Die Dachstein Dialoge (19. bis 25. September 2025) widmen sich in ihrer zweiten Auflage dem Thema „Wer gehört zu uns?”. Eröffnet wird das internationale Festival für Toleranz in Filzmoos und Ramsau am Dachstein mit einer Rede der Schriftstellerin Eva Menasse, eine der wichtigsten und pointiertesten Stimmen ihrer Generation, die in ihrem literarischen und essayistischen Werk immer wieder über Zugehörigkeit, Identität und Erinnerung reflektiert. Der historische Schwerpunkt des diesjährigen Festivals gilt dem 500. Jahrestag der Bauernkriege, die einen zentralen Ausgang in der Region um den Dachstein nahmen. Der Historiker Wolfgang Maderthaner widmet sich dem Kontext zwischen Religionskriegen der Geschichte und den Konflikten und Traumata der Gegenwart. Erstmals lädt ein internationales Stipendiat:innen-Programm junge Historiker:innen aus Konfliktgebieten in die Region. Die Programmpräsentation der Dachstein Dialoge 2025 findet am 4. Juni in Ramsau statt.
Als Eröffnungsrednerin der diesjährigen Dachstein Dialoge konnte die in Berlin lebende österreichische Schriftstellerin Eva Menasse gewonnen werden. Als leidenschaftliche Demokratin stellt sie sich in ihren Essays, Büchern und in Debatten den existentiellen und oft unbequemen Fragestellungen unserer Gesellschaft. Menasse nimmt in Zeiten des Meinungs- und Kulturkampfes zu Themen wie Gerechtigkeit, Identität oder Moral unterschiedlichste Perspektiven ein, um deren tiefere Zusammenhänge zu verdeutlichen: Was macht unsere demokratische Gesellschaft aus – was hält sie zusammen, was droht sie zu zersetzen?
„Wir haben an Eva Menasse gedacht, weil sie in ihrer klugen, pointierten Art immer wieder über menschliche Verwerfungen, über Erinnerung und Zugehörigkeit spricht, oft am Beispiel Österreichs, aber immer mit einer universellen Dimension”, so Dachstein Dialoge-Intendant Philipp Blom über die charismatische wie entschiedene Analystin unserer Gegenwart. „Sie wird eine wichtige Eröffnungsrede halten — für die Dachstein Dialoge, die Region und die Demokratie.”
Schwerpunkt: 500. Jahrestag Bauernkriege
Der historische Schwerpunkt der diesjährigen Dachstein Dialoge bietet Ankerpunkte für die aktuellen Debatten der Gegenwart: Aus Anlass des 500. Jahrestages Bauernkriege, die einen zentralen Ausgang in der Region um den Dachstein nahmen, wird der Historiker Wolfgang Maderthaner, ehemaliger Generaldirektor des Österreichischen Staatsarchivs, in einem Seminar und einem Vortrag den Kontext zwischen Religionskriegen der Geschichte und den Konflikten und Traumata der Gegenwart offenlegen.
Die Proteste der Bauernkriege begründeten auch Erweckungsbewegungen ländlicher Gemeinschaften im 16. Jahrhundert mit sozialen und wirtschaftlichen Experimenten, die den herrschenden Strukturen alternative Lebensweisen entgegenstellten. Ihre Themen der sozialen Gerechtigkeit, der Vision einer neuen Gesellschaftsordnung und der Forderung eines wirtschaftlichen Strukturwandels sind heute aktueller denn je und sollen bei den Dachstein Dialoge im Rahmen von Vorträgen und Gesprächsformaten zum Austausch einladen.
Die Folgen religiöser Gewalt, Ausschließung und Vertreibung durch die Bauernkriege prägen bis heute das Zusammenleben in der Region rund um den Dachstein. Mit dem Festival der Dachstein Dialoge möchten die Gemeinden Filzmoos und Ramsau nach einer bewegten Vergangenheit heute Seite an Seite ein Vorbild für respektvolles und vielfältiges Miteinander sein.
Dachstein Dialoge Stipendiat:innenprogramm
Erstmals findet in diesem Jahr von 20. August bis 19. September 2025 das Dachstein Dialoge Stipendiat:innenprogramm in Ramsau und Filzmoos statt. Zu dem Programm werden in Zusammenarbeit mit renommierten Bildungsinstitutionen oder NGOs zwölf Stipendiat:innen ausgewählt, die in Ländern tätig sind, die von Gewalt, Konflikten und Unterdrückung geprägt sind. Ziel ist es, eine intellektuelle, berufliche und persönliche Erfahrung zu schaffen, die die Teilnehmer:innen befähigt, sich mit einem auf Menschenrechten, Gleichheit, Respekt und faktenbasierter Argumentation beruhenden Ansatz zu Vermittler:innen unabhängiger und faktenbasierter Geschichte zu entwickeln.