Faschingmontag im Ausseerland im Zeichen der Trommelweiber

In Bad Aussee gibt es in den verschiedenen Ortschaften gleich mehrere Trommelweibergruppen. Die beiden Gruppen des Marktes stechen hier mit einer standesbetonten Tradition hervor: Die Trommelweiber am Faschingmontag repräsentieren das Bürgertum, jene am Faschingdienstag das Arbeitertum. Auch äußerlich gibt es zwischen den beiden eine kleine Unterscheidung: Die Montagsgruppe stellt sich etwas farbenträchtiger dar wie zum Beispiel mit bunten Schürzen, was aber in der Dienstagsgruppe verpönt ist. Einige Trommelweiber, die am Dienstag mit dem falschen Kostüm auftreten, werden auch heute noch schimpfend verjagt. Beim Umzug gibt es nur wenige Stationen, die beide Trommelweibergruppen besuchen.

Die “Markter Trommelweiber” sind der Überlieferung nach aus dem Spott der Bürgersleute Aussees über deren Frauen entstanden. Diese haben die Männer spät nachts, gekleidet in ihren Nachtgewändern, förmlich aus den Wirtshäusern nach Hause “getrommelt”. Genaue Fakten zur Gründung gibt es dazu nicht. Die Spaltung in die Bürger- und Arbeitertrommelweiber (letztere marschieren am Faschingdienstag durch den Ort) ist letztlich dem lange Zeit existierenden politischen Lagern geschuldet, dessen geografische Grenze in Bad Aussee die Beckbrücke war.

Auch in Grundlsee und in Altaussee gibt es Trommelweibergruppen. In Altaussee gibt es jedoch eine feministische Abwandlung des Brauchtums: Getrommelt wird ausschließlich von Frauen, nur unter den Musikanten dürfen auch Männer auftreten.

Die Umzüge am Faschingmontag und Faschingdienstag beginnen immer frühmorgens. Es werden verschiedene Lokalitäten aufgesucht, in denen die Trommelweiber eine Zeit lang verweilen und in denen sie verköstigt werden, vor allem mit Bier und Schnaps, Krapfen, Würstchen und Gulaschsuppe.

2017 wurde der Ausseer Fasching zum immateriellen Kulturerbe der UNESCO erklärt.

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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