Ausseerland bringt mit „Kultur-Mittwoch” die Vielfalt ins Klassenzimmer

Ob Malen, Musizieren mit Kapellen oder Diskutieren mit Schriftstellern – in der steirischen Region Ausseerland-Salzkammergut wird mit dem Projekt „SKUL” Kultur in all ihren Facetten für Kinder und Jugendlichen erlebbar gemacht.

Eine Kapelle zu Gast im Klassenzimmer

Kultur besteht nicht nur aus Theater, klassischer Musik und Bildern in Museen, sondern steckt in allen Bereichen der Gesellschaft. Das ist ein Ansatz, den die Region Ausseerland-Salzkammergut mit dem Projekt „Schule Kultur Lernen – SKUL” verfolgt, das im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas 2024 entstanden ist. Kultur in all seinen Formen soll damit einen fixen Tag in der Woche, dem „Kultur-Mittwoch” in die Bildungseinrichtungen des Ausseerlandes einziehen und Kindern und Jugendliche die Vielfalt des Kulturbegriffes näherbringen. „Wir haben uns, nachdem wir uns für die Kulturhauptstadt beworben haben, überlegt, wie wir Kultur auch im Bildungsbereich mehr verankern können”, sagt Franz Steinegger, Bürgermeister von Grundlsee und einer der Initiatoren des „Kultur-Mittwochs”.

Insgesamt 1276 Kinder und Jugendliche aus 18 Bildungseinrichtungen der Region sind in das Projekt involviert, Steinegger sieht „SKUL” als Chance, Kultur in breit gefächertem Kontext in den Schulalltag zu integrieren. „Jedes Schulfach eignet sich dazu, Kultur im damit zusammenhängenden Kontext aufzugreifen, mithilfe des Projekts soll Kultur zum Schwerpunkt werden”, so Steinegger. Mit 150.000 Euro unterstützt das Land Steiermark das Projekt des Ausseerlandes, 100 Euro werden Schulen pro Kind für kulturelle Aktivitäten bereitgestellt. „Die Schulen und Kindergärten sind deshalb angehalten, auch mehr mit externen Personen und Vereinen zu arbeiten, um den Kindern Kultur zum Anfassen zu bieten und ihnen die Vielseitigkeit vor Augen zu führen”, so der Bürgermeister.

© Privat

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Voneinander lernen

Schriftsteller, die mit den Kindern über Literatur sprechen, Krampusmasken-Schnitzkurse, das Arbeiten mit Künstlern, das Kochen regionaler Gerichte – über das ganze Jahr sollen mit dem Kultur-Mittwoch aktive Impulse gesetzt werden, um Kindern eine kulturelle Basisausbildung zu geben, wie Steinegger erklärt. „Das halte ich für essenziell und lebensnotwendig, weil es jeden Bereich unserer Gesellschaft umfasst und zudem den Horizont der Kinder erweitert. Dadurch wird in weiterer Folge Wertschätzung und Toleranz gegenüber globalen Kulturen gefördert.”

Doris Bittmann, die 40 Jahre im Schuldienst und davon 17 Jahre als Schulleiterin tätig war, liefert als eine der Projektbeteiligten pädagogische Impulse zur Durchführung und Dokumentation des Projektes. „Es ist wichtig, dass die einzelnen Bildungseinrichtungen sich gegenseitig mit ihrem Wissen unterstützen, denn oft fehlt den einen Fachwissen, das andere aber vorweisen können. In diesem Projekt geht es darum, gemeinsam so zu arbeiten, dass die Kinder davon profitieren”, so die gebürtige Judenburgerin, die sich im Rahmen des Projektes ehrenamtlich engagiert und zudem als „Lese-Doris” unter anderem in Bad Aussee als Lese-Patin Kinder von Literatur begeistert. Am Ende sollen die einzelnen Kultur-Projekte der Schulen und Kindergärten gesammelt für die Bildungseinrichtungen verfügbar gemacht werden – digital und analog.

Auch die lokale Feuerwehr gehört zur Kultur der Region © Privat

Balkonkonzerte und Ratespiele

Auch ihr selbst konzipiertes Ratespiel „Das Salzkammergut Dingsda” seien neben dem Engagement der Steirerin ein Grund gewesen, warum sie für das Projekt an Bord geholt wurde. Aus dem Spiel ist zudem eine Idee für die Kulturhauptstadt entstanden. „ Kinder erklären den Menschen Programminhalte der Kulturhauptstadt, ohne den eigentlichen Begriff zu nennen. Sie wurden dabei mit der Kamera begleitet, das Ergebnis gibt es auf einem Fernseher beim Tiefbrunnen im Kurpark in Bad Aussee zu sehen. Den Rahmen für den Fernseher haben auch die Kinder gestaltet.” Dass Bittmann sich für Kulturbildung einsetzt, kommt nicht von ungefähr. „Kultur hat in meiner Familie einen hohen Stellenwert, deswegen engagiere ich mich in vielen Einrichtungen ehrenamtlich. Umso wichtiger finde ich, Kindern den Wert von Kultur näherzubringen.” Seit dem Projektbeginn Anfang des Jahres fanden zudem Balkonkonzerte von Ausseer Kindern, Kunst-Tage im Kindergarten und in den Mittelschulen statt.

Doris Bittmann (li.) ist als Expertin stark in das Projekt involviert© Privat

Mehrere Jahre befand sich das Projekt im Rahmen der Kulturhauptstadt in Planung, im Moment ist die Laufzeit bis Ende 2024 angesetzt, für Steinegger endet die Arbeit dort aber nicht. „Im besten Fall können wir den ,Kultur-Mittwoch’ nicht nur weiterführen, sondern können auch andere Regionen und Länder mit dem Erfolg inspirieren.” Steinegger denkt dabei auch international und hofft, mit dem Projekt auch innerhalb der EU auf offene, interessierte Ohren zu stoßen.

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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