Wertvoller Sammelbestand kommt ins Steirische Volksliedarchiv

Handschriftliche Noten und Aufzeichnungen der Tragößer Musikantenfamilie Klachler aus dem 19. Jahrhundert wurden an das Steirische Volksliedarchiv übergeben.

Graz (9. Mai 2025).- Das Steirische Volksliedarchiv betreut als Teilbereich der Volkskultur Steiermark GmbH eine einzigartige, historische Sammlung zur musikalischen Volkskultur. Der wertvollste Teil der Sammlung, die Handschriftenabteilung, besteht zu einem bedeutenden Teil aus Niederschriften von 1880 bis 1918 und geht auf den „Arbeitsausschuss für die Sammlung des deutschen Volksliedes in Steiermark” zurück, der 1905 gegründet wurde. Im Volksliedarchiv befinden sich derzeit rund 35.000 handschriftliche Lied- und Instrumentalaufzeichnungen.  Durch eine Schenkung wurde die Sammlung des Volksliedarchives nun um einmalige handschriftliche Noten und Aufzeichnungen der Tragößer Musikantenfamilie Klachler aus dem 19. Jahrhundert bereichert. Die männlichen Familienmitglieder waren ab etwa 1850 nicht nur als Musikanten tätig, sondern auch als Volksliedsammler, Musiklehrer und sogar Komponisten. Für das Steirische Volksliedarchiv stellt diese Schenkung eine wertvolle Ergänzung der Sammlung an Volksliedaufzeichnungen des 19. Jahrhunderts dar.

„Tradition und Brauchtum sind mir ein Herzensanliegen – und sollen auch von künftigen Generationen fortgeführt werden. In diesem Zusammenhang sind der Erhalt und die Erforschung materiellen Kulturerbes wichtige Säulen der Volkskulturarbeit. Deshalb freut es mich, dass der musikalische Nachlass der Musikantenfamilie Klachler langfristig erhalten bleibt und Teil des Steirischen Volksliedarchives wird. Die Steirerinnen und Steirer lieben einfach ihre Volkskultur”, sagt Landeshauptmann und Volkskulturreferent Mario Kunasek.

Zur Musikantenfamilie Klachler in Tragöß
Die Familie Klachler war ab 1850 die Musikantenfamilie in Tragöß. Ausgehend vom Vater Sigmund Pius Klachler (1821-1891), der bereits als junger Geiger an den großen musikalischen Festen Erzherzog Johanns teilnahm, ging diese Musikalität auf seine Söhne Karl (1864-1932) und Johann (1857-1935) über. Johann war als Organist in der Pfarrkirche Tragöß tätig, beide Brüder waren zudem als Musiklehrer und Kapellmeister in Tragöß aktiv. Der Wiener Volksmusikforscher Georg Kotek (1889-1977) verbrachte seit seiner Kindheit die Sommerfrische in Tragöß und war in gutem Kontakt zu den Klachlers. In den Jahren 1910 sandte Kotek handschriftliche Aufzeichnungen von Pius Klachler an den „Arbeitsausschuss für die Sammlung des deutschen Volksliedes in Steiermark”. Zeitgleich sandte Karl Klachler rund 300 Lieder und Jodler an den Volksliedsammler und Leiter des Arbeitsausschusses Josef Pommer (1945-1918), auch diese befinden sich im Steirischen Volksliedarchiv. Karl Klachler war aber nicht nur als Volksliedsammler, Musikant und Musiklehrer, sondern auch als Komponist tätig. Gottfried Unger (1917-1994) aus Tragöß war ein Schüler Karl Klachlers. In seinem Notenbestand befanden sich etliche Unterlagen und Noten von den Klachlers, die nun von seinem Schwiegersohn als Schenkung in das Steirische Volksliedarchiv kamen. Neben volkskundlichen Büchern beinhaltet dieser Bestand rund 100 Kopien von handschriftlichen Kompositionen für Zither, Klavier aus der Feder von Karl Klachler. Bisher war Karl Klachler in der Volksliedforschung nur als Sammler und Musikant bekannt, nicht aber als Komponist. Von großer Bedeutung für die Forschung sind auch die Handschriften, die sich in diesem Nachlass befinden: Ein handschriftliches Stimmbuch für das 2. Flügelhorn mit der Aufschrift: „Eigenthum des Johann und Karl Klachler, 1879”. Die zweite Handschrift hat den Titel „Jesu im Grabe / Klagelied beim Grab des Erlösers für Sopran Alt und Basso … Eigenthum Sigmund Pius Klachler”. Eine weitere Handschrift trägt die Aufschrift „12 Steyerische Tänze für 2 Flöten und Giutarre von M. Rosmann”.  Der Schreiber dieser Handschrift hat sich als Geißler am Blatt verewigt.  Alle diese Handschriften dürften in der Zeit um 1850 entstanden sein. Diese Handschriften sowie der gesamte Nachlass Klachler werden nun Schritt für Schritt digitalisiert und für die Forschung zugänglich gemacht.

Graz, am 9. Mai 2025

Landeshauptmann Mario Kunasek (l.), Doris Grassmugg, Leiterin des Steirischen Volksliedarchivs, Simon Koiner-Graupp, Geschäftsführer der Volkskultur Steiermark GmbH (r.) 
© Land Steiermark

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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