LKH Bad Aussee wird geschlossen. Große Mehrheit der Bevölkerung enttäuscht. FPÖ weckte andere Hoffnungen vor der Wahl/ÖVP zieht mit.

Ein Kommentar von Rainer Hilbrand: Alles so gekommen, wie in geleakten Informationen angekündigt.

Das, was heute von den Experten präsentiert wurde, ist nichts anderes als die Schließung des LKH Bad Aussee. So heißt es:

LKH-Standort Bad Aussee wäre Zentrum für ältere Menschen
Am LKH-Standort in Bad Aussee würde ein Department für Akutgeriatrie und Remobilisation als Zentrum zur Behandlung und Versorgung von älteren Menschen etabliert. Am Standort des Landeskrankenhauses ist eine ambulante Versorgung durch ein Gesundheitszentrum (mit einer zusätzlichen ambulanten Kinderversorgung) und eine 24/7-Notfallversorgung durch einen Notarztstützpunkt vorgesehen. Der Abschluss einer Vereinbarung mit dem Salzkammergutklinikum (Standort Bad Ischl) würde in Zukunft die volle Bandbreite in der Spitalsversorgung der Bevölkerung im Ausseerland garantieren.”

Viele Menschen reagieren sehr enttäuscht auf den sogenannten Plan B von LH Kunasek, der vor der Wahl eindeutig andere Hoffnungen geschürt hat. Das LKH Bad Aussee kostet nach Insiderinformationen im Jahr etwa 50 Mio, das sind weniger als 0,5 % des Gesamtbudgets der KAGES , zu dem das Land Stmk bereits mehr als 900 Mio zuschießen muss. Eine finanzielle Gesundung des Gesundheitswesens bringt das Ganze anicht. Man fährt also militärisch drüber in einer noch nie da gewesenen Art und Weise, sucht die Kooperationen über die Bundesländergrenzen hinaus (was im Grunde schon längst gehört hätte), in diesem Falle mit Bad Ischl. Inwieweit es schon Gespräche gegeben hat, darf angezweifelt werden, eine entsprechende Kooperationsvereinbarung gibt es offenbar nicht, sonst wäre sie präsentiert worden. Da sind viele Fragen offen.

Ebenfalls offen: Was man unter einem Gesundheitszentrum versteht, haben wir im Falle von Mariazell an anderer Stelle bereits festgehalten: In Mariazell ist unter dem Begriff eine Ordination für Allgemeinmedizin subsumiert sowie eine Versorgung von akuten Verletzungen (Chirurgische Eingriffe : Muttermalentfernung, Warzenentfernung, Entfernung kleiner Gewächse, Abszessspaltung, Nageloperationen, CTS, schnellender Finger,…Versorgung von chronischen Wunden, Nachbetreuung von Operationen, Röntgen Reposition von Frakturen, Anlage von Gipsen und orthopädischen Behelfen (Schienen, Knieorthesen, Rippengurt…), Gelenkspunktionen, Durchführung von Wundabstrichen, Histo Einsendungen,Venenverödungen, ACP-Therapie. Was versteht man für Bad Aussee unter ambulanter Versorgung? Die Bettenzahl soll von 32 auf 24 (eigentlich gibt es ja im LKH Bad Aussee wesentlich mehr Betten) reduziert werden – stehen diese nur für Akutgeriatrie und Remoblisierung zur Verfügung? Wie ist der Zusammenhang zwischen Gesundheitszentrum und Bettensituation? Wer behandelt dort? Das ist allenfalls auch für die Notarztversorgung wichtig.

Ebenfalls offen: Wie die ambulante Kinderversorgung ausschauen soll, ist ebenfalls offen.

Ebenfalls offen ist auch die Notarztversorgung, sie ist unter dem Stichwort 24/7 zwar im Plan beinhaltet, aber wer soll als Notärztin/Notarzt künftig eingesetzt werden? Das System ist bis dato nur durch ÄrztInnen aus dem LKH besetzt worden, wenn es geschlossen wird, was dann…? Und darf man diesem Plan nach dem bisher Erlebten noch trauen?

Dass der Verein Biss in einer Presseaussendung meint, dass alle drei Standorte – Rottenmann, Schladming und Bad Aussee – in angepasster, neu strukturierter Form nun erhalten bleiben könnten, wird in der Region, gelinde gesagt, “etwas anders empfunden”.

Und: Ein wichtiger Schritt zur Reduzierung der regionalen Wertschöpfung wurde damit ebenfalls gesetzt – damit höhlt man die ländlichen Regionen weiter aus.

Wir haben 25 Jahre immer wieder über die Pläne des Landes zum LKH Bad Aussee berichtet – nun ist also das endgültige Aus eines mit 28 Mio aus Steuergeld gebautem und 2013 eröffnetem Haus besiegelt. Für die Planungen des Leitspitals in Stainach wurden ebenfalls 15 Mio ausgegeben. Ein sorgsamer Umgang mit Steuergeld?

Werden die Bürgermeister die Bevölkerung noch einmal mobilisieren???

Nachtrag:

Besonders betroffen ist auch das DKH Schladming, so soll die Bettenanzahl von 102 auf 52 sinken. Hier ist u.a. an eine stärkere Anbindung der Region an Salzburg gedacht.

Politische Reaktionen

Kritik vonseiten der Opposition

Aus Sicht des SPÖ-Landtagsklubs mache das Alternativkonzept der Expertenkommission die Gesundheitsversorgung “schlechter und nicht besser”. “Die Schließung des LKH Aussee als Akutspital, Verschlechterungen in Schladming und nur geringfügige Anpassungen in Rottenmann sind ein Schlag ins Gesicht für viele Menschen, die mit ihren Beiträgen täglich das System finanzieren”, so Klubobmann Hannes Schwarz in einer Aussendung.

Der KPÖ-Landtagsklub bewertete den “Plan B” in einer ersten Reaktion als “Sparmaßnahme auf dem Rücken der Patientinnen und Patienten”. “Was hier als Kompromiss verkauft wird, bedeutet de facto die Schwächung der Gesundheitsversorgung im größten Bezirk der Steiermark. Der Spitalsstandort in Bad Aussee würde verloren gehen, durch eine Akutgeriatrie ersetzt werden und so künftig nicht mehr das leisten können, was die Bevölkerung braucht”, zeigte sich KPÖ-Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler besorgt.

Die Grünen: Gesundheitsversorgung im Bezirk Liezen:„Zentrale Fragen bleiben offen”

Nach der gestrigen Präsentation zur künftigen Gesundheitsversorgung im Bezirk Liezen bleibt für die steirischen Grünen vieles offen. Zwar ist es positiv, dass die Debatte nun an Substanz gewinnt: Nach langer Zurückhaltung und einer misslungenen Informationspolitik der Landesregierung haben die Mitglieder der Expertenkommission ihre Überlegungen erstmals umfassend präsentiert und sich den Fragen ausführlich gestellt. Begrüßenswert ist auch, dass die schon lange von den Grünen eingeforderte Zusammenarbeit mit den Nachbarbundesländern nun grundsätzlich aufgegriffen wurde.

Was allerdings fehlte, sind nach wie vor die grundlegenden Fakten. „Unterm Strich bleiben zentrale Punkte offen – vom Personalbedarf über Investitionskosten und Zeitplan bis hin zu einem exakten Überblick über das gesamte Leistungsspektrum für die zukünftige Gesundheitsversorgung im Bezirk. Genau diese Antworten sind für eine fundierte Bewertung nötig und müssen jetzt auf den Tisch“, so Grünen-Klubobfrau Sandra Krautwaschl.

Denn es geht um nichts weniger als die Frage, wie die Menschen im Bezirk künftig gut und sicher medizinisch versorgt werden können. Krautwaschl abschließend: „Man muss sich schon fragen, was die Landesregierung in den knapp 200 Tagen seit ihrem Amtsantritt eigentlich gemacht hat. Die Zeit drängt, die Situation spitzt sich zu – und die Grundlagen fehlen immer noch.”

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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