Gewerkschaft vida Steiermark: “Alarm vor Spitalsgipfel: Jetzt der Versorgungskrise entgegensteuern”

Gewerkschaft vida fordert anlässlich des Spitalsgipfels der Landesgesundheitsreferent:innen und der Gesundheitsministerin ein Ende des Sparkurses im Gesundheits- und Spitalsbereich.

Keine weiteren Einsparungen im Spitalsbereich – sondern klare Qualitäts- und Personalvorgaben

Österreichs Spitäler stehen an der Grenze der Belastbarkeit. Ihre Beschäftigten geben Tag für Tag alles, um die Versorgung der Patient:innen sicherzustellen. Doch ohne ausreichend Personal, Planungssicherheit und eine stabile Finanzierung kann die Qualität der Gesundheitsversorgung nicht dauerhaft gewährleistet werden.

Vor dem sogenannten Spitalsgipfel der Gesundheitsreferent:innen mit der Gesundheitsministerin appelliert die Gewerkschaft vida daher an die Länder, Verantwortung zu übernehmen und die jahrelange Einsparungspolitik zu beenden.

Keine Sparopfer auf Kosten der Gesundheit

Die Realität in den Spitälern ist alarmierend: Betten werden abgebaut, Stationen zusammengelegt, Dienstposten gesperrt – und das bei gleichzeitig wachsendem Bedarf. Beispielsweise im Bereich der Pflegekräfte geht die aktuelle Personalprognose von bis zu 200.000 fehlenden Pflegekräften bis 2050 aus. Die direkte Folge: Längere Wartezeiten, überlastetes Personal und eine zunehmend ungleiche Versorgung je nach Bundesland und Wohnort der Patient:innen. „Jede Kürzung trifft unmittelbar Patient:innen und Beschäftigte. Es ist schlicht unverantwortlich, wenn ausgerechnet bei der Gesundheit gespart wird“, betont Gernot Acko, Vorsitzender der Gewerkschaft vida Steiermark. „Wer einheitliche Qualitätskriterien in ganz Österreich will, muss in Menschen investieren.

Klare Qualitäts- und Personalvorgaben gefordert

Die Gewerkschaft vida fordert seit Jahren verbindliche Qualitätsstandards für alle Krankenhäuser in Österreich – unabhängig davon, in welchem Bundesland Patient:innen behandelt werden. Die vida macht sich für transparente Kontrollmechanismen stark, damit Unterbesetzung und spürbare Überlastung nicht länger verschwiegen, sondern strukturell beseitigt werden.

„Wir brauchen dringend Personalstandards, die den tatsächlichen Versorgungsaufwand abbilden – sonst bricht das System weiter unter seinen eigenen Ansprüchen zusammen“, betont Hans Jürgen Taschner, Fachbereichssprecher Gesundheit der vida Steiermark und Betriebsratsvorsitzender im Krankenhaus Barmherzige Brüder Graz.

Schutz für jene, die gefährliche Missstände aufzeigen

Fehler passieren – besonders dort, wo Personal überlastet ist und Abläufe ausgereizt werden. Entscheidend ist, wie damit umgegangen wird. Eine klare Forderung der Gewerkschaft vida ist daher die Einrichtung einer Whistleblower-Plattform für das Gesundheitswesen, über die Beinahe-Fehler oder gefährliche Situationen anonym gemeldet werden können. „Das Ziel von Meldesystemen ist nicht Bestrafung, sondern Verbesserung. Transparenz rettet Leben – Verschweigen gefährdet sie. Wer auf Missstände aufmerksam macht, muss gestärkt werden und darf keine Angst vor dienstrechtlichen Konsequenzen haben“, so Michaela Göschl, Geschäftsführerin der vida Steiermark.

Bundesländer in der Verantwortung

Die Gewerkschaft sieht die Landesregierungen in der Pflicht, ihre Verantwortung wahrzunehmen: „Als Geldgeber müssen Länder und Sozialversicherungen den Spitälern einheitliche Vorgaben machen, anstatt sich gegenseitig die Schuld zuzuschieben“, hält Taschner fest. „Versorgungssysteme müssen jenen Menschen dienen, die sich darin befinden, und jenen, für welche diese Systeme gemacht wurden.“ Klar ist: Das Kompetenzwirrwarr zwischen Bund, Ländern und Sozialversicherung darf nicht länger auf dem Rücken der Patient:innen und Beschäftigten im Gesundheitssystem ausgetragen werden.

Gesundheit braucht Qualitätsstandards – für alle

Die vida steht seit Jahren an der Seite der Beschäftigten im Gesundheits- und Pflegebereich und hat mit zahlreichen Initiativen, Petitionen und Aktionen auf Missstände aufmerksam gemacht. Von der Forderung nach Schwerarbeitsanerkennung bis zur kürzlich geäußerten Kritik an der Abschaffung des Pflegebonus in Salzburg – Die Botschaft bleibt dieselbe: „Gesundheit ist keine Sparübung, sondern Daseinsvorsorge“, sagt Gernot Acko. Und Taschner ergänzt: „Wir erwarten uns vom Spitalsgipfel keine Überschriften, sondern Ergebnisse.

„Der RSG Stmk. 2030 sieht eine Reduzierung von stationären Spitalsbetten vor, da geleichzeitig tagesklinische und ambulante Behandlungen ausgebaut werden. Damit die Versorgungsqualität nicht beeinträchtig wird, ist es um so wichtiger, dass es zu keinen Bettensperren wegen Personalmangels kommt. Anzudenken wären hier auch neue flexiblere Arbeitszeitmodelle, die es speziell im Schichtdienst möglich machen, Beruf und Familie zu vereinbaren. Die Beschäftigten benötigen Entlastung, die Patient:innen brauchen qualitative Standards. Beides ist nur mit ausreichend Personal und einer Abkehr von der Einsparungspolitik realistisch möglich.“

Die Kernforderungen der Gewerkschaft vida im Überblick:

  • Ende der Einsparungspolitik im Gesundheitswesen
  • Verbindliche Personalberechnungsmodelle für alle Berufsgruppen im Krankenhaus
  • Einrichtung einer Whistleblower-Plattform für Beinahe-Fehler und Überlastungsanzeigen
  • Keine Bettensperren wegen Personalmangels. Neue flexiblere Arbeitszeitmodelle, um Beruf und Familie vereinbaren zu können

Über den Autor

Markus Raich
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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