Expertenkommission präsentiert „Spitalsnetz Bezirk Liezen“ als Lösungsvorschlag zur Spitalsversorgung.

Der Lösungsvorschlag der Expertenkommission für die Spitalsversorgung im Bezirk Liezen sieht im Kern die Etablierung eines Spitalsnetzes statt eines Leitspitals vor. Ein Eckpunkt dieser Variante wäre eine bundesländerübergreifende Zusammenarbeit der Steiermark mit den Nachbarbundesländern Oberösterreich (Bad Ischl) und Salzburg (Schwarzach). Der vorliegende Plan wird nun auf Kosten, Personalbedarf sowie Umsetzungszeitraum geprüft und im Hinblick auf die notwendigen Kooperationen werden jetzt vertiefende Gespräche aufgenommen. Darauf aufbauend wird die Landesregierung voraussichtlich im Herbst eine Entscheidung treffen.

Heute, 18. Juni 2025, präsentierten Mitglieder der von der Landesregierung eingesetzten Expertenkommission ihren Lösungsvorschlag für die Spitalsversorgung im Bezirk Liezen. Die Vorstellung erfolgte im Beisein von Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl und FPÖ-Klubobmann Marco Triller durch die Mitglieder der Expertenkommission Herwig Ostermann (Gesundheit Österreich GmbH), Volker Knestel (NÖ Gesundheits- und Sozialfonds) und Michael Thalhammer (Chirurgischer Leiter des Zentrums für Akutmedizin des LKH-Univ.-Klinikums Graz). Die nun vorliegende Variante mit einem Spitalsnetz anstatt eines Leitspitals ermöglicht eine lebbare flächendeckende Versorgung der Bevölkerung mit der Aufrechterhaltung der Standorte Bad Aussee, Rottenmann und Schladming. Durch die Setzung von Schwerpunkten an den einzelnen Standorten kann eine bessere Auslastung der jeweiligen Abteilungen erzielt werden.

Verbesserte Auslastung in Spitälern sowie wohnortnahe Akut- und Notfallversorgung

Die Herausforderungen für die Spitalsversorgung sind seit Jahren bekannt. Die Expertenkommission hat daher einen Lösungsvorschlag erarbeitet, der durch das Setzen von Schwerpunkten an den Standorten Schladming, Bad Aussee und Rottenmann, die Optimierung von Patientenströmen, das stärkere Nutzen moderner Therapiemöglichkeiten sowie fortschrittliche Kooperationen mit Spitälern in Nachbarbundesländern eine lebbare Lösung für die künftige Spitalsversorgung ermöglicht. Gemeinsam mit der starken Akutversorgung durch drei bodengebundene Notarztstützpunkte und einem nachtflugtauglichen Notarzthubschrauber sowie einer umfassenden Versorgung im niedergelassenen Bereich mit zwei bestehenden Gesundheitszentren, 43 Hausarzt- und 55 Facharzt-Kassenstellen wird das Gesundheitsnetz Liezen eine wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung in der Region gewährleisten.

Länderübergreifende Zusammenarbeit schafft Sicherheit für Patienten

Aufgrund der geographischen Gegebenheit im Bezirk wären knapp über 70 % der Bevölkerung innerhalb der Erreichbarkeitsgrenzen in einer der drei Krankenanstalten im Bezirk versorgt, wobei dieses Angebot derzeit lediglich von rund 60 % auch genutzt wird. Der Expertenvorschlag sieht unter anderem vor, das Spitalsangebot noch besser an die Lebensrealität vieler Bürger anzupassen und die bundesländerübergreifende Patientenversorgung nachhaltig zu verankern – womit die beteiligten Bundesländer durch das Spitalsnetz Bezirk Liezen eine bundesweite Vorreiterrolle in der modernen, kooperativen Gesundheitsversorgung einnehmen würden. Konkret ist eine Kooperation mit den Spitälern in Schwarzach (Salzburg) und Bad Ischl (Oberösterreich) geplant. Erste Gespräche zu diesen möglichen Kooperationen wurden bereits geführt.

Das „Spitalsnetz Bezirk Liezen“ im Detail

  • Fachliche Aufwertung des LKH-Standort Rottenmann
    Der LKH-Standort Rottenmann würde laut Expertenvorschlag in Zukunft über eine neue Abteilung für Orthopädie und Traumatologie verfügen, die eine enge Kooperation mit dem Krankenhaus Schladming eingehen soll. Ein neues Department für Remobilisation und Nachsorge würde eine frühzeitige Remobilisation von akutkranken Patienten ermöglichen. In Rottenmann würden erstmals im Bezirk Hospizbetten für die Betreuung von schwerstkranken Patienten zur Verfügung stehen. Eine ambulante Versorgung für Kinder und Jugendliche und ein neuer multidisziplinärer Eingriffsraum (z. B. für Grauer Star-Operationen und die Urologie) sind als Erweiterung für das bestehende Angebot in Rottenmann vorgesehen. Die Abteilung für Innere Medizin würde erweitert und Plätze für die Akutgeriatrie eingerichtet werden. Allgemeinchirurgie, Intensiveinheit, Dialyse und Palliativstation sowie der Notarztstützpunkt würden bestehen bleiben.
  • Bestehende Stärken in Schladming
    In Zukunft würde in Schladming die Behandlung von orthopädischen und traumatologischen Patienten in enger Zusammenarbeit mit dem Standort Rottenmann erfolgen. Eine Abteilung für Innere Medizin könnte die Versorgung internistischer Patienten und rund um die Uhr eine internistische Akutversorgung garantieren. Die Dialyseplätze bleiben erhalten. Vorgesehen ist der Aufbau eines neuen Hebammenzentrums, um werdende Mütter vor und nach der Geburt wohnortnah zu begleiten. Die (allgemein-)chirurgische Versorgung der Bevölkerung sowie die Gynäkologie- und Geburtshilfe würde durch eine Kooperation mit dem LKH Schwarzach (Salzburg) und die Zusammenarbeit mit dem Standort Rottenmann sichergestellt. Der Notarztstützpunkt in Schladming bleibt bestehen.
  • LKH-Standort Bad Aussee wäre Zentrum für ältere Menschen
    Am LKH-Standort in Bad Aussee würde ein Department für Akutgeriatrie und Remobilisation als Zentrum zur Behandlung und Versorgung von älteren Menschen etabliert. Am Standort des Landeskrankenhauses ist eine ambulante Versorgung durch ein Gesundheitszentrum (mit einer zusätzlichen ambulanten Kinderversorgung) und eine 24/7-Notfallversorgung durch einen Notarztstützpunkt vorgesehen. Der Abschluss einer Vereinbarung mit dem Salzkammergutklinikum (Standort Bad Ischl) würde in Zukunft die volle Bandbreite in der Spitalsversorgung der Bevölkerung im Ausseerland garantieren.

Volle Transparenz und Einbindung

Die Lösungsvariante wurde gestern Dienstag allen im Landtag Steiermark vertretenen Fraktionen im Rahmen eines Gesundheitsausschusses durch Mitglieder der Expertenkommission präsentiert. Der vollständige Bericht der Kommission wurde zudem vollständig und transparent mit Fragen und Antworten unter https://gesund-in-liezen.at/gesundheitsversorgung-liezen/spitalsnetz-bezirk-liezen veröffentlicht.

Weitere Schritte

Der vorliegende Bericht der Expertenkommission wird nun einer umfassenden Prüfung, etwa in Bezug auf Kosten, Personalbedarf, und Umsetzungszeitraum, unterzogen. Im Hinblick auf die notwendigen bundesländerübergreifenden Kooperationen werden jetzt vertiefende Gespräche aufgenommen. Darauf aufbauend wird eine Entscheidung zur zukünftigen Spitalsstruktur für den Bezirk Liezen getroffen.

Statements der Mitglieder der Expertenkommission:

Herwig Ostermann, Gesundheit Österreich GmbH: „Die Planung von Gesundheitsangeboten stellt stets eine Abwägung zwischen Aspekten von Qualität – und hier insbesondere ausreichenden Fallzahlen – sowie Erreichbarkeiten dar. Verbunden mit dem medizinischen Fortschritt hin zu mehr tagesklinischen und ambulanten Angeboten und den demographischen Entwicklungen ergibt dies die Ausgangssituation für eine Weiterentwicklung der Gesundheitsversorgung.“

Volker Knestel, NÖ Gesundheits- und Sozialfonds: „Die Herausforderungen in der Planung und Umsetzung einer modernen öffentlichen Gesundheitsversorgung sind nicht nur vielfältig, sondern haben auch eine regionale Bedürfnislage zu berücksichtigen. Ein Leitprinzip ist jedenfalls, dass die Patienten zum notwendigen Zeitpunkt am passenden Ort von der richtigen Person in der erforderlichen Qualität behandelt werden.“

Michael Thalhammer, Chirurgischer Leiter des Zentrums für Akutmedizin, LKH-Univ. Klinikum Graz: „Unter Einbeziehung von Experten aus der Medizin, Gesundheitsplanung und Regionalentwicklung wurde ein modernes Konzept der Patientenversorgung erarbeitet, das die medizinische Versorgung des Bezirkes Liezen langfristig sichert und das auch in der angespannten Personalsituation umsetzbar ist.“

Statements der Politik

Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl: „Ich danke den Mitgliedern der Expertenkommission für ihre Arbeit und ihr Bemühen, einen Vorschlag für eine lebbare Spitalsversorgung für die Bevölkerung des Bezirks Liezen zu erarbeiten. Nach der in der vergangenen Woche erfolgten Kenntnisnahme des Berichts durch die Landesregierung habe ich die KAGes beauftragt, das Konzept in Hinsicht auf Kosten, Personalbedarf und Umsetzungszeitraum zu prüfen. Der Gesundheitsfonds Steiermark wird die nötigen Schritte für die bundesländerübergreifenden Versorgungskooperationen setzen. Sobald der Landesregierung alle notwendigen Informationen vorliegen, wird sie die weiteren Entscheidungen treffen.“

Klubobmann Marco Triller: „Ich danke der eingesetzten Expertenkommission ausdrücklich für ihre umfassende und sachlich fundierte Arbeit. Mit dem nun vorliegenden Konzept für ein Spitalsnetz im Bezirk Liezen liegt ein Alternativkonzept auf dem Tisch, welches es ermöglicht, alle drei bestehenden Spitalsstandorte zu erhalten und damit die wohnortnahe, qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung sowie die damit zusammenhängende Infrastruktur in der Region nachhaltig abzusichern. Es zeigt sich, dass durch verantwortungsvolle Politik und fachlich fundierte Arbeit ein zukunftsfähiges Konzept für die Spitalsstruktur im Bezirk Liezen erarbeitet werden konnte.“

Mitglieder der Expertenkommission:

  • Univ.Prof. Dr. oec. Volker AMELUNG, Medizinische Hochschule Hannover
  • DI Andreas ANKOWITSCH, Ziviltechniker, ANKO ZT GmbH
  • Mag. Volker KNESTEL, MSc, Bakk. NÖ Gesundheits- und Sozialfonds (Sprecher)
  • ao.Univ.-Prof. Dr. Herwig OSTERMANN, Gesundheit Österreich GmbH (Sprecher)
  • Dr. Michael SACHERER, Präsident der Ärztekammer für Steiermark
  • DI Peter SCHERER, Ziviltechniker, ZT-Büro DI Peter Scherer
  • Ass.-Prof. Dr. Michael THALHAMMER, Chirurgischer Leiter des Zentrums für Akutmedizin (ZAM), LKH-Univ. Klinikum Graz
  • Dr. Michaela WLATTNIG, PatientInnen- und Pflegeombudsfrau Land Steiermark.

Herwig Ostermann und Michael Thalhammer (Sprecher der Expertenkommission)

Herwig Ostermann und Michael Thalhammer (Sprecher der Expertenkommission)

Landesrat Karlheinz Kornhäusl, Herwig Ostermann, Michael Thalhammer und Klubobmann Marco Triller

© Land Steiermark

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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