50 Jahre Österreichische Bundesliga

Am kommenden Sonntag, 21. April jährt sich die Gründung der Österreichischen Fußball-Bundesliga zum 50. Mal, nachdem die Liga am 21. April 1974 im Kongresshaus der Eisenbahner am Wiener Margaretengürtel aus der Taufe gehoben wurde

1. July 1970 in 50 Jahre Bundesliga

Schlechte Leistungen des Nationalteams, wirtschaftliche Probleme der Klubs und die in Österreich grassierende Maul- und Klauenseuche waren die Geburtshelfer der Bundesliga. Mit ihrer Gründung im Jahr 1974 brach eine neue Zeitrechnung im heimischen Fußball an, die bis nach Argentinien und ins Europacupfinale führen sollte. Ein Streifzug durch die turbulente Anfangszeit der Bundesliga.

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Im Frühjahr 1973 wurde Besuchern an Ortseinfahrten in ganz Österreich der Teppich ausgerollt. Allerdings nicht der rote, sondern ein Seuchenteppich, der die Autoreifen desinfizieren und die weitere Ausbreitung der Maul- und Klauenseuche verhindern sollte. Die Krankheit, die insbesondere für Paarhufer wie Rinder oder Schweine gefährlich ist, hielt ab Jänner ganz Österreich in Atem. Mehr als 80.000 Tiere mussten notgeschlachtet werden. Der Ausbruch hatte auch auf die heimische Fußballmeisterschaft Auswirkungen und wurde zu einem Mosaikstein, der zur Gründung der Bundesliga im Jahr beigetragen hat.

Internationale Enttäuschungen

Die Teilnehmerzahl der Nationalliga schwankte schon in den Jahren zuvor zwischen 14 und 16 Teams, seit 1967 hat kein Format länger als zwei Jahre durchgehalten. Gerüchte um finanzielle Schwierigkeiten der Klubs machen die Runde. Die Nationalliga wirkt geschwächt. Das internationale Auftreten der Klubs in der Saison 1973/74 trägt auch nicht dazu bei, die Kritiker verstummen zu lassen, keiner der vier österreichischen Europacup-Vertreter schafft es über die 2. Runde hinaus. Den letzten Anstoß für die Reformbewegung gibt das österreichische Nationalteam, das sich im Herbst innerhalb von nur zwei Monaten zunächst 0:7 gegen England, dann 0:4 gegen Deutschland und schließlich auch mit 1:2 gegen Schweden im Entscheidungsspiel um die WM-Qualifikation für die Endrunde 1974 geschlagen geben muss.

Gerhard Zimmer, langjähriger Sportchef der „Presse“ und ORF-Kommentator schreibt im „Sportjahrbuch“: „Das bittere Los der verpassten WM-Qualifikation lieferte die Voraussetzungen für einen entscheidenden Richtungswechsel.“
16 Jahre sind seit der letzten WM-Teilnahme des Nationalteams vergangen, die österreichische Fußballseele lechzt nach einer erfolgreichen Qualifikation. „Es brach eine große Diskussion aus, was der österreichische Fußball machen muss, damit man endlich wieder zu einer Weltmeisterschaft kommt“, erinnert sich der langjährige ORF-Kommentator Hans Huber, der zu dieser Zeit noch für „Die Presse“ tätig war.

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Fußballspieler Leo Lainer mit Trainer Otto Baric (Team Rapid Wien). 22. Juli 1982. Rechteinfo: Rights Managed (

„REVOLUTIONÄRE VORGÄNGE“

Die positiven Argumente der Reform überwiegen schlussendlich. „Es ging darum, die wirkliche Spitze zu konzentrieren“, sagt Hans Reitinger 2009 in einem Interview mit dem Fußballmagazin ballesterer. Die entscheidende Abstimmung am 21. April 1974 endet mit 158 zu 38 Stimmen zugunsten der Zehnerliga, nur die Steiermark und Vorarlberg stimmen gegen die Reform. „Das waren fast revolutionäre Vorgänge“, erinnert sich Reitinger an die turbulente Zeit.

Neben den „regulären“ Absteigern Vorwerk Vorarlberg, der Vienna und der SPG Radenthein-Villach müssen auch Simmering und der Wiener Sport-Club absteigen. „Das ist ein Gewaltstreich, wie es ihn in der Geschichte des österreichischen Fußballs noch nicht gegeben hat“, poltert Sport-Club Geschäftsführer Hans Bruckner in der Arbeiterzeitung. Besonders hart trifft es den Donawitzer SV Alpine. Die Steirer müssen als Sechstplatzierter den Gang in die neugegründete zweithöchste Spielklasse antreten, die fortan den Namen „Nationalliga“ trägt und mit 14 Klubs ausgetragen wird. Zwischen dem GAK und Sturm entbrennt ein enges Rennen um den „Steiermark-Platz“. Eine Fünfjahreswertung wird herangezogen, um zu entscheiden, wer die Steiermark in der neugegründeten Bundesliga vertreten darf, kurzfristig tauchen sogar Fusionsgedanken um einen „FC Graz“ auf, die jedoch wieder ad acta gelegt werden. Schlussendlich setzt sich Sturm mit 149:147 Punkten in der Fünfjahreswertung denkbar knapp gegen den GAK durch.

Der letzte Platz wird im Relegationsturnier zwischen dem LASK und den Regionalliga-Meistern Stockerau, Kapfenberg und Dornbirn ausgespielt. Die Linzer gewinnen ihre Halbfinalspiele gegen Dornbirn. Das westlichste Bundesland Österreichs sollte damit bis zum Aufstieg von Austria Lustenau im Jahr 1997 keinen Klub mehr in der höchsten Spielklasse haben.
Im zweiten Halbfinale setzt sich Stockerau gegen Kapfenberg durch. Im Hinspiel des Finales legt Stockerau zuhause mit einem 3:1-Sieg vor, geht in Linz jedoch mit 1:6 unter und so komplettiert der LASK die Bundesliga als zehnter Teilnehmer.

Die Original 10

Die Bundesliga startet mit folgenden zehn Klubs in ihre Premierensaison: Rapid, Austria Wien, Admira, Eisenstadt, Sturm, VÖEST, LASK, Austria Salzburg, Austria Klagenfurt und Wacker Innsbruck.
Am 9. August 1974 startet die Bundesliga in die neue Ära und muss auch nicht lange auf ihr erstes Tor warten: der vierfache Teamspieler Hannes Demantke bringt seine Admira im Duell mit dem SC Eisenstadt in Minute 13 mit 1:0 in Führung. Der Endstand dieser Partie lautet 6:1, der erste Bundesliga-Tabellenführer der Geschichte heißt Admira/Wacker. Die neue Liga wird von der Fußballöffentlichkeit anfangs noch etwas reserviert beobachtet, Gerhard Zimmer schreibt: „Viele verfolgen sie in Wartestellung, ohne sie abzulehnen. An den Klubs und den Spielern liegt es, das Misstrauen zu vertreiben.“

Nach und nach gelingt das, die Zehnerliga wird positiv angenommen, die Spiele werden besser und auch der Zuschauerschnitt steigt anfangs an. „Die Zahlen sind nicht sprunghaft nach oben gegangen, aber es war schon erkennbar, dass sich eine bessere Entwicklung im Fußball abzeichnet“, sagt Hans Huber.

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„Meilenstein der Entwicklung“

Heute wird die Bundesliga-Gründung im Jahr 1974 als entscheidender Grundstein für diese Erfolge gesehen. „Letztlich sagen auch alle Beteiligten, dass die Gründung der Bundesliga ein entscheidender Schritt nach vorne war, um sich für die WM 1978 zu qualifizieren“, sagt Hans Huber, „das war sicherlich ein Knackpunkt und ein Meilenstein in der Entwicklung des österreichischen Fußballs.“

Ende der 70er-Jahre konnten die internationalen Erfolge und die nunmehr steigenden Zuschauerzahlen die nie ganz abgeflauten Diskussionen über eine Reform der Reform aber nicht vollständig überlagern. Ideen über eine Aufstockung der Bundesliga geisterten in regelmäßigen Abständen durch diverse Gremien, wurden wieder verworfen oder scheiterten am Veto der ÖFB-Hauptversammlung. Einige Zeit später sollte die Aufstockung der Bundesliga dann jedoch tatsächlich beschlossen werden. Aber das ist eine Geschichte der 80er-Jahre…

Redakteur: Mathias Slezak

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Hans Krankl jubelt beim Fußballspiel (Bundesliga) Rapid Wien – GAK (11:1) im Weststadion / Hanappi-Stadion. 22. Juni 1977. Rechteinfo: Rights Managed (RM)
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Der österreichische Fußballspieler Heribert Weber in einem Spiel Austria Wien gegen Sturm Graz. 1978. Photographie. Rechteinfo: Rights Managed (RM)

Fußball Meisterteller an Austria Wien 1985/1986. Herbert Prohaska mit dem Meisterschaftsteller. 1986. Photographie. Rechteinfo: Rights Managed (RM)
HARTBERG,AUSTRIA,29.JUL.23 – SOCCER – ADMIRAL Bundesliga, TSV Hartberg vs SC Austria Lustenau. Image shows a feature with a ball. Photo: GEPA pictures/ Mario Buehner
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, SALZBURG,AUSTRIA,20.MAY.18 – SOCCER – tipico Bundesliga, Red Bull Salzburg vs SV Mattersburg. Image shows Andreas Ulmer (RBS) with the trophy. Photo: GEPA pictures/ Christian Walgram
SALZBURG,AUSTRIA,11.FEB.17 – SOCCER – tipico Bundesliga, Red Bull Salzburg vs SKN Sankt Poelten. Image shows the rejoicing of Jonatan Soriano (RBS). Photo: GEPA pictures/ Felix Roittner
KAPFENBERG,AUSTRIA,14.APR.10 – FUSSBALL – tipp3 Bundesliga powered by T-Mobile, KSV Superfund vs FK Austria Wien. Bild zeigt den Jubel von Michael Gregoritsch (Kapfenberg). Foto: GEPA pictures/ Wolfgang Grebien

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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