VCÖ: Verkehr ist für 41 Prozent der Bodenversiegelung in Steiermark verantwortlich

In der Steiermark sind Flächen von insgesamt fast 472 Quadratkilometer versiegelt. Allein der Verkehr ist für 41 Prozent der versiegelten Fläche verantwortlich, weist die Mobilitätsorganisation VCÖ anlässlich des Weltumwelttags auf Daten des Umweltbundesamts hin. Damit kann der Verkehr einen großen Beitrag zur Entsiegelung leisten, insbesondere bei Parkplatzflächen, aber auch in den Gemeinden und Städten, etwa durch Rückbau überbreiter Straßen.  

Rund 192 Quadratkilometer nehmen die versiegelten Verkehrsflächen ein. Damit ist der Verkehr für 41 Prozent der gesamten versiegelten Fläche der Steiermark verantwortlich, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ auf Daten des Umweltbundesamts aufmerksam. Dazu kommen im Ausmaß von 81 Quadratkilometern Verkehrsflächen, die nicht versiegelt sind. Im Bezirk Graz-Umgebung sind 22 Quadratkilometer Verkehrsflächen versiegelt, im Bezirk Hartberg-Fürstenfeld 21 Quadratkilometer und im Bezirk Südoststeiermark 20 Quadratkilometer, informiert der VCÖ.

Zum Vergleich: Die versiegelten Siedlungsflächen für Wohnen sowie für Betriebe, Gewerbe und Industrie betragen in Summe 267 Quadratkilometer.

“Bodenversiegelung, etwa durch asphaltierte Straßen und Parkplätze, ist ein Umweltproblem und verschärft die Folgen von Extremwetterereignissen, wie Starkregen und Hitze. Durch den Klimawandel werden Extremwettereignisse in den kommenden Jahren zunehmen. Der Verkehrsbereich kann einen wichtigen Beitrag zur Entsiegelung und zum Schutz der Böden leisten. Dieses Potenzial ist zu nutzen”, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest.  

Bei Starkregen kann das Wasser bei durch Asphalt versiegelten Flächen nicht in den Boden abfließen, wodurch es zur Überlastung des Kanalisationssystems und in der Folge zu Überschwemmungen kommen kann. An Hitzetagen wiederum heizen sich die Asphaltflächen massiv auf, verschärfen tagsüber im Umfeld die Hitzebelastung und strahlen in der Nacht die gespeicherte Wärme ab, wodurch es in der Nacht weniger abkühlt.

Eine wichtige Maßnahme ist die verstärkte Entsiegelung von Pkw-Parkplätzen durch versickerungsfähige Oberflächen. Zudem sind bei größeren Pkw-Parkplätzen vermehrt Bäume zu pflanzen. Auch hier kann einerseits Wasser versickern und im Boden gespeichert werden, zum anderen spenden die Bäume Schatten für dort parkenden Autos, betont der VCÖ.

Gemeinden und Städte können im öffentlichen Straßenraum mehr Grünflächen schaffen und das Schwammstadtprinzip anwenden. Dabei wird unterhalb der befestigten Oberfläche den Wurzeln von Bäumen mehr Raum gegeben, ein Substrat aus Schotter, Kompost und anderen Substanzen saugt wie ein Schwamm das versickernde Regenwasser auf und speichert es. Eine hochwertige Entsiegelung ist essentiell, damit wichtige Funktionen des Bodens wieder aufgenommen werden können.

Weiters können Gemeinden und Städte das zu Fuß gehen und Radfahren als platzsparende Mobilität fördern. “Eine Siedlungsentwicklung, die Ortskerne und Nahversorgung stärkt, die darauf achtet, dass Supermärkte nicht außerhalb des Orts auf der grünen Wiese errichtet werden, sondern im Ort, ermöglicht der Bevölkerung, mehr Erledigungen zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu machen”, erinnert VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Auf einem einzigen Pkw-Abstellplatz können rund 10 bis 12 Fahrräder parken, Fußgängerinnen und Fußgänger benötigen gar keinen Parkplatz.

Auch außerhalb des Ortsgebiets kann der Rückbau von überbreiten Straßen zur Entsiegelung beitragen. Beispielsweise wurde in Kärnten aus einer überbreiten Freilandstraße ein Grünstreifen gefräst und die rechts davon verbleibende Asphaltfläche wird nun als sicherer Radweg verwendet.

“Böden sind eine sehr wertvolle Ressource. Sie sind unverzichtbar für die Lebensmittelversorgung, sie sind unverzichtbar für Fauna und Flora, sie sind unverzichtbar, damit Wasser versickern und gespeichert werden kann. Diesen Schatz gilt es zu bewahren auch für die künftigen Generationen”, betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. Deshalb ist es auch wichtig, möglichst keine weiteren wertvollen Böden durch Parkplätze oder Straßen zu versiegeln.

Das Potenzial mit Verkehrsmaßnahmen dazu beizutragen, dass die vorhandenen Straßenkapazitäten ausreichen, ist groß. Etwa durch mehr Fahrgemeinschaften, durch verstärktes Mobilitätsmanagement von Unternehmen, Freizeiteinrichtungen und Tourismusregionen, durch öffentliche Verkehrsverbindungen und eben auch durch geh- und radfahrfreundliche Verkehrsplanung in den Gemeinden und Städten.

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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