Anzahl der Hitzetage in allen Landeshauptstädten stark gestiegen
Die Temperatur in Österreich ist seit 1900 um rund 3,1 °C gestiegen – mehr als doppelt so stark wie im globalen Durchschnitt. Die Temperaturen in Österreich und Mitteleuropa steigen stärker als noch vor zehn Jahren erwartet. Die Zahl der Menschen, die von Hitze gesundheitlich belastet werden, steigt. In Österreichs Gemeinden und Städte ist die Anpassung der Straßen und des öffentlichen Raums an den Klimawandel zu beschleunigen, wurde heute bei einer online durchgeführten VCÖ-Fachveranstaltung von den Expertinnen und Experten betont.
Bereits zwei Milliarden Euro pro Jahr betragen in Österreich die volkswirtschaftlichen Schäden durch extreme Wetterereignisse. Das Jahr 2024 war das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Es gab die längsten dokumentierten Hitzeperioden, die höchste Zahl an Tropennächten und enorme Niederschlagsmengen. Die Zahl der Hitzetage hat österreichweit bereits deutlich zugenommen und wird weiter steigen. “Mehr Hitzetage und häufigere Starkregen bedeuten, dass es in Österreichs Gemeinden und Städten verstärkte Anpassungsmaßnahmen braucht. Im Straßenraum ist verstärkt zu entsiegeln und zu begrünen, entlang der Gehsteige braucht es schattenspendende Bäume”, betonte VCÖ-Experte Michael Schwendinger bei der VCÖ-Fachveranstaltung. Zudem sind verstärkte Klimaschutz-Maßnahmen nötig, um die Treibhausgas-Emissionen rascher zu reduzieren.
In Österreichs Landeshauptstädten sind die Hitzetage stark gestiegen. Im Zeitraum 1991 bis 2020 gab es bei der Messstation Innsbruck Universität mit durchschnittlich 23 Hitzetagen pro Jahr um 14 mehr als im Zeitraum 1961 bis 1990, in Wien verdoppelte sich auf der Hohen Warte die Anzahl der Hitzetage auf 21, in Klagenfurt gab es eine Verdreifachung auf 19 Hitzetage pro Jahr und in Graz eine Vervierfachung auf 17 Hitzetage pro Jahr.
Isabel Auer von Weatherpark wies in ihrem Vortrag darauf hin, dass die Temperaturen in Österreich in den vergangenen Jahren stärker gestiegen sind, als noch vor zehn Jahren in Klimaszenarien erwartet wurde. Umso wichtiger ist “Klimawandelanpassung, um die Lebensqualität in unseren Städten und Gemeinden zu erhalten. Die Transformation des Straßenraumes bietet dabei ein großes Potential für Verbesserungen.” Die Leiterin des Forschungsinstituts für Raum- und Immobilienwirtschaft der WU Wien, Stefanie Peer, betonte die Wichtigkeit von mehr platzsparender Mobilität zu Fuß, per Rad und mit dem Öffentlichen Verkehr: “Wird der Autoverkehr reduziert, bieten nicht mehr benötigte Verkehrsflächen Potenzial für Begrünung und Entsiegelung. Geringere lokale Emissionen und weniger Lärm werten den Öffentlichen Raum zusätzlich auf.” Für einen attraktiven Öffentlichen Verkehr in Zeiten zunehmender Hitzetage ist eine klimagerechte Gestaltung von Bus- und Straßenbahn-Haltestellen sowie Bahnhofsvorplätzen sehr wichtig, erklärte Michael Szeiler vom Verkehrsplanungsbüro con.sens.
Bei der VCÖ-Fachveranstaltung wurden auch erfolgreiche Beispiele für Klimawandelanpassung präsentiert. Tulln hat auf Basis einer Volksbefragung einen früheren Parkplatz für rund 200 Pkw in einen grünen Park für Menschen umgestaltet. Die Marktgemeinde Lanzenkirchen (4.400 Einwohnerinnen und Einwohner) hat ihr Ortszentrum neugestaltet, mit mehr Bäumen, die im Schwammstadtprinzip gepflanzt wurden. Und bei der Umgestaltung der Praterstraße in Wien sorgen zahlreiche neue Bäume für einen grünen Lückenschluss zwischen Ringstraße und Prater, die Umsetzung des Schwammstadtprinzips verhindert bei Starkregen Überflutungen und speichert Wasser, das die Bäume in Hitzeperioden versorgt. Hitzeinseln wurden erfolgreich beseitigt, die Aufenthaltsqualität stark verbessert.
Auch international setzen im mehr Städte auf Entsiegelung und Begrünung im Öffentlichen Raum. So wurde in Brüssel beim Place Flagey 1.800 Quadratmeter entsiegelt, begrünt, 100 neue Bäume wurden gepflanzt, berichtete Eric Flamée von der Stadtverwaltung Brüssel.
Der Stadtklimatologe von Linz Johannes Horak betonte: “Klimavorsorge bedeutet nichts anderes als die Chance, die hohe Lebensqualität in Städten zu erhalten und weiter zu erhöhen.” Unterstützung für Regionen bei der Klimawandelanpassung bietet der Klima- und Energiefonds, erklärte die Programm-Managerin Lisa Humer.








