH“, das er 2019/2020 als Dramaturg und Story-Designer gemeinsam mit Walter Fanninger finalisierte. Zahlreiche internationale Auszeichnungen wie beim ECU in Paris zur besten EUROPÄISCHEN INDEPENDENT DOKU 2021, bezeugen die Qualität dieser Zusammenarbeit.

Sein nächster Film „JEDERMANN AUF REISEN. DIE WELTVERMESSUNG EINES HEIMATLOSEN“ (2021), das ebenfalls gemeinsam mit Walter Fanninger realisiert wurde, vereint dokumentarisches Erzählen mit einem unbedingten Formwillen und hat in der Filmlandschaft für euphorische Reaktionen gesorgt – unter anderen bei den Filmfestivals in New York und Toronto, wo er in der DOK-Kategorie als Sieger hervorging.

Mit dem neuesten Filmprojekt „WILD IM GEBIRGE. MEDITATIONEN ÜBER DIE JAGD“ wurde wieder neues Terrain beschritten und das Genre Naturfilm mit neuen Stilelementen erweitert. Weit weg vom „Erklärfernsehen“ sollen neue Perspektiven auf die Jagd freigelegt und die Zuseher zum Reinhören verführt werden.

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Eine Co-Produktion von ALMBLITZ und ORF III

Erstausstrahlung der 44min Version am 30.3.2023, um 20:15 im Rahmen von „Land der Berge“.

Drehbuch: Wolfgang Tonninger

Regie: Wolfgang Tonninger

Kamera & Drohne: Tom Höll, Lothar Hofer, Vera Polaschegg

Schnitt/Postproduktion: Wolfgang Tonninger & Harald Schwarzmann

Produktion: ALMBLITZ, Wolfgang Tonninger und ORF III

Drehorte: Tennengebirge, Turracher Höhe, Gosaukamm, Osterhorngruppe, Hochkönig, Untersberg, Göll, …

Die Protagonisten: Toni Wintersteller (Berufsjäger Abtenau), Thomas Huber (Kletterikone und Jäger, Berchtesgaden), Hans und David Putz (Berufsjäger Abtenau), Hans Thaler (Jäger und Bauer, Abtenau), Max Mayr Melnhof (Jagdherr und Landesjägermeister, Grödig), Werner Brehm (Wirt und Gemeindejäger, Abtenau)

(c)Wolfgang Tonninger

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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