Die leise Rückkehr der wilden Samtpfoten
Anlässlich des Internationalen Tags der Katzen am 8. August macht der Naturschutzbund auf eine immer noch wenig bekannte Tierart aufmerksam, die auf leisen Pfoten nach Österreich zurückkehrt: Die europäische Wildkatze (Felis silvestris).
Sie gilt als scheue Waldbewohnerin, die lange Zeit vom Menschen verfolgt wurde. Seit etwa 20 Jahren wird in Österreich gezielt nach Wildkatzen gesucht und Expertinnen sind sich einig: Die Wildkatze breitet sich, von unseren Nachbarländern kommend, auch hierzulande wieder aus. Ohne über die typischen Merkmale und die Verhaltensweisen der Wildkatze Bescheid zu wissen, kann man sie leicht mit einer Hauskatze verwechseln. Hauskatzen stammen jedoch von der afrikanischen Falbkatze (Felis lybica) ab. „Genetisch können Haus- und Wildkatze eindeutig voneinander unterschieden werden. Allerdings sind sie nahe genug miteinander verwandt, um hybridisieren zu können und fruchtbare Nachkommen zu zeugen“, sagt Naturschutzbundexpertin Katharina Neugebauer. Die Wildkatze ist an ein Leben abseits von Menschen angepasst und ihr dichtes Fell schützt sie vor der winterlichen Kälte. Durch eine Vermischung mit Hauskatzen können solche überlebensnotwendigen Anpassungen verloren gehen. Auch die Übertragung von Krankheiten kann ein Problem für die Wildkatze darstellen. Gemeinsam für die Wildkatzen Seit 2009 unternimmt der Naturschutzbund große Anstrengungen, um der Wildkatze in Österreich auf die Spur zu kommen. In einer Datenbank werden alle Wildkatzen-Sichtungen gesammelt. So können Aussagen über die Verbreitung, den Lebensraum und die Entwicklung über die Zeit gewonnen werden. Die Zusammenarbeit mit weiteren Wildkatzenexpertinnen und Jägerinnen ist besonders wichtig, um österreichweit an möglichst viele Daten zu kommen. Immer wieder bekommt der Naturschutzbund auch Wildkatzen-Meldungen von interessierten Naturbeobachterinnen, die ebenfalls ein wertvoller Beitrag zum Schutz und zur Erforschung der Wildkatze sind.
Was Wildkatzen brauchen
Wildkatzen brauchen naturnahe, strukturreiche Wälder. Besonders gerne halten sie sich in der Nähe von Gewässern oder an Waldlichtungen auf. Hier finden sie auch ihre bevorzugte Nahrung: Mäuse. Sommer ist die Zeit der Jungenaufzucht. „In der niederösterreichischen Wachau konnten im Jahr 2021 erstmals Wildkatzen-Junge mit einer Fotofalle dokumentiert werden. Weitere Hinweise auf Reproduktion gibt es aus Kärnten und dem Südburgenland“, freut sich Neugebauer. Um ihre Jungen zu schützen, nutzen Wildkatzen gerne Felsen, Baumhöhlen oder ungenutzte Fuchs- oder Dachsbauten.
Wildkatzengebiete in Österreich
Die besten Chancen, einer Wildkatze zu begegnen, hat man wohl in den wärmeren Gebieten Österreichs. Trotzdem gelangen auch bereits Nachweise in Tirol und Vorarlberg. Um eine Wildkatze von einer Hauskatze zu unterscheiden, sollte man sich vor allem den Schwanz und den Rücken anschauen. Eine Wildkatze ähnelt einer großen, getigerten Hauskatze. Sie hat jedoch einen schwarzen Aalstrich, der nicht in den Schwanz übergeht, einen buschigen Schwanz mit voneinander getrennten schwarzen Ringen, der stumpf endet, vier Nackenstreifen und zwei Streifen an den Schultern.
Der Naturschutzbund bittet, jeden Verdacht auf eine Wildkatzensichtung auf seiner Wildkatzen-Meldestelle zu teilen: Mit jeder geteilten Beobachtung leistet man einen wertvollen Beitrag zum Schutz und zur Erforschung dieser wunderbaren und faszinierenden Tierart!

Bildinfo: Zum Internationalen Tag der Katzen im Fokus: Die europäische Wildkatze – eine scheue, elegante, doch immer noch wenig bekannte Tierart, die in naturnahen, heimischen Wäldern zuhause ist. © Thomas Stephan