Österreichs Kinder verdienen die beste Bildung und Betreuung von Anfang an. Dies kann nur gelingen, wenn der Bereich der Elementarpädagogik umfassend gestärkt wird. In elementaren Bildungseinrichtungen wird der Grundstein für den weiteren Bildungsverlauf von Kindern gelegt. Die empirische Bildungsforschung und Bildungsökonomie zeigen klar auf, dass die ersten Jahre im Leben eines Kindes entscheidend für den weiteren Bildungsverlauf sind und frühe Investitionen im elementaren Bereich sowohl volkswirtschaftlich als auch gesellschaftspolitisch die größten Effekte bewirken.
Die Bundesregierung hat es sich zum Ziel gesetzt, sowohl den Ausbau als auch die Qualität im Kindergarten in den nächsten Jahren massiv zu stärken. Gleichzeitig ist Österreich im elementarpädagogischen Bereich jedoch noch immer mit einem Fachkräftemangel konfrontiert. Um dieser Personalknappheit entschlossen entgegenzutreten und die Basis für eine Qualitätsoffensive und den weiteren Ausbau zu legen, muss zunächst in die Ausbildung investiert werden.
Im Rahmen des heutigen Ministerrats wurde daher von der Bundesregierung ein Paket für eine Ausbildungsoffensive in der Elementarpädagogik vorgestellt. Diese beinhaltet fünf verschiedene Schwerpunktsetzung für eine Stärkung der bestehenden Ausbildungsformate wie auch für die Etablierung von neuen Wegen in das Berufsfeld Elementarpädagogik.
- Flächendeckender Ausbau von Ausbildungsplätzen an den Bildungsanstalten für Elementarpädagogik (BAfEP)
Aufgrund einer nachweislich hohen Berufseintritts- und Verbleibsquote von Absolventinnen und Absolventen des BAfEP-Kollegs wird künftig ein Schwerpunkt auf den flächendeckenden Ausbau, insbesondere von berufsbegleitenden Kollegplätzen, gelegt.
Das Ziel ist, mit dislozierten Kolleg-Klassen und Elementen ortsungebundenen Unterrichts (Distance Learning) in allen politischen Bezirken ein schulisches Ausbildungsangebot für Elementarpädagogik zur Verfügung zu stellen. Ein Kollegangebot mit einem erhöhten Anteil an ortsungebundenem Unterricht wird auch Personen aus peripheren ländlichen Regionen eine berufsbegleitende Kollegausbildung ermöglichen. Mit der Erweiterung des berufsbegleitenden Angebots an den BAfEP-Kollegs soll die Zahl der Kolleg-Studierenden bis 2028/29 in allen politischen Bezirken gesteigert werden.
- Ausbau der Elementarpädagogik an allen Hochschultypen durch zusätzliche Ausbildungsplätze bis 2028/29
In den letzten zehn Jahren haben Einrichtungen aller Hochschultypen damit begonnen, Aus- und Weiterbildungsangebote für die Elementarpädagogik aufzubauen. Dazu zählen u.a. die Universität Graz, die FH Campus Wien und die Mehrzahl der Pädagogischen Hochschulen. Aufbauend auf diesen Kompetenzzentren sollen nun zügig attraktive Angebote für weitere Zielgruppen neu geschaffen oder erweitert werden. Sowohl die Gruppe der im Berufsfeld tätigen Assistenzkräfte als auch die Gruppe der AHS-Maturantinnen und Maturanten bergen Potenziale für die Ausbildung zusätzlicher Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen.
Dazu wird neben einem deutlichen Ausbau des Universitätslehrgangs “Elementar+” auch ein Ausbau der Angebote an Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen, zusätzlich zu den bisherigen Quereinstiegs-Hochschullehrgängen, in Angriff genommen. Die unterschiedlichen Ausbildungsmöglichkeiten an den Hochschulen werden zunächst befristet im Rahmen der Ausbildungsoffensive eingerichtet und sollen einer Evaluierung unterzogen werden.
- Förderungen/Stipendien für die Teilnehmenden/Studierenden
Um diese Ausbildungsplätze bestmöglich zu bewerben und insbesondere berufsbegleitende Möglichkeiten zu forcieren, wird zwischen Bundesministerium für Bildung und dem Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz ein Fahrplan für die Förderung der Ausbildung orientiert an bestehenden bzw. künftigen Modellen des Arbeitsmarktservices für das Studienjahr 2026/27 erarbeitet.
Diese neue Förderung soll sich an Berufstätige richten, die an berufsbegleitenden Elementarpädagogik-Ausbildungen (berufsbegleitende BAfEP-Kollegs und Universitätslehrgang Elementar+) teilnehmen und dafür ihr Beschäftigungsausmaß reduzieren.
Studierende des ordentlichen (Vollzeit-)Bachelorstudiums Elementarpädagogik werden, sofern sie die Kriterien erfüllen, mit der regulären Studienbeihilfe unterstützt.
Arbeitslose, die sich für eine Elementarpädagogik-Ausbildung entschließen, werden, sofern sie die Kriterien erfüllen, weiterhin durch das AMS-Fachkräftestipendium gefördert.
- Modernisierung der pädagogischen Ausstattung der Bundes-Bildungsanstalten für Elementarpädagogik und der eingegliederten Praxiskindergärten
Um Praxiskindergärten an den Bundes-BAfEP in ihrem Modellcharakter zu stärken und damit die Ausbildung der künftigen Elementarpädagoginnen und Elementarpädagogen durch innovative pädagogische Konzepte zu unterstützen, soll die räumliche Ausstattung der Einrichtungen zeitgemäß und modern gestaltet werden. Innovative Prozesse und die Auseinandersetzung mit neuen pädagogischen Ansätzen in der Elementarpädagogik nehmen ihren Ausgang an den Ausbildungsstätten und sollen in den nächsten Jahren forciert werden.
- Stärkung des Stellenwerts elementarer Bildung: Verbesserung des Images des Berufsbilds und der Qualität der Rahmenbedingungen
Ein flächendeckender, leistbarer und qualitativ hochwertiger Ausbau elementarer Bildungseinrichtungen ist nicht nur bildungspolitisch relevant, sondern auch ein zentraler Hebel zur Arbeitsmarktintegration von Frauen. Laut Statistik Austria arbeiteten im Jahr 2023 40,3 % der teilzeitbeschäftigten Frauen aufgrund von Betreuungsaufgaben für Kinder oder pflegebedürftige Angehörige nicht in Vollzeit – bei Männern waren es lediglich 9,1%. Zudem leisten Frauen laut AMS Österreich rund zwei Drittel der unbezahlten Arbeit, insbesondere im Bereich der Kinderbetreuung. Diese strukturellen Unterschiede verdeutlichen: Die Verbesserung der Rahmenbedingungen im Bereich der elementaren Bildung – etwa durch höhere Qualität, bessere Personalschlüssel und ein attraktiveres Berufsbild – ist ein wesentlicher Beitrag zur Gleichstellung und zur Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen.
Die positiven Schritte der letzten Jahre sollen gefestigt und darüber hinaus weitergehende Maßnahmen gesetzt werden, damit elementare Bildung in Österreich jenen Stellenwert erhält, den sie verdient. Zusätzlich bedarf es der Bewerbung des Berufsbilds in der Elementarpädagogik, um das Image und die Wertschätzung für diese wesentliche Arbeit mit den Jüngsten in Österreich hervorzuheben. Im Rahmen der Berufsorientierung braucht es gezielte Maßnahmen, um den Beruf für junge Menschen attraktiver zu machen. Diese Weiterentwicklung soll unter Einbindung von Expertinnen und Experten aus dem elementarpädagogischen Berufsfeld erfolgen. Die Erstellung einer Informationsplattform für Interessierte (Ausbildungswege, Standorte, Förderungen) um für möglichst einfache Orientierung im Ausbildungsfeld zu sorgen, wird geprüft.
Insgesamt sollen so in den kommenden 4 Jahren über 4.000 neue Plätze in den unterschiedlichen Ausbildungsformaten geschaffen werden. Für die Maßnahmen werden in den kommenden 4 Jahren insgesamt 32 Millionen Euro investiert. Die Ausbildungsoffensive ist Teil der Vorarbeiten für die im Regierungsprogramm verankerte Qualitätsoffensive für die Elementarpädagogik, die gemeinsam mit den Bundesländern und Gemeinden zu vereinbaren ist. Ziel ist es, dass der Verbleib des Personals im Berufsfeld erhöht und die Qualität in der frühkindlichen Bildung und Betreuung gesteigert werden.
Bildungsminister Christoph Wiederkehr
“Der Kindergarten ist die erste Bildungseinrichtung für unsere Kinder und legt den Grundstein für die weitere Laufbahn. Mit der heute vorgestellten Ausbildungsoffensive für die Elementarpädagogik stellen wir sicher, dass zukünftig genügend Fachkräfte für die Bildung und Betreuung der Kinder zur Verfügung stehen werden. Wir investieren als Bundesregierung 32 Mio. Euro in den Ausbau und die Neuentwicklung von Ausbildungsmöglichkeiten und schaffen so 4.000 neue Ausbildungsplätze für die Elementarpädagoginnen und -pädagogen von morgen.”
Familienministerin Claudia Plakolm
“Für eine gute Kinderbetreuung am Land und in der Stadt helfen in Österreich Gemeinden, Länder und der Bund zusammen. Weil wir in der Kinderbetreuung österreichweit besser werden wollen, beteiligt sich der Bund seit 2008 an den Kosten. In vielen Gemeinden geht es aber nicht nur um Infrastruktur und Geld, sondern sie brauchen auch das Personal, damit es überhaupt ein Angebot für die Familien geben kann. Mit dem heutigen Beschluss folgt der nächste Wachstumsschub für mehr Pädagoginnen und Pädagogen und für eine noch bessere Ausbildung.”
Sozialministerin Korinna Schumann
“Elementarpädagogik ist nicht nur ein Bildungsthema, sondern auch Sozialpolitik, Frauenpolitik sowie Arbeitsmarktpolitik. Und die Elementarpädagogik ist eine wichtige Investition in die Zukunft unseres Landes. Eine hochwertige flächendecke Kinderbildung und –betreuung ist ein entscheidender Beitrag zur Chancengerechtigkeit für Kinder, ein Schlüssel zur Armutsprävention und ein Motor für die Erwerbstätigkeit von Frauen.”