Arbeitsmarktbilanz 2023 mit einem Ausblick auf 2024 im Bezirk Liezen

Ein Jahr mit einem Einbruch beim Wirtschaftswachstum und weiteren Herausforderungen wie der andauernde Angriffskrieg in der Ukraine, die Bekämpfung der Inflation oder ein anhaltender Arbeitskräftemangel prägten das Arbeitsmarktgeschehen 2023. Trotz des schwierigen Wirtschaftsumfeldes zeigte sich der regionale Arbeitsmarkt äußert robust. Im Bezirk Liezen ging zwar das Angebot an offenen Stellen zurück, die Arbeitslosigkeit blieb aber auf einem niedrigen Niveau und während der Sommermonate gab es neuerlich fünf Monate mit einer Vollbeschäftigung. Besonders erfreulich ist, dass die Zahl der langzeitbeschäftigungslosen Personen weiter gesenkt werden konnte.

In den kommenden Monaten wird mit einem leichten Anstieg der Arbeitslosigkeit gerechnet. Aufgrund der Demografie wird jedoch der Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel, neben der digitalen Transformation in vielen Arbeitsbereichen weiterhin im Fokus der Arbeitsmarktpolitik bleiben und die regionalen Entwicklungen beeinflussen.

6.809 Personen oder 109 Personen weniger, waren im Bezirk Liezen im letzten Jahr von Arbeitslosigkeit betroffen und zu mindestens einmal im Laufe des Jahres beim AMS Liezen als arbeitslos vorgemerkt. Im Gegenzug suchten weiterhin viele Unternehmen Personal und die Anzahl der gemeldeten offenen Stellen lag im Jahresschnitt bei 1.435 Jobs.

Die Geschäftsstellenleitung des AMS Liezen, Helge Röder und seine Stellvertreterin Brigitte Wasmer, zieht mit den beiden Zweigstellen im Bezirk, in Bad Aussee und Gröbming, eine Bilanz am regionalen Arbeitsmarkt über ein weiteres Jahr, das ganz im Zeichen der Konjunkturabschwächung gestanden ist.

Robuster Arbeitsmarkt trotz schwächelnder Wirtschaftslage

Der Rückblick auf das Jahr 2023 zeigt einen außergewöhnlich robusten Arbeitsmarkt im Bezirk Liezen. „Trotz der schwachen Konjunktur beobachten wir einen stabilen regionalen Arbeitsmarkt, mit weiterhin sehr niedrigen Arbeitslosenzahlen“, informiert AMS Liezen Leiter Helge Röder. „Speziell über die Sommermonate, von Mai bis September, hatten wir erneut fünf Monate in Folge eine Vollbeschäftigung, trotz eines Rückganges beim Stellenangebot“, resümiert Röder.

Die Nachfrage nach Personal bleibt groß und nahezu in allen Branchen werden Arbeits- und Fachkräfte gesucht.

Die Arbeitslosigkeit befindet sich mit 1.492 Personen im Jahresdurchschnitt ident auf dem Vorjahresniveau. Das Angebot an offenen Stellen ist zwar um 277 oder 16,2 Prozentpunkte gesunken und betrug durchschnittlich 1.435, befindet sich aber immer noch auf einem hohen Niveau.

Am Lehrstellenmarkt standen im Jahresschnitt 25 Lehrstellensuchenden 267 Lehrstellen gegenüber oder anders gesagt: Auf eine lehrstellensuchende Person im Bezirk Liezen kamen, rein rechnerisch, 11 freie Lehrstellen.

Qualifizierung ein wirkungsvoller Schlüssel gegen den Fachkräftemangel

Insgesamt haben 682 Personen eine Schulung über bzw. mit Unterstützung des AMS Liezen abgeschlossen. 319 Schulungsteilnehmer_innen besuchten im Schnitt eine Aus- und Weiterbildung über das AMS.

Im Rahmen der Fachkräftequalifizierung setzte das AMS Liezen speziell wieder auf arbeitsplatznahe Ausbildungen. Die Fortsetzung von Programmen wie die Tourismusakademie Ennstal, die steirische Pflegestiftung in Kooperation mit dem Land Steiermark, Ausbildungen in den Bereichen Sprachen, Digitalisierung oder Kinderbetreuung, aber vor allem individuelle Stiftungsausbildungen oder arbeitsplatznahe Qualifizierungen mit den Unternehmen aus der Region, bildeten dabei die Schwerpunkte. 59 Personen konnten nach Abschluss ihrer Fachkräfteausbildung wieder auf einen Job in die Wirtschaft vermittelt werden.

Mit durchschnittlich 33.013 unselbständig Beschäftigten ist auch die Zahl der Beschäftigten weiter angestiegen (+663 oder +2,1 Prozent). Die regionale Arbeitslosenquote ist wieder gesunken und betrug 4,3 Prozent (ein Minus von 1,5 Prozent) und lag damit unter dem steirischen Wert mit 5,2 Prozent und dem Österreichwert mit 6,3 Prozent. Das AMS Liezen wurde von den Unternehmen mit der Besetzung von insgesamt 6.246 offenen Stellen und Lehrstellen beauftragt.

Dynamik am Arbeitsmarkt mit vielen Jobchancen

Das Jahr 2023 war wieder von einer großen Arbeitsmarktdynamik geprägt: „Neuerlich gab es während des Jahres von Mai bis September fünf Monate mit Vollbeschäftigung. Den niedrigsten Wert hatten wir in den Monaten Juni und September mit einer Arbeitslosenquote von 3,1 Prozent“, informiert die stellvertretende Leiterin, Brigitte Wasmer des AMS Liezen. Insgesamt wurden im letzten Jahr 7.725 Anträge zur Existenzsicherung bearbeitet und rund 29,5 Millionen Euro an finanziellen Leistungen ausbezahlt. „Alle Geldleistungen zur Existenzsicherung wurden pünktlich ausbezahlt, im Jahresschnitt betrug die Bearbeitungsdauer 7,2 Tage“, so Wasmer.

„Auch im letzten Jahr hat das AMS Liezen die vielen Aufgaben und Herausforderungen mit großem Einsatz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewältigt, wofür ich mich gemeinsam mit meiner Stellvertreterin Brigitte Wasmer herzlich bedanken möchte“, betont Röder. Strukturen und Abläufe haben sich im AMS weiterentwickelt und speziell die Digitalisierung begleitet den Beratungsalltag. „Viele unserer Dienstleistungen können über ein persönliches eAMS Konto abgewickelt werden. Von der Arbeitslosengeldbeantragung, der Abwicklung von Förderungen bis hin zu virtuellen Beratungsgesprächen gibt es viele Angebote, die digital erledigt werden können und eine Ergänzung zum persönlichen Kontakt bieten“, erklärt Röder. Im Rahmen von eJobMeetings wurden auch weiterhin auf virtuelle Jobbörsen gesetzt.

Weniger Langzeitbeschäftigungslose

Erfolgreich bleibt die Bekämpfung der Langzeitarbeitslosigkeit. Obwohl der Bestand an arbeitslosen Personen gleich hoch geblieben ist, konnte die Zahl der langzeitbeschäftigungslosen Personen (153 im Jahresschnitt) weiter reduziert werden. Es ist gelungen die Zahl um 35 Menschen oder 18,6 Prozent zu senken.

Blick nach vorne: Vermittlung und Qualifizierung trotz einem eingebremsten Wirtschaftswachstum

Die wirtschaftlichen Prognosen und Konjunkturaussichten sind zwar nicht euphorisch, aber die Zeichen stehen auf einer leichten Erholung und das Wirtschaftswachstum sollte zögerlich wieder zulegen. Herausforderungen für das AMS in den nächsten Monaten gibt es genug: Neben der Existenzsicherung und Stellenvermittlung von arbeitsuchenden Menschen bleibt ein spezielles Augenmerk die Ausbildung von Arbeitskräften im Rahmen von arbeitsplatz- und wirtschaftsnahen Qualifizierungen, mit Hilfe von Stiftungsausbildungen oder der arbeitsplatznahen Qualifizierungen gerichtet. „Wir sehen weiterhin eine große anhaltende Personalnachfrage in vielen Bereichen der Wirtschaft und wollen mit zielgerichteten und wirtschaftsnahen Ausbildungen in Zukunftsbereichen wie Metall, Elektro, IT, Umwelt oder im Gesundheits- und Sozialwesen entgegenwirken“, so Röder über die wesentlichen arbeitsmarktpolitischen Schwerpunkte.

Weitere Schwerpunkte liegen in Bereich der Digitalisierung: Der Einsatz von VR-Brillen bei unser BuK.li, die Fortführung von digitalen Besprechungs- und Betreuungsformaten, die Implementierung von digitalen Kursinhalten bei unseren Maßnahmen oder die Nutzung von 360.ams.at im Rahmen von Erstinformationsveranstaltungen oder virtuellen Jobbörsen sind geplant. Im Bereich der Berufsberatung werden wir mit dem neuen Tool des Berufsinfomaten künstliche Intelligenz und Chat GPT nutzen, um Berater_innen und Kund_innen im Rahmen der Berufsorientierung zu unterstützen. 

Der Arbeitsmarkt 2023 im Bezirk Liezen

Arbeitslosigkeit ident auf dem Niveau des Vorjahres

1.492 Personen waren im Jahresdurchschnitt 2023 im Bezirk Liezen arbeitslos gemeldet: Das sind ident gleich viele Menschen als im Vorjahr. Inklusive der 319 Schulungsteilnehmer_innen (+9 Personen oder +2,9%) waren damit im Schnitt 1.811 Personen ohne Job.

Bei näherer Betrachtung der Arbeitsmarktentwicklungen konnte bei den Frauen ein Rückgang  
(-16 oder -2,4% auf 662) und bei Männern ein Anstieg (+17 oder +2,0% auf 830) beobachtet werden.

Rückgang bei der Beschäftigung, idente Arbeitslosenquote und Monate mit Vollbeschäftigung

Mit durchschnittlich 32.873 unselbständig Beschäftigten verzeichnete der Bezirk Liezen im Jahr 2023 einen Rückgang um 140 Personen oder ein Minus von 0,4 Prozent bei den Beschäftigenzahlen. Das führt zur identen Arbeitslosenquote für 2023 von 4,3 Prozent. Besonders erwähnenswert ist die Entwicklung von Mai bis September, wo neuerlich fünf Monate mit einer Vollbeschäftigung beobachtet werden konnte. Im Juni und September gab es die niedrigsten Werte und die Arbeitslosenquote betrug 3,1 Prozent.

Rückgang der offenen Stellen trotz hohen Niveaus

5.795 Jobsuchende konnten 2023 ihre Arbeitslosigkeit mit einer Arbeitsaufnahme beenden. Über das AMS Liezen wurden 5.876 freie Stellen vermittelt – rund 40 Prozent innerhalb von 30 Tagen und weitere 30 Prozent innerhalb von 3 Monaten. Der anhaltende Personalbedarf der Wirtschaft zeigte sich auch bei den Stellenmeldungen der Unternehmen: Zwar gab es einen leichten Rückgang (-289 oder -4,9%), es wurden aber trotzdem 5.652 Jobs dem AMS Liezen gemeldet. Im letzten Jahr fanden 894 Betriebskontakte im Rahmen von Betriebsbesuchen oder Boxenstopps durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Service für Unternehmen statt.

Lehrstellenmarkt

25 Lehrstellensuchenden (+3 oder +15,8%) standen im letzten Jahr im Schnitt 267 Lehrstellen (-39 oder -12,7%), verteilt über viele Ausbildungsbereiche zur Verfügung. Insgesamt wurden dem AMS Liezen 501 Lehrstellen (+25 oder +5,3%) gemeldet. Neben virtuellen Lehrstellenbörsen hat im letzten Jahr auch wieder die BuK.li – die Berufs- und Karrieremesse in Bad Aussee, Gröbming und Liezen stattgefunden: www.buk.li

Arbeitslosigkeit bei allen Personengruppen

Am stärksten war der Rückgang im Jahresdurchschnitt bei der Personengruppe der Älteren über 50 Jahre, mit einem Minus von 3,7 Prozent oder 21 Personen. Das größte Plus gab es bei jungen Menschen unter 25 Jahre, mit einem Plus von 8,9 Prozent oder 15 Personen.

Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit

Mit einem deutlichen Minus von 18,6 Prozent sank die Arbeitslosigkeit von Personen, die bereits ein Jahr oder länger vom AMS Liezen betreut werden und von Langzeitbeschäftigungslosigkeit betroffen waren um -35 auf 153 Personen im Jahresdurchschnitt. Bei rund 30 Prozent der Kundinnen und Kunden (439 Personen) standen gesundheitliche Probleme einer raschen Jobvermittlung im Wege. Knapp ein Drittel der arbeitslosen Kundinnen und Kunden im Bezirk (463 Personen) verfügten über nicht mehr als einen Pflichtschulabschluss.

Finanzielle Mittel für aktive und passive Arbeitsmarktpolitik

Im Rahmen der Existenzsicherung wurden im Jahr 2023 im Bezirk Liezen 7.725 Anträge (-172), Großteils für Arbeitslosengeld und Notstandshilfe bearbeitet. Die durchschnittliche Dauer von der Rücknahme bis zur Erledigung und Anweisung der finanziellen Leistung betrug 7,2 Tage. In Summe wurden im Jahr 2023 rund 29,5 Millionen Euro im Rahmen der passiven Arbeitsmarktpolitik ausbezahlt. Gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 1,3 Millionen Euro.

Zusätzlich investierte das AMS Liezen für Aus- und Weiterbildung und finanzielle Beihilfen rund 2,8 Millionen Euro im Bezirk Liezen.

Berufsinformation aus erster Hand im BIZ

Die Berater_innen des BerufsInfoZentrums (BIZ) haben zahlreiche Aktivitäten durchgeführt. Im Rahmen von 47 Veranstaltungen und Workshops mit Schulklassen wurden rund 818 Schülerinnen und Schüler betreut. 387 Personen haben eine spezielle Bildungs- und Berufsberatung in Anspruch genommen. Zusätzlich hat das BIZ mit Messeständen an Berufsmessen teilgenommen.

Sozialpartner gestalten gemeinsam Arbeitsmarktpolitik

Die Umsetzung der regionalen Arbeitsmarktpolitik passiert mit den regionalen Vertreter_innen der Sozialpartner Arbeiterkammer, Österreichischer Gewerkschaftsbund, Wirtschaftskammer und Industriellenvereinigung. Im letzten Jahr wurden, bei drei Regionalbeiratssitzungen und insgesamt 52 Ausschusssitzungen, für die Bereiche Arbeitslosenversicherung sowie Ausländerbeschäftigung, die Weichen für die Umsetzung der regionalen Arbeitsmarktpolitik gestellt.

AMS Liezen Leiter Helge Röder und seine Stellvertreterin Brigitte Wasmer ziehen Bilanz über die Entwicklungen am regionalen Arbeitsmarkt und geben einen Ausblick auf die nächsten Monate im Bezirk Liezen

Fotocredit: © photoINstyle.at

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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