Schuldenberatung wirkt!

2024 wurde erstmals flächendeckend die Wirkung von Schuldenberatung auf individueller Ebene gemessen. Die positiven Auswirkungen von Schuldenberatung gehen weit über die bloße Bereinigung der Überschuldungssituation hinaus.

„Schuldenberatung hat einen vorteilhaften Einfluss auf die Psyche, erwirkt ein besseres finanzielles Verständnis und hat positive Auswirkungen auf das Familienleben sowie das Arbeitsleben.“, sagt Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatungen GmbH (asb), der Dachorganisation der staatlich anerkannten Schuldenberatungen in Österreich.

Positive Auswirkungen von Schuldenberatung
Nach der Abschlussberatung erhielten Klient*innen einen Fragebogen, das Ausfüllen erfolgte anonym und online. Hier einige Ergebnisse daraus in Zahlen: 98 % sehen nun einen Ausweg für ihre Schuldenprobleme. 90 % können besser schlafen. 85 % sagen, dass sich die Situation in der Familie oder der Beziehung verbessert hat. 98 % sagen, dass sie keine neuen Schulden machen. 97 % wissen nach der Beratung, was zu tun ist, wenn neue finanzielle Probleme auftreten. Weitere 97 % können die vereinbarte monatliche Rate zahlen oder ansparen. 74 % der Personen, die auf Arbeitssuche sind, geben an, dass sie nun bessere Chancen am Arbeitsmarkt erwarten. 81 % der Personen, die in einem Arbeitsverhältnis sind, sagen, dass die Stimmung am Arbeitsplatz nun besser ist.

Rechts- und sozialpolitische Forderungen
„Diese Ergebnisse machen einmal mehr die Notwendigkeit einer verbesserten und flächendeckenden Finanzierung der staatlich anerkannten Schuldenberatungen deutlich.“, so Clemens Mitterlehner. Das ist eine der Forderungen, die die Schuldenberatungen in der aktuell erschienenen Broschüre „Wege aus der Schuldenfalle – Rechts- und sozialpolitische Forderungen der Schuldenberatungen“ vorbringen. Schuldenberatung muss langfristig mit ausreichend Ressourcen ausgestattet sein, eine Finanzierung auf Bundesebene wird angeregt. Da die Kreditwirtschaft wesentlich an problematischen Schuldensituationen beteiligt ist, schlagen die Schuldenberatungen einer Abgabe von 0,1 % jeder neu vergebenen Kreditsumme vor, um sich damit an der Finanzierung der staatlich anerkannten Schuldenberatungen zu beteiligen.

Mit der Publikation „Wege aus der Schuldenfalle – Rechts- und sozialpolitische Forderungen der Schuldenberatungen“ formulieren die Schuldenberatungen aktuelle Vorschläge an Politik und Gesellschaft. „Ziel ist es, die Lage überschuldeter Menschen zu verbessern, Überschuldung zu vermeiden und somit der Mission ‘Ein gutes Leben für alle’ näher zu kommen.“, so Clemens Mitterlehner.

Königsberger-Ludwig: Wir bekämpfen Schulden mit Bildung und sozialer Sicherheit
„Schulden sind ein Gesundheitsrisiko“, betont Staatssekretärin für Gesundheit und Konsument*innenschutz Ulrike Königsberger-Ludwig im Rahmen der heutigen Pressekonferenz. „Sie führen zu enormem psychischem Druck – zu Angst, Schlaflosigkeit und sozialem Rückzug. Gerade in Krisenzeiten wie Pandemie oder Teuerung geraten viele durch nicht beeinflussbare Faktoren in die Schuldenfalle.“

Besonders betroffen seien Menschen ohne Erwerbsarbeit. „Fast 40 Prozent der unter 30-Jährigen in der Schuldenberatung sind arbeitslos. Das zeigt: Wer keine Arbeit hat, verliert nicht nur Einkommen, sondern oft auch gesundheitliche Stabilität.“ Programme wie die Aktion 55plus oder die Weiterbildungszeit setzen daher gezielt bei jenen an, die besonders gefährdet sind.

Ein zentraler Schlüssel zur Prävention liegt aus Sicht der Staatssekretärin in der Finanzbildung. „Frauen tragen häufig die Verantwortung fürs Haushaltsbudget, sind aber durch Teilzeit oder unbezahlte Care-Arbeit strukturell benachteiligt. Deshalb ist Finanzbildung für mich auch eine klare frauen- und gesundheitspolitische Aufgabe.“

2026 wird die Bundesregierung eine neue Finanzbildungsstrategie vorlegen. Schon jetzt zeigen zwei Projekte, wie moderne Prävention gelingen kann: Big Sister Advice, ein gemeinsames Social-Media-Projekt mit die_chefredaktion, vermittelt jungen Frauen auf Instagram und TikTok alltagstaugliches Wissen rund ums Geld. Ergänzend bieten die Schuldenberatungen altersgerechte Unterrichtsmaterialien für Schulen und Kindergärten sowie Workshops für Pädagog*innen an.

„Wir gehen in die Schulen – aber auch dorthin, wo Jugendliche ungefiltert Informationen beziehen: in die sozialen Netzwerke. Projekten wie Big Sister Advice zeigen wie das geht.“, so Königsberger-Ludwig.

Trotz des herausfordernden Umfelds gibt es auch positive Entwicklungen: Der Anteil junger Menschen in der Schuldenberatung ist rückläufig – von 24,7 % im Jahr 2020 auf 21,6 % im Jahr 2024.

„Es freut uns, dass der Anteil junger Menschen in der Schuldenberatung zurückgeht – aber wir dürfen uns darauf nicht ausruhen. Finanzbildung muss früh ansetzen und dauerhaft verfügbar sein, damit sie nachhaltig wirkt.“

Neben Prävention braucht es auch strukturelle Entlastung. „Wohnen darf kein Armutsrisiko sein. Der Mietpreis-Stopp sorgt für Sicherheit und verhindert, dass neue Schulden entstehen.“ Mehr als eine halbe Million Haushalte profitieren im Jahr 2025 vom Einfrieren der Mieten. In den Folgejahren sind Erhöhungen auf 1 bzw. 2 % gedeckelt – ein wichtiger Schritt, um das Leben wieder leistbar zu machen.


Hintergrundmaterial:

Details, weitere Forderungen sowie bisher erreichte Forderungen der Schuldenberatungen finden sich in der Publikation „Wege aus der Schuldenfalle“. Diese sowie der „Schuldenreport 2025“ steht hier zum Download bereit.

Webseiten:
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Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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