„Ermittlungsgruppe Michael“: Sprengsätze – Tatverdächtiger festgenommen

Steiermark/Graz. – Nach mehreren Sprengsätzen im Umkreis der Zeugen Jehovas und monatelangen Ermittlungen nahmen steirische Ermittler nun einen Tatverdächtigen (55) fest. Das ehemalige Mitglied der Glaubensgemeinschaft zeigt sich geständig. Erkenntnisse aus der ersten Einvernahme führten zu einem neuerlichen Großeinsatz in Graz. 

Bereits seit August 2023 ermittelte das in diesem Fall federführende Landesamt für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) Steiermark gegen einen vorerst unbekannten Täter. Zwei an Fahrzeugen angebrachte und detonierte Sprengsätze lösten die Ermittlungen aus. Rund sieben Monate später (März 2024) führte ein „verdächtiges Paket“ im Eingangsbereich des Königreichssaals in Kalsdorf bei Graz zu ersten Hinweisen. Dabei konnte der Entschärfungsdienst (ESD) des EKO Cobra/DSE den grundsätzlich funktionstüchtigen Sprengsatz rechtzeitig mittels Roboter bzw. einem Sprengunterdrückungssystem auf einem Lkw abtransportieren und entschärfen. Umfangreiche Spurensicherungen und Analysen des Sprengsatzes waren die Folge. Auch Sprengstoff-Experten der Polizei (SKO) und diverse Kriminalisten waren in die Analysen involviert. Erst Anfang Mai sorgte dann der vor einem Privathaus detonierte Pkw eines Mitgliedes der Zeugen Jehovas zu einem weiteren Großeinsatz der Polizei. Verletzt wurde dabei niemand. 

20 Ermittler und „Profiler“ im Einsatz

In Abstimmung mit der Generaldirektion für die öffentliche Sicherheit im Innenministerium wurde die bereits seit Beginn an eingesetzte Ermittlungsgruppe namens „Michael“ in der Folge um Spezialisten des Landeskriminalamtes (LKA) sowie der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) auf rund 20 Personen erweitert. Rund 60 Hinweise wurden seither abgearbeitet. Unterstützung bekam das interdisziplinäre Ermittlerteam auch von einem Kriminalpsychologen, der anhand vorliegender Erkenntnisse ein treffendes Täterprofil vom Tatverdächtigen erstellte. Dieses, sowie sichergestellte Spuren und weitere Ermittlungserkenntnisse führten am 29. Mai 2024 zur Festnahme des 55-Jährigen aus dem Bezirk Graz-Umgebung. Er wurde gegen Mittag widerstandslos an seinem Arbeitsplatz festgenommen und daraufhin von Ermittlern erstmals einvernommen.

Tatverdächtiger geständig: Ex-Frau im Visier

Der 55-Jährige, selbst ehemaliges Mitglied der Zeugen Jehovas, zeigte sich bei seiner ersten Einvernahme vollinhaltlich geständig. Dabei gab er auch an, am Pkw seiner Ex-Frau einen Sprengsatz angebracht zu haben. Dies führte in den heutigen Nachmittagsstunden im Bereich Graz-Ries (Elisabethstraße) zu einem neuerlichen Großeinsatz samt Sperren der Polizei. Hinweise auf einen tatsächlichen Sprengsatz konnten dabei allerdings nicht festgestellt werden. Diesbezüglich sind noch weitere Ermittlungen im Gange. Als Motiv gab der technisch versierte 55-Jährige einen seit Jahren schwelenden Unterhaltsstreit mit seiner Ex-Frau an. Dabei seien die Sprengsätze rund um die Zeugen Jehovas lediglich ein Ablenkungsmanöver gewesen. Der Mann befindet sich bis auf weiteres in Haft. Derzeit findet über Anordnung der Staatsanwaltschaft Graz eine Hausdurchsuchung an der Wohnadresse des Mannes statt. Diese wird noch bis in die späten Nachtstunden andauern.

Kontrollierte Sprengungen nach Hausdurchsuchung

Steiermark. – Nach der Festnahme eines Tatverdächtigen (55) führten Spezialkräfte der Polizei am gestrigen Mittwochabend, 29. Mai 2024, eine Hausdurchsuchung beim Tatverdächtigen durch. Diverse Beweismittel wurden sichergestellt. Auch kontrollierte Sprengungen waren die Folge.

Bis in die späten Nachtstunden waren dutzende Polizistinnen und Polizisten mit der Hausdurchsuchung südlich von Graz beschäftigt. Um eine möglichst gefahrenlose Durchsuchung der Räumlichkeiten zu gewährleisten, standen polizeiliche Experten für Spreng- (SKO) sowie Gefahrenstoffe (GKO) sowie der Entschärfungsdienst (ESD) mit Spezialfahrzeugen und einem Sprengunterdrückungssystem im Einsatz. Unterstützung bekam das beim Landesamt für Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) eingerichtete Ermittlerteam auch vom Einsatzkommando Cobra, der Einsatzeinheit (EE), Kriminaltechnikern vom Bundeskriminalamt (BK) und Sprengstoff-Spürhunden der Polizei. 

Sprengstoff sichergestellt

Für den Zweck der seitens der Staatsanwaltschaft Graz angeordneten Hausdurchsuchung musste kurzzeitig auch umliegende Häuser vorsorglich evakuiert werden, nachdem Spezialisten mehrere Pakete mit Sprengstoff im Haus des Verdächtigen festgestellt hatten. Dieser musste in der Folge fachgerecht abtransportiert und an einer gesicherten Örtlichkeit kontrolliert gesprengt werden. Zuvor gezogene Proben werden nun weiteren Analysen und Untersuchungen unterzogen. Auch elektronische Beweismittel wurden sichergestellt, welche nun forensisch ausgewertet und untersucht werden.   

Ermittlungen laufen weiter

Unterdessen laufen die intensiven Ermittlungen im Hintergrund weiter. Dabei werden vor allem getätigte Aussagen auf deren Plausibilität geprüft und durch mögliche Beweismittel untermauert. Auch die Suche nach dem bereits Anfang Mai am Fahrzeug der Ex-Frau angebrachten und scheinbar verloren gegangenen Sprengsatz läuft weiter. Dieser könnte bereits während der Fahrt unbemerkt und ohne Schaden zur Detonation gelangt sein. Aufgrund der bislang vorliegenden Erkenntnisse und Informationen zur Bauweise des Sprengsatzes ist derzeit davon auszugehen, dass mittlerweile keine akute Gefahr von diesem Gegenstand ausgeht. Vorsicht im Fall des Fundes von Bestandteilen ist dennoch geboten (sofort Notruf 133). Der Tatverdächtige selbst zeigte sich bislang sehr kooperativ. Er wird voraussichtlich im Laufe des heutigen Tages in die Justizanstalt Graz-Jakomini eingeliefert.

v.l.n.r.: LSE-Leiter Rupert Meixner, Landespolizeidirektor Gerald Ortner, stv. LKA-Leiter Obst Rene Kornberger

Foto: LPD Stmk/Huber

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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