Der Besuch aus unserer Partnergemeinde Iklad war erneut ein besonderes Ereignis.
Die gemeinsamen Begegnungen bieten Gelegenheit zum Austausch, zum gegenseitigen Lernen und zur Pflege der langjährigen Freundschaft über Ländergrenzen hinweg.
Geschichtlicher Hintergrund…
Letzte Maßnahme Zwangsemigration
Nachdem eine “gelinde und sanftmütige Bekehrung” durch die katholischen Geistlichen nicht fruchtete, die im Rahmen einer sechswöchigen Gnadenfrist möglich war, wurden zur Abschreckung am 7. Juni 1752 mit einem ersten Transport zehn Erwachsene und drei Kinder nach Mühlbach in swiki:Siebenbürgen losgeschickt. 40 Soldaten begleiteten das kleine unglückliche Grüppchen und übergaben es samt den versiegelten evangelischen Büchern dem Magistrat Steyr, der für den Weitertransport auf der Enns und weiter auf der Donau zuständig war.
Das Ziel, dass die Zurückgebliebenen dem protestantischen Glauben abschwören sollten, wurde allerdings verfehlt, sodass bereits für den 2. August 1752 eine weitere Verschickung veranlasst wurde. Dazu waren folgende Personen bestimmt worden:
Thomas, Elisabeth und Maria Schiemer vlg. Kaufmann, Zlem; Hans und Paul Schiemer, Zlem; Ruep und Rosina Pötsch vlg. Mayer, Wörschachwald; Hans Schiemer vlg. Walz, Wörschachwald; Matthias und Maria Schachner vlg. Steinfeldner, Häusel am Steinfeld; Martin und Maria Feichtner vlg. Sölkner, Zlem; Martin und Eva Loresser vlg. Gasteiger, Zlem; Hans und Maria Lackner vlg. Lackner, Zlem; Matthias Holl vlg. Estlbauer; Barbara Gusterhuber vom Rubengut, Tauplitz; Hans Gusterhuber, Helena Grübler vom Diezwebergut und Andre Gewißler aus der Pfarre Pürgg. Dazu aus der Pfarre Irdning: Hans und Eva Mayer vlg. Zelzer, Espang; Jakob und Susanna Mayer vlg. Sauschneider, Espang; Peter und Katharina Mayer, Espang; Rosina Fasold und Josef Brunner vom Pürggergut.
“Am 1. August trafen die zur Verschickung Bestimmten aus Zlem und Wörschachwald in Stainach wo die Begleitmannschaft schon eingerückt war, ein, sie hatten den stundenweiten Weg mit ihren Frauen und Kindern und der geringen zum Transport zugelassenen Habe zu Fuß zurückgelegt. (…) Eine bejammernswerte Schar von 68 Personen, in der alle Lebensalter, einjährige Kinder ebenso wie die greisen Auszügler Jakob Mayer mit seinem Weibe Susanna und der alte Holl zu finden waren.“
Den Ausgewiesenen war der freie Abzug mit Vermögen und Kindern versprochen worden, aber durch eine eigenmächtige Auslegung der kaiserlichen Weisungen kam es durch die handelnden Personen vor Ort unter dem Kreishauptmann Graf Suardi aus Judenburg zu einer äußerst niederträchtigen Aktion. Den Unglücklichen wurden an die 40 Kinder weggenommen und teilweise zur Erziehung in katholische Familien gegeben oder in Waisenhäuser in Graz und Wien abgeschoben. “… die unmündigen Kinder müßten zur katholischen Erziehung zurückbleiben. Die aufs tiefste erschütterten Eltern brachen in Weinen aus, stürzten zu den Füßen des Kreishauptmannes und anderer Herren und baten im Namen Gottes und Jesu, ihre Kinder mitnehmen zu dürfen, wie dies ihnen auf Gebot der Königin erlaubt werden sollte. Sie bekamen jedoch die hoffnungslose Antwort: Ist es nicht genug, daß ihr auf Robot gehen müßt, wollt ihr eure Kinder auch in das Unglück mitreißen?“
Auch der Großteil des Geldes, das die Auszügler mit sich führten, wurde ihnen abgenommen, um unter anderem damit den Lebensunterhalt der zurückbleibenden Kinder zu finanzieren. Der Fußweg führte die unglückliche Schar von Stainach über den Buchauer Sattel nach Altenmarkt und nach Frenz (Gemeinde Weyer) sowie weiter auf der Enns nach Steyr. Von dort ging es mit dem Schiff die Enns abwärts und auf der Donau an Wien vorbei bis nach Harta, etwa 100 Kilometer südlich von Budapest. In Harta angekommen, weigerten sich die Emigranten, nach Siebenbürgen weiterzureisen.
Neuanfang in Iklad
Graf Gedeon I. Ráday, der protestantische Grundherr in Iklad, hatte bereits zu Beginn des Jahres 1752 über Wiener Agenten freiwillige Siedler aus der Pfalz und Baden-Württemberg angeworben, um das nach den Türkenkriegen völlig entvölkerte und brachliegende, in seinem Besitz befindliche Land wieder zu wirtschaftlicher Blüte zu bringen. Diese Siedler intensivierten den Weinbau, der bis zum Ende des 20. Jahrhunderts das Ortsbild prägte, heute allerdings abgekommen ist. Graf Ráday bot den in Harta gestrandeten Ennstaler Transmigranten an, sich im Frühjahr in Iklad anzusiedeln und stellte ihnen Unterkünfte zum Überwintern zur Verfügung. So zogen die Tauplitzer im Frühjahr 1753 zu Fuß nach Iklad weiter, wo sie die Möglichkeit bekamen, sich eine neue Existenz aufzubauen. Dies wurde durch die äußerst humanen Bedingungen seitens des Grafen sehr unterstützt: So brauchten die neuen Siedler zwei Jahre lang keinen Zins bezahlen und konnten das benötigte Bauholz in Maßen frei aus dem Gemeindewald beziehen. Auch die Robot- und Abgabepflichten waren gering, die Herrschaft war vielmehr bestrebt, durch die Ansiedlung zu regelmäßigen Einnahmen zu kommen.
Die ersten beiden Zwangsemigrationen sowie weitere Missionsmaßnahmen konnten viele geheime Protestanten der Pfarre Pürgg und im umliegenden Ennstal nicht davon abhalten, weiterhin an ihrem Glauben festzuhalten. Die Geldstrafen für “Büchereinschlepper”, die Abhaltung geheimer Andachten oder das Entweichen in protestantische Gegenden Deutschlands wurden deshalb drastisch erhöht und Denunzianten, die der Behörde unbelehrbare “Irrgläubige” anzeigten, erhielten jeweils die Hälfte des verordneten Strafgeldes. Weniger die Missionstätigkeit als vielmehr der Anreiz des Geldes aus der “Spionencasse” dürfte den starken Zusammenhalt der Bevölkerung aufgeweicht haben.
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