Neues Erzherzog Johann Museum in Schloss Stainz mit einem umfassenden Blick auf den „steirischen Prinzen“

Landeshauptmann Christopher Drexler freut sich auf die Eröffnung am kommenden Samstag

Stainz/Graz (7. Mai 2024).- Mit der Eröffnung des neuen Erzherzog Johann Museums in Schloss Stainz am Samstag (11. 05. 2024) wird das Universalmuseum Joanneum um ein weiteres Museum reicher, das sich auf rund 650 Quadratmetern Ausstellungsfläche mit dem Leben und Wirken seines Stifters auseinandersetzt. Beleuchtet werden die Beziehung Erzherzog Johanns zu Stainz, seine familiäre Geschichte, sein Einfluss auf die Steiermark, seine militärische und politische Karriere sowie seine Leidenschaft für Reisen und Natur. Erzherzog Johann bleibt als volksverbundener Reformer und Förderer des Fortschritts unvergessen und sein Vermächtnis wird bis heute durch die Vielzahl an von ihm ins Leben gerufenen Institutionen bewahrt.

Landeshauptmann Christopher Drexler: „Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass durch das Erzherzog Johann Museum eine Lücke geschlossen wird. Es gibt keine andere Persönlichkeit, die den Charakter der Steiermark so sehr geprägt hat wie Erzherzog Johann. Wenn die Steiermark heute für Wissenschaft und Forschung, für Industrie, Bildung, Kultur und für Landwirtschaft steht, sind das Tugenden und Stärken, die maßgeblich von Erzherzog Johann inspiriert wurden. Es freut mich, dass diese Ausstellung nicht der Versuchung der ,Verkitschung´ erlegen ist, sondern dass man die Rolle und Neugierde dieser herausragenden Persönlichkeit im 19. Jahrhundert herausstreicht. Ich möchte mich bei Karlheinz Wirnsberger, dem gesamten Team des Universalmuseums Joanneum und der Familie Meran für dieses Museum, das ein so maßgebliches Stück steirischer Geschichte zeigt, bedanken.”

Das neue Museum
Erzherzog Johanns umfassender Einfluss auf die steirische Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft wird in sieben thematisch gegliederten Räumen präsentiert. Dafür wurden neue Bereiche im Schloss saniert und zugänglich gemacht. Marko Mele, Geschäftsführer des Universalmuseums Joanneum: „Erzherzog Johanns Vision und Überzeugungskraft, das gute Alte mit dem guten Neuen zu verbinden, ist eine Inspiration für uns, stets nach Innovation und Fortschritt zu streben, während wir unsere Traditionen wahren. Das Erzherzog Johann Museum in Stainz verkörpert diese Philosophie und erinnert uns daran, dass es Mut und Organisationstalent erfordert, um Veränderungen zu bewirken. Wir bedanken uns bei Karlheinz Wirnsberger und dem gesamten Team, die mit unermüdlichem Einsatz und ihrer Expertise dieses Projekt verwirklicht haben, und auch der Familie Meran für die Bereitstellung zusätzlicher Räumlichkeiten hier in Schloss Stainz.”

Der Gang illustriert als verbindendes Element die Ausgangslange im 19. Jahrhundert und bildet Zeitgenossen ab. Im ersten Raum werden die Besucherinnen und Besucher in die Beziehung Johanns zu Stainz eingeführt, einem Ort, den er liebte und maßgeblich prägte. Der darauffolgende Raum widmet sich Johanns familiären Hintergründen, seiner Erziehung und frühen Prägung in Florenz sowie seiner durch Standesunterschiede erschwerten, doch letztlich erfüllten Liebe zu Anna Plochl. Zahlreiche Originalgemälde und Porträts sind ausgestellt, die Erzherzog Johann sowohl als Privatperson als auch als Repräsentanten des Hauses Habsburg zeigen. Das bekannte Bildnis, das ihn mit grau-grünem Rock zeigt, symbolisiert seine Verbundenheit mit dem Volk. Ein besonderes Highlight der Ausstellung stellt das originalgetreu geschneiderte „Steirerfrackl” dar, das vom Steirischen Heimatwerk nach historischen Schnittmustern angefertigt wurde.

Der vierte Ausstellungsbereich konzentriert sich auf Erzherzog Johanns militärische und politische Karriere. Ein besonderes Ausstellungsstück ist ein im Original erhaltener historischer Zeigertelegraf mit Selbstunterbrechung. Dieser wurde einst verwendet, um Wahlergebnisse von Frankfurt nach Berlin zu übermitteln. Die Übertragung dauerte rund drei Stunden.

Raum 5 beschreibt Johanns Visionen und die realisierten Projekte zur Modernisierung und wirtschaftlichen Förderung der Steiermark. Sein Engagement für die Steiermark, seine Förderung von Bildungseinrichtungen, Wirtschaftsunternehmen und Infrastrukturprojekten prägten die Region nachhaltig. Von der Etablierung der Südbahn über die Förderung der Landwirtschaft bis hin zu wissenschaftlichen Unternehmungen wie der Brasilien-Expedition wird sein Bestreben deutlich, Fortschritt und Wissenschaft zu vereinen. Erzherzog Johann gründete das Universalmuseum Joanneum und den Leseverein als Bildungseinrichtungen. Durch die Gründung der privaten Wechselseitigen Brandschadenversicherungsanstalt im Rahmen der Landwirtschaftsgesellschaft im Jahr 1829 legte er den Grundstein für eine Institution, die auch im 21. Jahrhundert zu den führenden Versicherungseinrichtungen zählt. Eine weitere wichtige Gründung ist unter anderem die Berg- und Hüttenschule in Vordernberg, die zur Gründung der heute weltweit bekannten Montanuniversität Leoben führte.

In der Ausstellung wird auch Erzherzog Johanns Leidenschaft für Reisen und Natur sichtbar. Er widmete sich auf seinen Bergwanderungen der Naturbeobachtung und Sammeltätigkeit, nächtigte in Hütten, unterhielt sich mit Jägern, Sennerinnen, Bauern und Holzknechten und hielt seine Beobachtungen dabei genauestens fest. Die Schau endet im letzten Raum mit einer Betrachtung des Mythos Erzherzog Johann, der in vielfältiger Weise in der Volkskultur, in musikalischen und literarischen Werken sowie in seiner posthumen Rezeption als Symbolfigur für Fortschritt und Volksnähe weiterlebt. Sein Lebensweg wird als Spiegelbild eines Jahrhunderts dargestellt, das von tiefgreifenden Veränderungen und der Suche nach neuen Wegen geprägt war.

Erstmals gezeigte Archivalien
Im Rahmen der Recherche und Umbauarbeiten wurden in Schloss Stainz unterschiedliche bislang nicht veröffentliche Archivalien gefunden, die im Erzherzog Johann Museum nun erstmals zu sehen sind – zum Beispiel handgezeichnete originale Umbaupläne für Schloss Stainz, die Erzherzog Johanns Sohn (1872) anfertigen ließ. Auf dem Dachboden des Schlosses wurden Bodenproben der Filialen der Landwirtschaftsgesellschaft gefunden. Diese dienten etwa dazu, den Mitgliedern die unterschiedliche Struktur von Böden zu erklären. Gezeigt werden außerdem originale Einrichtungsstücke aus dem Palais Meran in Graz wie etwa ein Sessel, Gewehrständer, das Bildnis von Anna Plochl mit ihrem Kind oder originale Waffen.

Karlheinz Wirnsberger, Leiter der Museen in Schloss Stainz: „Wir freuen uns, dieses neue Museum in Schloss Stainz eröffnen zu können. Mit der Schaffung des Erzherzog Johann Museums ist es gelungen, die vielfältigen Sammlungsbereiche des Universalmuseums Joanneum unter dem Aspekt seines Gründers darzustellen. Auf die Besucher*innen warten nicht nur bislang ungezeigte Artefakte, Archivalien und Porträts, sondern auch ein interaktives Besuchserlebnis und die einzigartige Gelegenheit, in das Leben und Wirken von Erzherzog Johann einzutauchen.”

Das Erzherzog Johann Museum integriert moderne Medien in das historische Setting von Schloss Stainz und schafft dadurch ein innovatives Erlebnis. Durch interaktive Stationen haben Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, tiefer in die Geschichte von Erzherzog Johann einzutauchen. 3-D-Figuren schaffen eine lebendige Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die Ausstellungsgestaltung lässt weiters in Details der Restaurierungsarbeiten blicken und legt somit einen Teil der Museumsarbeit hinter den Kulissen offen.


Erzherzog Johann Museum
Ein Leben für den Fortschritt

Eröffnung: 11.05.2024, 11 Uhr

Kuratiert von Karlheinz Wirnsberger mit Barbara Müller und Maria Zengerer
Gestaltung: Werner Schrempf, Diana Brus, die ORGANISATION Graz

Schloss Stainz, Schlossplatz 1, 8510 Stainz
Internet: museen-schloss-stainz.at

Sponsoren: Grazer Wechselseitige Versicherung und Landwirtschaftskammer Steiermark

Am kommenden Samstag wird das neue Erzherzog Johann Museum in Schloss Stainz eröffnet, v.l.n.r.: Kuratorin Barbara Müller, Landeshauptmann Christopher Drexler, Leiter der Museen in Schloss Stainz und Kurator Karlheinz Wirnsberger, Kuratorin Maria Zengerer
© Universalmuseum Joanneum / J.J.Kucek

Interaktive Stationen in der Ausstellung geben vertiefende Einblicke in das Leben und Wirken des “steirischen Prinzen” 
© Universalmuseum Joanneum / J.J.Kucek

Erzherzog Johann in der Steiermark – der Weg zum Universalmuseum Joanneum 

Nachdem der intellektuelle, aber auch sehr volksnahe Prinz seine Vorhaben auf die Steiermark verlegt hatte, begann er 1810 Verhandlungen mit den steirischen Ständen, um in Graz ein Bildungsinstitut zu errichten. Nachdem diese Verhandlungen für beide Seiten erfolgreich verliefen, begann man 1811, nach dem Ankauf eines Museumsgebäudes (Lesliehof) in der Raubergasse, mit der Übersiedelung der gesammelten Ausstellungs- und Lehrmittel von Wien nach Graz. Dies war der Beginn einer neuen kulturellen Entwicklung in der Steiermark. Im November 1811 wurde die Schenkungsurkunde an den steiermärkischen Landtag übergeben und so entstand das Innerösterreichische Nationalmuseum.

Im 21. Jahrhundert wurde das Joanneum aus der Landesverwaltung ausgegliedert und 2003 die gemeinnützige Landesmuseum Joanneum GmbH gegründet, um im internationalen Museumsbetrieb konkurrenzfähig zu bleiben. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wuchs das Joanneum um weitere Sammlungen und mit Mai 2024 und der Erweiterung um das Erzherzog Johann Museum in Stainz umfasst das Universalmuseum Joanneum 20 Museen und einen Zoo.

Der Name Joanneum

Am Eingangsportal des Museumsgebäudes Raubergasse 10 wurde im Jahr 1811 der Name IOANNEUM angebracht, der auf die antike Version des Eigennamens zurückgeht. IOANNEUM könnte man analog zu Begriffen wie griech. Museion (lat. Museum, dt. Gebäude und Lehrstätte der Musen) oder griech. Lykeion (lat. Lyceum, dt. Gebäude und Lehrstätte des Apollon Lykeios) als „Gebäude und Lehrstätte des Johann“ übersetzen.

Schloss Stainz im Gratzer Kreis, Gehörig seiner k.k.Hohet dem Durchl. Erzherzog Johann von Oesterreich

Ein Überblick über die Familiengeschichte Erzherzog Johanns

Erzherzog Johann (geboren am 20. Jänner 1782 in Florenz, gestorben am 11. Mai 1859 in Graz) war das 13. Kind von Leopold II. und seiner Frau Maria Ludovica von Bourbon. Nach dem Tod Josephs II. im Jahr 1790 folgte Johanns Vater seinem Bruder auf den Kaiserthron und die Familie zog nach Wien. Nachdem Johann 1799 seine militärische Ausbildung in der Josefstädter Reiterkaserne begonnen hatte, wurde er 1800 zum Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee ernannt (obwohl er eine Niederlage gegen die Franzosen bei Hohenlinden erlitt) und 1801 zum Stellvertreter seines Bruders Erzherzog Carl im Hofkriegsrat. Zwischen 1804 und 1805 organisierte er den Landsturm in Tirol und wurde anschließend 1805 Armeekommandant in Westungarn.

Er spielte eine maßgebliche Rolle bei der Vorbereitung des Aufstands in Tirol, das 1805 an Bayern abgetreten wurde. Während des Kriegsausbruchs im Jahr 1809 wurde er Oberkommandierender der Südarmee, die sich von Oberitalien über die Steiermark nach Westungarn zurückziehen musste. Durch sein verspätetes Eingreifen in die Schlacht bei Wagram (5./6. Juli 1809) trug er die Hauptschuld an der Niederlage. Der von ihm gemeinsam mit Joseph Hormayr 1812 gegründete „Alpenbund“ (eine Geheimorganisation gegen Napoleon) wurde 1813 verraten und Johann wurde von seinem kaiserlichen Bruder Franz II. gemaßregelt. Er durfte Tirol nicht mehr betreten. Danach war Johann hauptsächlich in der Steiermark aktiv.

Am 18. Februar 1829 heiratete er Anna Plochl, die Tochter des Postmeisters von Aussee. Sie wurde 1834 zur Freiin von Brandhofen erhoben und erhielt später den Grafenstand „von Meran“. Im Revolutionsjahr 1848 war Johann maßgeblich an der Nötigung Metternichs zum Rücktritt am 13. März in der Hofburg beteiligt. Von 29. Juni 1848 bis 20. Dezember 1849 war Johann als Reichsverweser Vorsitzender der deutschen Nationalversammlung in Frankfurt am Main und eröffnete am 22. Juli 1848 den österreichischen Reichstag in Wien.

Erzherzog Johann verstarb am 11. Mai 1859 in seinem Palais in der Leonhardstraße in Graz an Lungenlähmung. Seit 1869 befindet sich sein Grabmal in der Grabkapelle der Burg Schenna bei Meran in Südtirol.

Johann Huber, (nach Johann Peter Krafft); Erzherzog Johann am Hochschwab; Öl auf Leinwand, 1839
Foto: UMJ, N.Lackner
Elias Hütter; Erzherzog Johann von Österreich Porzellan, Gips, Gold, Wien 1814
Universalmuseum Joanneum

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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