Rettenbachtal offiziell wieder geöffnet: Meilenstein für das Erlebnisraum-Management im Salzkammergut

Mit Mitte Juni 2025 ist es soweit: Der beliebte Soleleitungsweg durch das Rettenbachtal zwischen Bad Ischl und Altaussee ist wieder für Wanderer/innen und Mountainbiker/innen geöffnet. Die Wiedereröffnung markiert den erfolgreichen Abschluss eines vierjährigen Abstimmungsprozesses, der beispielhaft für konstruktive Zusammenarbeit im alpinen Raum steht. Ermöglicht wurde sie durch die enge Kooperation zwischen dem Tourismusverband Bad Ischl, dem Tourismusverband Ausseerland-Salzkammergut, den Österreichischen Bundesforsten (ÖBf) und der Salinen Austria AG. Die koordinative Begleitung kam von Christopher Unterberger vom Tourismusverband Inneres Salzkammergut.

Von der Sperre zur Lösung: Ein gemeinsamer Weg der die Eigenverantwortung stärkt

Die Sperre des Weges erfolgte im Oktober 2020 aufgrund eines Sturmereignisses, das zu instabilen Hangbereichen führte. In den Folgejahren wurden mehrere geologische Gutachten beauftragt – mit teils widersprüchlichen Aussagen – und Vorschlägen, die das Rettenbachtal durch flächendeckende Sicherungsmaßnahmen beinahe in eine technische Kraterlandschaft verwandelt hätten. Erst mit der Beauftragung des renommierten Alpinexperten DI Peter Kapelari und dem R.A.G.N.A.R.-Gutachten 2024 wurde eine sachliche Basis geschaffen, um den Weg sicher und verantwortungsvoll wieder freizugeben. Im Rahmen der Begehung unter Einbindung regionaler Expert/innen – darunter Bergrettung, Salinen Austria, Alpenverein und Bundesforste uvm. – wurde eine klare Risikoeinschätzung erstellt.

(C) Tourismusverband Bad Ischl/SalzburgerLand Tourismus: Rettenbachalm im Herbst

Maßnahmen zur Sicherheit – professionell umgesetzt

Im Frühjahr 2025 erfolgte durch das Unternehmen Laserer Alpin die fachgerechte Beräumung von Steinen, Totholz und Gefahrenstellen in besonders exponierten Abschnitten – basierend auf den Empfehlungen des R.A.G.N.A.R.-Gutachtens. Weitere Sicherheitsvorgaben wurden festgelegt:

  • Warnhinweise an den Zugangspunkten
  • Leihhelme im Gasthaus Rettenbachalm und in der Hagan Lodge Altaussee an der Rezeption gegen Kaution.
  • Monatliche Kontrollfahrten durch Wegehalter
  • Jährliche Frühjahrsberäumung in den definierten exponierten Zonen

Tourismus als Impulsgeber – Erlebnisraum neu gedacht

Die Wiedereröffnung zeigt deutlich, wie Tourismus im Salzkammergut nicht nur Wertschöpfung, sondern auch Verantwortung schafft. Das Projekt unterstreicht den hohen Stellenwert eines koordinierten Erlebnisraum-Managements, das über Gemeinde- und Landesgrenzen hinweg wirkt. Mit dieser Wiedereröffnung wird nicht nur ein traditionsreicher Weg neu zugänglich gemacht, sondern ein wichtiges Zeichen gesetzt: für nachhaltige Tourismusentwicklung, für Eigenverantwortung im alpinen Raum und für gelebte Kooperation zwischen öffentlichen, privaten und touristischen Akteuren.

Besucherdaten: Echtzeit statt Bauchgefühl

Um die Nutzung künftig datenbasiert zu analysieren, wird der Weg ab sofort durch eine automatische Zählstation des Systems Trail Pulse überwacht. Diese misst die Frequenz von Wanderern und Radfahrer/innen anonymisiert und liefert erstmals belastbare Grundlagen für die Weiterentwicklung des Wegemanagements.

Haftung geklärt, Verantwortung geteilt

Die Wegehalterfunktion liegt nun klar geregelt beim Tourismusverband Bad Ischl (zukünftig TVB Salzkammergut – Oberösterreich) sowie beim Regionalverein Ausseerland-Salzkammergut (Steiermark). Die Österreichischen Bundesforste als Grundeigentümer sind ein wichtiger Partner und eine große Unterstützung bei der Umsetzung der Maßnahmen. Eine Haftpflichtversicherung des Landes Oberösterreich bietet zusätzliche Absicherung. Die Nutzung bleibt weiterhin unentgeltlich – im Sinne eines niederschwelligen, verantwortungsvollen Naturerlebnisses für alle.

Ein Weg, der verbindet

Finanziert wurden die ersten Maßnahmen jeweils gemeinsam vom TVB Bad Ischl, TVB Auseerland-Salzkammergut und dem TVB Inneres Salzkammergut. Der Soleleitungsweg durch das Rettenbachtal ist mehr als ein Verbindungspfad zwischen Bad Ischl und Altaussee. Er ist Symbol für gelebte Kooperation, für Verantwortung gegenüber Menschen und dem Leben mit der Natur – und für die Stärke einer Tourismusregion, die nicht nur vermarktet, sondern gestaltet.
Frank Jost, Tourismusdirektor Bad Ischl (seit Juni 2025)
„Als neuer Tourismusdirektor von Bad Ischl freue ich mich besonders, dass wir mit der Wiedereröffnung des Rettenbachtals gleich zu Beginn der Saison ein so starkes Zeichen setzen konnten. Dieses Projekt zeigt exemplarisch, wie Tourismus, Sicherheit und Naturraumerhalt zusammen gedacht werden können. Ein herzliches Danke auch an meinen Vorgänger Jakob Reitinger der mit seinen Entscheidungen, hier eine wertvolle Vorarbeit geleistet hat. Das Salzkammergut braucht genau solche Lösungen – verantwortungsvoll, abgestimmt und im Sinne aller, die hier leben und Erholung suchen.“

Martin Stürmer, Leiter Forstbetrieb Inneres Salzkammergut der Österreichischen Bundesforste
„Unsere Wälder sind Lebensraum, Arbeitsplatz und Erholungsraum zugleich. Umso wichtiger ist es, sie nachhaltig zu bewirtschaften und eine naturverträgliche Freizeitnutzung zu ermöglichen, die auf Eigenverantwortung und gegenseitige Rücksichtnahme setzt. Das Beispiel Rettenbachtal zeigt, wie durch eine gute Zusammenarbeit aller Beteiligten tragfähige Lösungen entstehen.“
Kurt Thomanek, Vorstand für Bergbau und Tourismus
„Die Soleleitung durch das Rettenbachtal ist ein zentraler Bestandteil unserer Infrastruktur – seit über einem Jahrhundert. Dass nun wieder Gäste diesen historischen Weg erleben dürfen, freut uns sehr. Voraussetzung dafür war, dass Betrieb und Sicherheit der Leitung weiterhin voll gewährleistet sind. Die Abstimmung mit allen Partnern hat hier hervorragend funktioniert.“

Brigitte Schierhuber, Geschäftsführerin Regionalverein Ausseerland–Salzkammergut

„Das Rettenbachtal ist nicht nur ein Verbindungsweg – es ist ein gemeinsamer Erlebnisraum, der Menschen, Regionen und Geschichten zusammenbringt. Mit der Wiedereröffnung machen wir sichtbar, wie kraftvoll gelebte Zusammenarbeit im steirisch-oberösterreichischen Grenzraum sein kann. Für den Regionalverein ist das ein starkes Signal für das, was wir gemeinsam erreichen können.“

Christian Schirlbauer, Geschäftsführer Tourismusverband Inneres Salzkammergut

„Mit der Öffnung des Rettenbachtals ist eine zentrale Achse von den ausgehenden Mountainbiketouren im Dachstein Salzkammergut wieder durchgängig befahrbar – für Gäste, Einheimische und Großveranstaltungen wie die Salzkammergut Trophy. Das stärkt nicht nur unsere touristische Infrastruktur, sondern auch den Zusammenhalt in der Region.“

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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