Die Jagd in Graz: Der Jahresrückblick am Bezirksjägertag

Kurz vor dem Ende des aktuellen Jagdjahres, findet der jährliche Bezirksjägertag mit Trophäenschau statt. An diesem wird Bilanz über das vergangene Jagdjahr gezogen, die verpflichtende Abschusserfüllung analysiert und die Basis für das kommende Jagdjahr gelegt. (Anm. Das steirische Jagdjahr beginnt jeweils am 1. April und endet am 31. März)

Bezirksjägermeister Mag. Stephan Bertuch konnte im Steiermarkhof neben zahlreichen Ehrengästen auch eine große Anzahl an Jägerinnen und Jägern begrüßen. Die Grazer Jagdhornbläser gaben dem Bezirksjägertag einen festlichen Rahmen, im Besonderen mit der Darbietung von selbst komponierten Stücken. Das Jagdgebiet Graz-Stadt teilt sich in 12 Jagdreviere, davon sind 9 Gemeindejagden und 3 Eigenjagden und umfasst rund 12.800 ha. Es sind in Graz 1.248 Jägerinnen und Jäger gemeldet. Bezirksjägermeister Stephan Bertuch berichtete unter anderem auch über die in Graz extrem hohe Rate an Fallwild. Auf den Straßen kann mit akustischen und optischen Mitteln dagegengehalten werden. Aber abseits von Wegen und Straßen gibt es eine extrem hohe Rate an nachweislich durch freilaufende Hunde gerissene Rehe, in Zahlen über 100 Stück, Tendenz leider stark steigend. Hier wird seit dem letzten Jahr mit der Hundeleinenaktion entgegengewirkt, diese Aktion belohnt HundebesitzerInnen, die ihre Hunde an der Leine führen.

Viel Lob an die Grazer Jägerinnen und Jäger gab es von Landesrätin Simone Schmiedtbauer für den vorbildlichen Einsatz und die Erfüllung des verpflichtenden Abschusses trotz der vielfältigen Herausforderungen, die der urbane Raum mit sich bringt. Ebenso zollte Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof-Saurau der schwierigen Arbeit in den Grazer Revieren Respekt und Anerkennung und hob besonders die wichtige Öffentlichkeitsarbeit hervor. Sehr erfolgreiche Wildbretmärkte, die im Spätherbst am Kaiser-Josef-Platz stattfinden, sind ein wichtiger Teil davon und das Wildbret die wahre Trophäe der steirischen Jagd.

Wildmanagement in der Kulturlandschaft wird zur immer größeren Herausforderung

Klimawandel, resiliente Wälder und die fast flächendeckende Nutzung der Wildlebensräume als Sport- und Freizeitstätte – diese Faktoren machen das Wildmanagement in der Kulturlandschaft der Steiermark zu einer immer größeren Herausforderung. Die notwendigen jagdlichen Eingriffe werden so gestaltet, dass die Sozialstrukturen der heimischen Wildtiere möglichst intakt bleiben und Wildtieren für ihre artgerechten Interaktionen auch die notwendigen Ruhe- und Rückzugsgebiete erhalten bleiben.

Warum findet eine Trophäenschau statt? Die landesweit verpflichtende Vorlage der Trophäen und Kieferknochen von erlegten Stücken liefern wichtige Anhaltspunkte über die Vitalität der heimischen Wildtiere. So werden Analysen des Geschlechtsverhältnisses und der Altersstruktur der Wildbestände ermöglicht und aus wildökologischer Sicht, neben der genauen Analyse der Abschusszahlen die Basis für die Planungen des kommenden Jagdjahres, das mit 1. April beginnt, gelegt. Gleichzeitig liefert die Trophäenentwicklung auch wichtige Anhaltspunkte darüber, ob Wilddichte und Qualität des Lebensraumes noch passen. Ein gut entwickeltes Geweih beim Rehbock oder beim Rothirsch sind ein wichtiger Indikator im flächendeckenden Monitoring – nur Wildtiere, die sich trotz des allgegenwärtigen Menschen auch „wohl fühlen“, können es sich leisten, jedes Jahr in ein gut entwickeltes Geweih zu investieren. Stress durch zu hohe Wilddichten, ständige Beunruhigung oder nicht geeignete oder fehlende Flächen zur Futteraufnahme lassen sich an der Trophäenentwicklung, aber auch am Gewicht der erlegten Wildtiere ablesen und genau auswerten. Auch bei Hornträgern wie dem Gamswild lässt sich anhand des jährlichen Kruckenwachstums nicht nur das Alter, sondern auch der Gesundheitszustand ablesen. Steiermark weit erheben Bewertungskommissionen diese wertvollen Daten über die Wildtiergesundheit in der Steiermark und analysieren gleichzeitig Sozialstrukturen der einzelnen Arten, um im nächsten Jahr gezielt und trotzdem möglichst schonend in die Bestände einzugreifen.

Alle diese Anhaltspunkte sind wichtig für das notwendige Wildmanagement in der Kulturlandschaft.

Zitat Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof-Saurau:

„Das Interesse an Wildtieren ist generell gestiegen – sie sind Teil unserer Kulturlandschaft, gleichzeitig schrumpfen die ungestörten Rückzugsgebiete. Der Spagat zwischen möglichst intakten Sozialgefügen bei unseren Wildtieren, den Interessen der Land- und Forstwirtschaft und der notwendigen Reduktion im Sinne eines ganzheitlichen Wildtiermanagements ist eine Herkulesaufgabe, die unseren Jägerinnen und Jägern jedes Jahr gesetzlich aufgetragen wird und die verantwortungsvoll und mit viel fachlichen Know-How erfüllt wird. Als Augen und Ohren unserer heimischen Natur stehen wir gerne als Ansprechpartner zur Verfügung, wenn es um Fragen rund um Wildtiere und ihre Lebensräume geht.“

Foto vlnr: Dr. Franz Harnoncourt-Unverzagt, Landesjägermeister Franz Mayr-Melnhof-Saurau, Landesrätin Simone Schmiedtbauer, Mag. Freydis Burgstaller-Gradenegger, Bezirksjägermeister Mag Stephan Bertuch, Altbezirksjägermeister Dr. Stephan Moser. Fotocredit: Steirische Landesjägerschaft

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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