Lebensmittelverpackungen müssen viel leisten: Sie sollen Produkte schützen, ihre Frische bewahren und die Haltbarkeit verlängern. Und sie sollen umweltfreundlich gestaltet sein. Ein neues Projekt aus dem Lebensmittel-Cluster untersucht nun, wie sich Verpackungen aus Papier und Kunststoff ökologisch, rechtlich und wirtschaftlich schlagen. Ziel ist es, Greenwashing zu verhindern und eine fundierte Entscheidungsgrundlage für die beste Verpackungslösung zu schaffen.
Die oberösterreichischen Unternehmen DELSCI, Jodl Verpackungen und der Bad Zeller Eierhof entwickeln gemeinsam mit dem Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) im Projekt „Papier statt Plastik?“ Verpackungslösungen für konkrete Produktgruppen. Sie testen Papier und Kunststoff unter realen Bedingungen und vergleichen deren Auswirkungen auf Umwelt und Produktschutz.
EU-Vorgaben erhöhen den Druck
Die neue EU-Verpackungsverordnung (PPWR) bringt Hersteller und Lebensmittelproduzenten unter Druck. Verpackungen müssen künftig hochgradig recyclingfähig sein, Kunststoffverpackungen einen Mindestanteil an Rezyklat enthalten und Überverpackungen vermieden werden. Wer diese Vorgaben nicht einhält, zahlt höhere Gebühren oder riskiert ein Verbot. Auch Konsumentinnen und Konsumenten erwarten nachhaltige Lösungen. „Bis 2030 wollen wir unser gesamtes Verpackungssortiment auf eine Recyclingfähigkeit von über 80 %, idealerweise über 95 %, umstellen. Das ist entscheidend, um die Anforderungen unserer Kunden und der neuen Gesetzgebung zu erfüllen“, sagt Jodl-Verkaufsleiter Norbert Neumayer.
Papier als vielversprechende Alternative
„Papierverpackungen sind eine attraktive Alternative zu herkömmlichen kunststoffbasierten Verpackungen“, erklärt Projektpartnerin Daniela Kroiss von DELSCI. „Gleichzeitig sind die Anforderungen an spezielle Barrierepapiere für Lebensmittel komplex. Materialien im direkten Lebensmittelkontakt unterliegen strengen gesetzlichen Vorgaben – und zusätzlich müssen die Papiere auf bestehenden Verpackungsmaschinen zuverlässig verarbeitet werden können. Auch die Bedruckbarkeit spielt eine große Rolle, denn das Verpackungsdesign ist entscheidend für die Kommunikation am Point of Sale. Papier bietet hier großes Potenzial.“
Projekt schafft Transparenz
Sowohl papierbasierte als auch kunststoffbasierte Verpackungen bringen jeweils spezifische Stärken und Schwächen mit sich. Eine pauschale ökologische oder funktionale Bewertung ist daher nicht möglich – entscheidend sind stets der konkrete Einsatzzweck und die Gesamtbilanz der jeweiligen Verpackungslösung. Die Projektgruppe vergleicht die Verpackungen deshalb ganzheitlich: Eine vereinfachte Lebenszyklusanalyse (streamlined LCA), Recyclingfähigkeitsbemessungen und rechtliche Vorgaben fließen in die Bewertung ein. „Ziel ist es, Best-Case-Verpackungen zu entwickeln, die ökologisch, rechtlich und wirtschaftlich überzeugen. Die Unternehmen sollen künftig in der Lage sein, die beste Verpackungslösung für ihr Produkt zu wählen und diese Entscheidung gegenüber den Konsumenten objektiv und wissenschaftlich fundiert zu begründen. Damit wirken sie auch dem Greenwashing entgegen“, betont Michael Krainz vom OFI.
„Als regionaler Produzent von Bio-Eierteigwaren legen wir großen Wert auf ökologische Verpackungen. Wir erwarten uns vom Projekt eine verlässliche Analyse und nachhaltige Optimierung unserer Verpackungen. Papier wäre unsere bevorzugte Wahl – sofern es alle Anforderungen erfüllt“, bekräftigt Dominik Reichart, Geschäftsführer vom Bad Zeller Eierhof.
Dieses Projekt wird aus Mitteln der oö. Wirtschafts- und Forschungsstrategie #upperVISION2030 vom Land OÖ gefördert.
Projektpartner:
- DELSCI GmbH
- Jodl Verpackungen GmbH
- Bad Zeller Eierhof – Reichart Eier & Teigwaren GmbH
Wissenschaftlicher Partner: - OFI – Österreichisches Forschungsinstitut für Chemie und Technik
DELSCI GmbH
DELSCI in Traun ist ein unabhängiges Forschungs- und Entwicklungsunternehmen, das nachhaltige, recyclingfähige Verpackungslösungen auf Basis funktionaler Barrierepapiere entwickelt – mit dem Ziel, Materialien zu schaffen, die sowohl ökologisch als auch lebensmittelsicher sind. Seit der Gründung 2020 arbeitet DELSCI in einer engen Partnerschaft mit delfort an leistungsstarken Barrierepapieren und zeigt dabei, wie die erfolgreiche Zusammenarbeit eines agilen Start-ups mit einem etablierten Konzern Innovation und nachhaltige Verpackungskonzepte vorantreibt.
Jodl Verpackungen GmbH
Jodl Verpackungen in Lenzing ist ein traditionsreiches Familienunternehmen mit über 50 Jahren Erfahrung in der Herstellung flexibler Verpackungen aus Papier und Kunststoff. Das Unternehmen bietet maßgeschneiderte Beutel- und Rollenlösungen für die Lebensmittelindustrie und legt großen Wert auf Nachhaltigkeit und Recyclingfähigkeit.
Bad Zeller Eierhof – Reichart Eier & Teigwaren GmbH
Der Bad Zeller Eierhof produziert hochwertige Teigwaren aus 100 % österreichischen Rohstoffen in Bioqualität. Das Unternehmen in Bad Zell bietet auch Lohnfertigung für Direktvermarkter an und setzt auf umweltfreundliche Papierverpackungen.
OFI – Österreichisches Forschungsinstitut für Chemie und Technik
Als unabhängiges Prüf- und Forschungsinstitut begleitet das OFI Innovationsprozesse in den Bereichen Werkstoffanwendungen und Bauwerkserneuerung. Es bietet Prüfungen, Inspektionen, Zertifizierungen und Forschung für verschiedenste Branchen. Im Bereich Verpackung stellt es sich aktuellen Herausforderungen wie z. B. Recycling, bietet Recyclingfähigkeitsbewertung, prüft und entwickelt Lebensmittelverpackungen, führt u.a. Nachhaltigkeitsscreenings durch und testet auf Hormonaktivität.


Papier- oder Kunststoffverpackung? Die Projektgruppe vergleicht die Verpackungen ganzheitlich.
Fotos: © Bad Zeller Eierhof







