Winter im Salzkammergut – An Pfochtl brauchts!

Die Tiefgrabener Rosserer
Gerti Herzog zieht von Mondsee aus mit ihrer Norikerstute Trixi trotz eines gewaltigen Schneesturms und eisigen Temperaturen los, um ihrem Lehrmeister, dem Holzknecht Hans Lettner, beim Holzrücken oberhalb des Tiefgrabens zu helfen. Kaum eine Tätigkeit im Wald übt so viel Faszination aus und zieht den Beobachter derart in Bann, wie das Holzrücken mit Pferden. Die harmonische, oft intuitive Zusammenarbeit von Mensch und Tier zu erleben und zu sehen, mit welch Präzision die schweren Stämme oft zentimetergenau rangiert werden, hinterlässt bleibende Eindrücke.

Flotte Flotten
Seit Wochen rücken die Arbeiter der “Österreich”, einem Schiff aus der Wolfgangseeflotte, mit der Flex zu Leibe und schlitzen ihr den Bauch auf. Die “Österreich” bekommt einen neuen Rumpf. Es ist das erste Mal in Österreich, dass so etwas gemacht wird. Im Winterquartier für die Lokomotiven der Schafbergbahn sind ausgewiesene Spezialisten am Werk. Sie zerlegen die historischen Loks in ihre Einzelteile und machen sie flott für den nächsten Frühling, wenn die Schiffe am See und die Schafbergbahn wieder in Betrieb genommen werden. Und dann werden die Spezialisten für alte Dampfloks wieder Gleismeister, Heizer und Lokführer.

Die Gamsbartbinderin und der “Pfochtl”
Burgl Schramml ist die einzige Frau im Salzkammergut, die in die sonst streng gehütete Männerdomäne des Gamsbartbindens eingedrungen ist. Bis sie einen Lehrmeister gefunden hat, hat es zwar eine Zeit gedauert, doch in Hallstatt gab es dann doch einen, der es ihr beigebracht hat. Einen Gamsbart zu binden ist eine hohe Kunst. Etwa 16 Stunden braucht die Wildhaarbinderin für einen Ausseer Bart. Im Salzkammergut ist es auch der Brauch: Ein Tier, ein Bart, nicht mehr. Den übertrieben protzigen Bart aus Haaren von acht bis zehn Tieren, wie sie ihn in Bayern haben, den macht die Burgl nicht.

“Wie eine alte Weinflasche muss sie aussehen”
Das steirische Meer, wie der Grundlsee auch genannt wird, ist der größte See der Steiermark. Was für Venedig die Gondeln, sind für den Grundlsee und die Salzjammergutseen die Plätten oder Fuhren. Ursprünglich wurden sie zum Fischen und für den Transport von Salz, Holz oder Viehfutter gebaut. Sie haben sich ursprünglich aus einem Einbaum entwickelt und sind auf allen Seen des Salzkammerguts zu finden. Eine Fuhr zu bauen ist eine Kunst. Die Tischlerei der Brüder Erhard und Hans Amon ist heute der letzte Betrieb am Grundlsee wo die Fertigkeit des Plättenbaus nach alten Methoden noch weiterlebt. Jeden Winter bauen Hans und Erhard noch ein oder zwei Plätten. Gelernt haben sie es von ihrem Großvater, einem Holzknecht. “Wie eine alte Weinflasche muss sie aussehen, die Form einer Fuhr, hat der Großvater immer gesagt”, meint Hans dazu.

Post auf Ski
Dass Hüttenbetreiber, Hotelangestellte oder Gäste ihre Post auf der Tauplitzalm bei Bad Mitterndorf bekommen, dafür sorgt Helmut Edelmaier. Er ist der einzige Briefträger Österreichs, der die Post im Winter auf Ski zustellt. Egal, ob eisiger Wind die Temperaturen 20 Grad unter null drückt oder ob ihn frischer Tiefschnee und wolkenloser Himmel erwartet, von Dezember bis Mai ist Helmut täglich auf Dienstlatten unterwegs. “Ab November, je nachdem wann es zuschneit bei uns, bin ich zuerst mal zu Fuß unterwegs und sobald Schibetrieb ist, kann ich mich mit Liften ein bisschen fortbewegen”, meint der sportliche Postbote. Trotzdem dauert es eine ganze Weile, bis alle ihre Post bekommen haben und alle Briefkästen auf der ausgedehnten Alm geleert sind.

© Walter Maria Seitz-Krautsdorfer

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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