ÖBB: Volle Fahrt für den Güterverkehr auf der neuen Koralmbahn

  • Klimafreundliche Mobilität: 30 % mehr Kapazität für Güter auf der Südstrecke
  • Neue Strecke: Kürzere Transportwege, weniger Energieverbrauch durch geringere Steigung
  • Koralmbahn stärkt Österreich als europäische Logistikdrehscheibe

Noch bevor im Dezember 2025 die ersten Personenzüge über die Koralmbahn rollen, fahren mit Anfang November schon die ersten Güterzüge auf der neuen Strecke. Damit schreibt die Koralmbahn Eisenbahngeschichte – ganz im Sinne der Tradition, denn auch vor 200 Jahren begann die Geschichte der Eisenbahn mit dem Gütertransport.

ÖBB starten Güterverkehr auf Koralmbahn v.l.n.r. Verschieber Johannes Waldhauser, ÖBB Rail Cargo Group Vorstandssprecher Clemens Först, Triebfahrzeugführer Martin Schubert. Foto: © ÖBB Hofmann

Ein historischer Moment für den Schienengüterverkehr

Die ersten Bahnverbindungen entstanden vor 200 Jahren, um schwere Güter – von Kohle über Salz bis hin zu Rohstoffen und landwirtschaftlichen Produkten – effizient zu befördern. Nun setzt sich der eingeschlagene Weg fort: Mit der Inbetriebnahme der Koralmbahn geht wieder der Güterverkehr voran. Seit Anfang November 2025 nutzt die ÖBB Rail Cargo Group die neue Verbindung zwischen Kärnten und der Steiermark – und bringt ab sofort Güter über die 130 Kilometer lange neue Strecke. ÖBB Rail Cargo Group Vorstandssprecher Clemens Först freut sich über die Öffnung der neuen Strecke für Güterzüge: „Mit dem Start des Güterverkehrs auf der Koralmbahn beginnt ein neues Kapitel für den Schienengüterverkehr in Österreich. Dank der neuen Koralmbahn können wir unseren Kunden verkürzte Transportzeiten und mehr Kapazität für klimafreundliche Logistik anbieten.“

Schneller, effizienter und leistungsfähiger: Die Vorteile der neuen Verbindung

Die Koralmbahn ist ein Meilenstein für den Güterverkehr in Österreich und Europa. Züge zwischen Villach Süd und Graz müssen künftig nicht mehr den Umweg über Knittelfeld, Leoben und Frohnleiten nehmen und kommen schneller ans Ziel. Das ist besonders für den Einzelwagenverkehr wichtig, bei dem Wagen mit Gütern verschiedener Kunden effizient gebündelt transportiert werden. Die neue Flachstrecke ermöglicht es, Züge mit höheren Lasten von zusätzlich 250 bis 280 Tonnen pro Zug zu transportieren. So lassen sich durch kürzere Laufzeiten und effizientere Umläufe bis zu 300.000 Zugkilometer pro Jahr einsparen. Die geringeren Steigungen auf der Strecke der Koralmbahn (10 statt 16 Promille) sind ebenfalls im Sinne der Effizienz, weil so für die Fahrten weniger Energie verbraucht wird.

Omya nutzt die neue Koralmbahn für nachhaltige Transporte

Als einer der ersten Güterzüge wurde am Dienstag, 4. November, ein Einzelwagenzug der ÖBB Rail Cargo Group auf die neue Strecke geschickt. Bei einem Einzelwagenzug kommen die Wagen aus verschiedenen Richtungen zum Großverschiebebahnhof in Villach Süd und werden zu einem Zug zusammengestellt. Danach fahren sie auf der neuen Strecke Richtung Graz, wo sie am Verschiebebahnhof wieder getrennt und an ihre Bestimmungsorte verteilt werden. ÖBB Rail Cargo Group Kunde Omya setzt seit Jahren auf umweltfreundliche Bahntransporte. Die Nutzung der neuen Koralmbahn ist ein weiterer Schritt, die Logistikprozesse des Unternehmens effizienter und klimafreundlicher zu gestalten. Mineralische Füllstoffe für die Papierproduktion werden künftig verstärkt per Bahn innerhalb Österreichs transportiert. „Die neue Strecke ermöglicht uns, Transporte noch nachhaltiger und ressourcenschonender durchzuführen. Damit leisten wir einen weiteren Beitrag zur Reduzierung von CO₂-Emissionen und zur Stärkung des Schienengüterverkehrs“, heißt es seitens Omya.

Koralmbahn als Teil des Ostsee-Adriatisches Meer-Korridors

Die Südachse wird mit der Koralmbahn Teil des Ostsee-Adriatisches Meer-Korridors, der Europa von Nord nach Süd verbindet und eine der wichtigsten Güterverkehrsrouten Europas darstellt. Der Korridor verbindet Wirtschaftsräume von der Ostsee bis zur Adria, stärkt Österreich als Logistikdrehscheibe und bietet Kunden der ÖBB Rail Cargo Group schnellere, effizientere Verbindungen in Richtung Häfen und Industriezentren. Die volle Wirkung der Koralmbahn wird sich mit der Fertigstellung weiterer Großprojekte – wie dem Semmering-Basistunnel – noch weiter entfalten.

Mehr Kapazität auf der neuen Südstrecke

Mit der neuen Koralmbahn und der Bestandsstrecke über den Neumarkter Sattel entsteht eine viergleisige Südachse. Das bringt bis zu 30 % zusätzliche Kapazität für den Güterverkehr und somit noch mehr Raum für klimafreundliche Transporte auf der Schiene. Jeder Kilometer, der künftig auf der Koralmbahn statt auf der Straße zurückgelegt wird, spart CO₂ und Energie. Damit stärken die ÖBB ihre Rolle als Rückgrat klimafreundlicher Logistik in Europa.

Personenverkehr startet am 14.12.

Die Koralmbahn ist eines der bedeutendsten Infrastrukturprojekte Europas: 130 Kilometer neue Strecke, rund 50 Kilometer Tunnel, über 100 Brücken sowie 23 moderne Bahnhöfe und Haltestellen verbinden Graz und Klagenfurt – und machen die Südstrecke zu einem Herzstück der europäischen Schieneninfrastruktur. Ihr Zentrum: der 33 Kilometer lange Koralmtunnel, einer der längsten Eisenbahntunnel der Welt. Nach dem Start des Güterverkehrs folgt am 14. Dezember 2025 der nächste große Schritt: Mit dem Tag des internationalen Fahrplanwechsels nehmen die ersten Personenzüge ihren Betrieb auf der Koralmbahn auf. Damit werden die Weststeiermark und Südkärnten mit kürzeren Fahrzeiten und mehr Taktungen noch besser miteinander verbunden. Die ÖBB fahren nicht nur schneller und bequemer, sondern auch öfter vom Osten in den Süden. Die größte Veränderung ist die Reduzierung der Fahrzeit mit dem RJX von Graz nach Klagenfurt von über zwei Stunden auf nur 41 Minuten. Mit dem weiteren Ausbau der Südstrecke – insbesondere durch den Semmering-Basistunnel – wächst die Bedeutung dieser Verbindung als Rückgrat für Mobilität, Wirtschaft und Klimaschutz in Österreich und Europa.

Über den Autor

Markus Raich
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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