Wolfstopp: Transnationales Frühlingssymposium in Bad Aussee. Wieder Wolfsrisse in der Region. Update!

Heute, 18.April, fand im Kurhaus Bad Aussee ein internationales Netzwerktreffen zum Thema Wolfstopp statt. Gerhard Fallent, Obmann des Vereines, hatte das Treffen organisiert. Im Mittelpunkt standen verschiedene Präsentationen aus europäischen Ländern (Italien, Schweiz, Deutschland, Niederlande, Tschechien….) zur Wolfsproblematik, die eines gemeinsam hatten: den Schutzstatus des Wolfes von “streng geschützt” auf “geschützt” herabzusetzen.

In der Schweiz, dort leben 37 Rudel, das sind etwa 300 Wölfe, hat das Schweizer Bundesamt für Umwelt nach Inkrafttreten eines novellierten Jagdgesetzes 12 der landesweit 32 Wolfsrudel zum Abschuss freigegeben – das führte im Dezember 2023 und Jänner 2024 zum Abschuss von 32 Wölfen. Die Entscheidung fiel deswegen, weil sich der Wolf schnell vermehrte: Im Jahr 2020 waren es demnach noch elf ­Rudel mit gut 100 Tieren. Ebenso nahm die Zahl der gerissenen Weidetiere deutlich zu. Wurden 2019 noch 446 Nutztiere von Wölfen gerissen, waren es 2022 bereits 1480. In Fachkreisen spricht man von einem Reproduktionsfaktor von 1,4, d.h. wenn man nicht eingreife, würden aus 100 Wölfen in 10 Jahren 3.000.

In der EU ist die Situation kompliziert, die Kommission hatte im Dezember 2023 angekündigt, den Schutzstatut des Wolfes senken zu wollen. Zwar herrscht inzwischen ein breiteres Verständnis in den EU-Ländern dafür, dass in der Sache Handlungsbedarf besteht, doch der Weg zu neuen Regeln ist ein weiter, denn die Generalanwältin des EUGH hat im Jänner 2024 den Wolfabschuss nur als allerletztes Mittel bezeichnet. 2023 haben verschiedene österreichische Bundesländer, trotz des Schutzstatus, Verordnungen erlassen, die das Abschießen von sogenannten “Problemwölfen” ermöglicht und sie wurden auch durchgeführt……

Das Netzwerktreffen in Bad Aussee soll nach Auskunft von Gerhart Fallent dazu beitragen, Einfluss auf die Entwicklung zu nehmen, das Freigeben des Abschusses von Wölfen zu beschleunigen. In diesem Sinne wurde heute auch eine entsprechende “Ausseer Deklaration verfasst.

Kernpunkte der Ausseer Deklaration Günstiger Erhaltungszustand ist mehr als erreicht (Zusammenfassung von Gerhard Fallent).

Beim günstigen Erhaltungszustand berufen wir uns auf die Europäische Studie aus dem Jahre 2017 die besagt, dass es in Europa einen Mindestbestand von 1.000 reproduktiven und gesamt 2.500 erwachsene Wölfe braucht, um das Überleben der Art zu sichern.

Bei dieser europäischen Betrachtung 1 Rudel pro 11.000km2 ausreichend, um den geforderten Mindestbestand zu sichern.

Bei einer gegenwärtigen Population von nur 20.000 Wölfen in Europa ist jedoch der Mindestbestand bereits heute mindestens um das 4-fache überschritten, da bei einer Rudelstärke von 10 Tieren 2000 Rudel mit 4.000 reproduktionsfähigen Tieren leben.

Territoriale Verbreitung ist erreicht

Durch die über das Betrachtungsgebiet in den ausgewiesenen Zonen verteilte Population ist die erforderliche territoriale Verbreitung gegeben.

Umsetzung nationaler Wolfsmanagementpläne trotz Berner Konvention und FFH-Richtlinie

Jeder Nationalstaat orientiert sich bei der Festlegung seiner Wolfsbestands-Obergrenze an der Vorgabe von 1 Wolfsrudel pro 11.000km2. Dividiert man die Staatsfläche durch 11.000 ergibt dies die Wolfsrudel-Obergrenze.

In der beigefügten „Ausseer Deklaration ist im Punkt 6.2 festgehalten, in welchen Gebieten Wölfe leben könnten und im Punkt 6.3 festgelegt, wo Wölfe keinen Platz haben.

Bei einer durchschnittlichen Reviergröße von 200km2 benötigt ein Nationalstaat nicht mehr als 2% seines Staatsgebietes um eine ausreichende Anzahl von Wölfen zu beherbergen.

Im Punkt 6.6 werden die Regulierungsmodalitäten nach dem Vorbild der Schweiz ausgewiesen und unter 6.7 auf ein begleitendes professionelles Monitoring eingegangen.

Begründung der Maßnahmen im Rahmen der FFH-Richtlinie und der Berner Konvention

Im Punkt 7 werden die Maßnahmen nach dem Vorbild der Schweiz und Schweden begründet.

Weiter Festlegungen

Im Punkt 8 wird auf weitere Festlegungen eingegangen. Dabei wird jede Form der Verteilung, Freisetzung und Wiederansiedlung von Großraubtieren durch Menschen strikt abgelehnt. Herdenschutzmaßnahmen stellen ausschließlich eine Notfallmaßnahme in Krisenzeiten dar. Der beste Herdenschutz ist die massive Regulierung der Wolfspopulation.

Weiters wird auf die Finanzierung von Herdenschutzmaßnahmen, die Haftungsabwehr sowie Vergütung von Schäden und Schmerzensgeldern

Forderungen im Rahmen der Ausseer Deklaration

• Sofortige Erarbeitung und Umsetzung nationaler Wolfsmanagement- Pläne unter Berücksichtigung der unter Punkt 6 genannten Eckdaten auch bereits im Rahmen der bestehenden Berner Konvention sowie der FFH-Richtlinie; die Zeit drängt, in vielen Ländern ist es bereits fünf nach zwölf.

• Rasche Senkung des hohen Schutzstatus von Wölfen in der Berner Konvention sowie der FFH-Richtlinie der EU als logische Konsequenz des bereits seit langem bestehenden „günstigen Erhaltungszustandes“ der Wölfe.

Die Verfasser der Deklaration beurteilen die gegenwärtige Politik als verantwortungslos, grob fahrlässig und willkürlich.

Höhepunkt des Symposiums

Höhepunkt des Symposiums war die feierliche Unterzeichnung der Ausseer Deklaration von Entscheidungsträgern aus dem In- und Ausland (Siehe beigefügtes Foto)

Von links nach rechts:

  • Georges Schnydrig vom Vereins Schweiz zum Schutz ländlicher Lebensräume vor Großraubtieren
  • Bürgermeister Franz Steinegger, Grundlsee
  • LAbg. Camilla Schwabl
  • Bürgermeister Gerald Loitzl, Altaussee
  • Bürgermeister Franz Frosch, Bad Aussee
  • Ronald Sommer vom Vereins Schweiz zum Schutz ländlicher Lebensräume vor Großraubtieren
  • LAbg. Albert Royer
  • NAbg. Thomas Knutti aus der Schweiz
  • Naturschutzlandesrätin Mag. Susanne Rosenkranz
  • LAbg. Jürgen Wirth-Anderlan
  • MEP Mag. Roman Haider
  • Wim Hennink von der Bürgerinitiative Stichting Wij(s) met wolven aus den Niederlanden
  • Gerhard Fallent, Obmann Verein Wolfstopp
  • Bgm. DI Johannes Pressl, Präsident des Österreichischen Gemeindebundes
  • Matthias Kranz, Obmann Agrar- und Umweltclub
  • NAbg. Bgm. Andreas Kühberger Wolfstopp – Initiative zur Regulierung des Wolfbestandes, Langschlägerwald 18, A-3921 Langschlag T: 0043 676 690 8331 E: office@wolfstopp.at W: www.wolfstopp.at

• LAbg. Andreas Gang

Weiters wurde die Ausseer Deklaration von MEP Alessandro Panza aus Italien, MEP Hermann Tertsch aus Spanien, Marc Weytjens aus Belgien sowie Joseph Grasegger Vorsitzender vom Landesverband Bayrischer Schafhalter im Rahmen von Videobotschaften unterstützt und getragen.

Wolfstopp Obmann Gerhard Fallent hoch erfreut: „Bad Aussee ist zum Impulszentrum für eine verantwortungsbewusste und kluge Großraubtierpolitik geworden“. Und Fallent weiter: Mit der breiten Unterstützung der Ausseer Deklaration setzen wir ein starkes Zeichen der transnationalen Geschlossenheit und Entschlossenheit den Druck zur raschen Erreichung unserer Ziele zu erhöhen“.

Auftakt einer europaweiten Kampagne

Das transnationale Frühlingssymposium in Bad Aussee stellt den Auftakt einer europaweiten Kampagne dar. Die nächsten Veranstaltungen wird es in den Niederlanden und in Südtirol geben. Fallent überzeugt: „Durch die Bereitschaft unserer Partner in ihren Ländern Veranstaltungen mit uns zu organisieren, wird es uns gelingen, eine breite europäische Allianz aufzubauen und für die Ausseer Deklaration europaweit zu werben und so auf viele Mitgliedsstaaten der EU einzuwirken.“

Mehr in einem ARF – Fernsehbericht

PS: In der Region Ausseerland Salzkammergut ist es in letzter Zeit wieder zu Wolfsrissen gekommen.

Die Bäuerinnen aus dem Ausseerland Salzkammergut hatten viele Schmankerl vorbereitet, um den Wolfshunger zu stillen.

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

Comments

  1. Sehr gut!👍
    Endlich bewegt sich was in die richtige Richtung.
    Sollen unsere Weidetiere als Wolfsfutter von uns gehalten werden?
    Alle Wolfsschützer die uns Herdenschutz vorschreiben wollen (Zäune), haben noch nie versucht auf einer Alm einen „Zaunpflock“ einzuschlagen!

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