Wildbienenrat präsentiert „Rote Liste der Hummeln“ anlässlich Weltbienentag

Hummeln gehören zu den Bienen, zeichnen sich aber durch zwei Besonderheiten aus: Erstens gründen sie einjährige Staaten. Der Großteil der 707 Bienenarten in Österreich lebt dagegen solitär, das heißt: Jedes Weibchen baut ein eigenes Nest – nur die Honigbienen leben in mehrjährigen Staaten. Zweitens sind Hummeln besonders gut an kühle klimatische Bedingungen angepasst. Das macht die pelzigen Freunde zu hochrelevanten Bestäubern in höheren Lagen. Eine eben veröffentlichte Rote Liste zeigt nun die aktuelle Gefährdungslage und damit den dringenden Handlungsbedarf.

Erstaunliche 45 Hummelarten gibt es in Österreich. Der Großteil davon ist in der montanen bis alpinen Stufe verbreitet. „Aktuell fallen rund ein Drittel der heimischen Hummelarten in eine der IUCN Gefährdungsstufen, drei Arten sind in Österreich ausgestorben und fünf auf der Vorwarnliste“, so Johann Neumayer, Autor der kürzlich erschienenen Roten Liste für Hummeln Österreichs. Vor allem jene Hummeln, die in Wiesen, Weiden und Äckern leben, sind gefährdet: Dort gibt es aufgrund der intensiven Landwirtschaft kaum mehr ein kontinuierliches Blütenangebot. Sterile Gärten und öffentliche Grünflächen sind ebenfalls nicht insektenfreundlich. Außerdem sind Arten des alpinen Raums durch die Klimaerhitzung gefährdet.

Die Veröffentlichung der Roten Liste der Hummeln Österreichs, die Daten aus wissenschaftlichen Sammlungen sowie der Online-Plattform des Naturschutzbundes naturbeobachtung.at* zusammenfasst, ist eine erste Etappe auf dem Weg zur Einschätzung der Lage aller Wildbienen. „Aktuell arbeiten wir am Naturhistorischen Museum Wien in Kooperation mit Wildbienenexpert*innen aus ganz Österreich an der Erstellung der Roten Liste aller österreichischer Wildbienenarten“, so Sylvia Wanzenböck, Wildbienenexpertin im Team von Herbert Zettel am Naturhistorischen Museum Wien.

Mehrwert Rote Liste
Rote Listen dokumentieren nicht nur den aktuellen Zustand der Biodiversität und definieren den Gefährdungsstatus. Sie sind damit auch die Basis für gezielte Naturschutzmaßnahmen. Die Rote Liste der Bienen ist daher weit mehr als ein wissenschaftliches Dokument, sie ist ein zentrales Instrument für den Schutz dieser wichtigen Bestäuberinsekten und ihrer Lebensräume.

Der Österreichische Wildbienenrat möchte zum Weltbienentag am 20. Mai einmal mehr darauf aufmerksam machen, dass Bestäuberschutz höchst dringend ist. Bienen und andere Insekten sind als Bestäuber nicht nur für die menschliche Ernährung hochrelevant, sondern vor allem für die Erhaltung vieler Wildpflanzen und von Tiere, die sich von diesen Pflanzen oder ihren Samen und Früchten ernähren. Ein durchgehendes Blüten- und damit Nahrungsangebot sowie geeignete Nistplätze, die den unterschiedlichen Ansprüchen der Wildbienenarten entsprechen, sind für den Bestäuberschutz ganz wesentlich.

Die extrem seltene Deichhummel, Bombus distinguendus, gehört zu den Offenlandarten. Sie konnte in Österreich in den letzten Jahrzehnten nur vereinzelt beobachtet werden. © Walter Wallner/naturbeobachtung.at

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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