Bad Aussee, 29. Oktober 2025 – Das Forum „Pro LKH Bad Aussee“ lud mit einigen Mitstreitern im Kur- und Congresshaus Bad Aussee zu einer Pressekonferenz. Bekanntlich will die Landesregierung, namentlich Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl (ÖVP) mit Landeshauptmann Mario Kunasek (FPÖ) und dessen Klubchef und „Schatten-Gesundheitslandesrat“ Marco Triller das LKH Bad Aussee, welches 2013 eröffnet wurde, auf ein Minimum reduzieren. Der „Plan B“ sieht eine Geriatrie/AGR mit 24 Betten und eine interne Ambulanz vor. Vom Forum „Pro LKH Bad Aussee“, wird im Namen der Bevölkerung eine wohnortnahe und vor allem sichere Gesundheitsversorgung gefordert.
Die Forderungen lauten:
- Eine interne Fachabteilung mit eigenem Primariat sowie stationären Betten und Intensivüberwachung mit angeschlossener Fachambulanz für interne Medizin
- Eine Abteilung für Geriatrie und Remobilisation
- Erhalt der Unfallchirurgie und Orthopädie – gestützt durch ein PPP-Modell inklusive Akutversorgung für die Bevölkerung und die Gäste
- Erhalt des Notarztstützpunktes
- Entlastung des Rettungsdienstes
- Erhalt der Arbeitsplätze

Dazu der Sprecher des Forums „Pro LKH Bad Aussee“, Herbert Angerer: „Das Land hat einen gesetzlichen Versorgungsauftrag, der durch eine wohnortnahe Versorgungsstruktur sicherzustellen ist. Als Randregion mit viel Tourismus und Zweitwohnsitzen haben wir trotzdem oft eine prekäre Verkehrssituation zwischen Pötschen und Klachau – besonders im Winter. Am Beispiel des verstorbenen 19-jährigen Ungarns am Buchauer Sattel sieht man, dass der Rettungshelikopter nicht immer zur Stelle sein kann, um Notfälle zu versorgen. Wir haben ein neues und modernes Krankenhaus, in welchem keine Investitionen getätigt werden müssen, es muss nur bespielt werden!“ Direkt an die Verantwortlichen gewandt, meinte er: „Herr Landeshauptmann Mario Kunasek, warum lassen Sie die Bevölkerung des Ausseerlandes im Stich, warum lassen Sie zu, dass ein neues Spital defacto aufgelassen wird? Sie haben vor der Wahl versprochen, die drei Standorte in Liezen zu erhalten und weiterzuentwickeln. Sieht so eine Weiterentwicklung aus? Warum verweigern Sie das Gespräch mit uns? Wir haben im Juni um ein Gespräch angesucht und für Jänner 2026 einen Termin erhalten! Ist das die viel propagierte Volksnähe?“
Auch Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl stand in der Kritik: „Wie erklären Sie unserer Bevölkerung die Missachtung des gesetzlichen Versorgungsauftrages, wie die dann fehlende wohnortnahe Versorgungsstruktur? Wir im Ausseerland sehen uns als die großen Verlierer der Umstrukturierungsmaßnahmen im Bezirk Liezen und fühlen uns massiv benachteiligt gegenüber Rottenmann und Schladming“, so Angerer, der abschließend die negativen Folgen der geplanten Schrumpfung des Standortes Bad Aussee auf den Punkt brachte:
- Standort Bad Aussee kein LKH mehr,
- keine Notfallversorgung,
- keine bettenführenden Abteilungen,
- keine Intensivstation,
- keine chirurgischen Überwachungsbetten,
- keine Anästhesie,
- keine Operationen vor Ort,
- Zerfall des Notarztsystems,
- weite Transportwege bis zur Erstversorgung,
- Überlastung des Rettungswesens,
- keine schnelle Erstversorgung bei Schlaganfall und Herzinfarkt – Zeit ist Hirn,
- touristische Attraktivität gefährdet,
- Arbeitsplatzverluste,
- modernst ausgestattetes Haus mit einem Investment von 28 Mio Euro wird “fallen gelassen”,
- weitere Fahrtstrecken und mehr Zeitaufwand für Patienten und Besucher.
Die weiteren Stellungnahmen am Podium:
Bürgermeister Gerald Loitzl, ÖVP, (Altaussee) berichtete über die bisherigen Wendungen rund um das LKH Bad Aussee: „Mit der Einberufung einer Expertenkommission hofften wir auf einen bestmöglichen Plan für das Ausseerland. In einem offenen Austausch wurden unsere Hoffnungen dahingehend bestärkt. Bei der Vorstellung des ersten Konzeptes wurden wir schwer enttäuscht, da wir eigentlich einig darüber waren, eine bestmögliche Versorgung für die Bevölkerung und eine Weiterentwicklung des Standortes Bad Aussee zu erwirken. Die Pläne waren für uns überhaupt nicht zufriedenstellend. Daraufhin erwirkten wir die Möglichkeit, selbst einen Plan zu entwickeln, der mit rund 20 Personen aus dem Ausseerland überarbeitet und der Landesregierung als Alternative und ‚goldene Brücke‘ vorgeschlagen wurde. Auf keinen einzigen dieser Vorschläge wurde eingegangen. Auch wir im Ausseerland – mit 13.000 Einwohnern, 6.500 Zweitwohnsitzen und rund 320.000 Nächtigungsgästen pro Jahr – haben ein Recht auf eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung!“
Allgemeinmediziner i. R. Dr. Detlef Mager: „Ich war 40 Jahre praktischer Arzt in Bad Aussee und kenne die Probleme, die wir mit der KAGes und dem LKH hatten. Wir sind das ungeliebte Kind der KAGes im nordwestlichsten Teil der Steiermark. Wenn der ‚Plan B‘ wirklich eintritt, wird es eine schlimme Situation für alle im Ausseerland. Nach Rottenmann brauchen wir mindestens 45 Minuten. Da werden wir auch in die Zeitung kommen, wie jene Fälle in Oberösterreich, bei denen die Patientinnen zu spät oder nicht behandelt werden konnten. Mit der Schrumpfung des LKH Bad Aussee auf eine Geriatrie und Remob-Abteilung wird das Notarztsystem zusammenbrechen, die Unfälle am Loser oder der Tauplitz müssen über weite Strecken verbracht werden, bei Herzinfarkten oder Schlaganfällen werden wir wohl sehr oft in der Zeitung stehen, weil die Zeiten für eine adäquate Behandlung unmöglich eingehalten werden können. Dazu kommen die Verluste der Arbeitsplätze, die hochqualifiziertes Personal betrifft. Wir haben ein Haus um knapp 25 Millionen Euro, welches alles könnte – wenn man nur will.“
Betriebsratsvorsitzender Gerhard Wechtitsch: „Wir erleben tagtäglich die Verunsicherung, wie wir Patienten unterbringen und haben Erfahrung damit , wie weit die Wege nach Rottenmann sein können. Schon 2013 haben wir alles unternommen, die Notwendigkeit für eine ordentliche Bespielung des LKH Bad Aussee hervorzukehren. Aber wir wurden ständig ausgedünnt, die Mitarbeiter unter Druck gesetzt, sich zurückzuhalten und nichts nach außen zu tragen oder Stellung zu beziehen. Es wurden sogar dienstrechtliche Konsequenzen wie Kündigungen angedroht. Seit Monaten, wenn nicht Jahren wurde eine Personalpolitik betrieben, die da Haus zusätzlich unter Druck gesetzt hat. Mitarbeiter haben aufgrund fehlender Perspektiven gekündigt. Es wurde bewusst mit verschiedensten Werkzeugen daran gearbeitet, die Mitarbeiter am LKH Bad Aussee auszudünnen. Was die Ausstattung anbelangt, so reden wir intern schon davon, dass wir das ‚Ersatzteillager für Rottenmann‘ sind. Wir werden seit Jahren hingehalten, was Entscheidungen anbelangt, was natürlich entsprechende Unsicherheiten ausgelöst hat. Eine Entscheidung kann jedoch nur bedeuten, dass wir das Haus nach dem ausgearbeiteten Alternativplan im vollen Umfang so bespielen, wie es sich das Ausseerland und das LKH Bad Aussee verdient haben.“
Allgemeinmediziner i. R. Dr. Hans Petritsch: „Als jahrzehntelanger ehrenamtlicher Notarzt bereiten mir die Pläne wirklich Sorgen. Der aktuell in den Medien präsente Fall der Patientin in Rohrbach gibt einen Hinweis darauf, dass das oberösterreichische Gesundheitssystem, in welches unsere Notfälle übertragen werden sollen, nicht so gut aufgestellt ist, wie uns weis gemacht wird. Der Unfall der bayerischen Wanderin am Traunstein oder der verstorbene 19-jährige Ungar am Buchauer Sattel sind eindrückliche Beispiele dafür, wie wichtig eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung ist. Wenn man hört, dass am Uniklinikum Linz künftig um 150 Operationen pro Monat weniger erfolgen sollen, stellt sich die Frage, warum man nicht den Umkehrschluss zieht und das LKH Bad Aussee ordentlich hochfährt und Kapazitäten zur Verfügung stellt. Wir hätten die Leute, die Motivation und die Einrichtungen dafür. Wir haben in der jungen Ärztegeneration so gute Leute mit so vielen Spezifikationen aus dem Ausseerland, die qualifiziert wären, für bestimmte Zeiten die chirurgischen Tätigkeiten im Ausseer Spital abzuarbeiten und andere Häuser in der Umgebung zu entlasten. Warum transferieren wir nicht die Ärzte nach Aussee, bevor wir die Patienten kreuz und quer durch die Steiermark und Oberösterreich karren? Ich verstehe nicht, warum die Entscheidungsträger bei der KAGes diese riesige Chance nicht sehen, das Haus so zu stärken, um von anderen Häusern Spitzen abzudecken.“
Franz Pleiner (Uhrmachermeister/Patient): „Mir passierte im letzten Jahr ein medizinischer Notfall in Form eines Schlaganfalles. Durch eine perfekte Rettungskette kam ich noch in der Nacht ans LKH Bad Aussee, wo mein Notfall erkannt wurde und ich durch die genaue Einschätzung der sehr guten Mediziner vor Ort in die Stroke-Unit nach Knittelfeld kam. Obgleich ich kurze Zeit im Rollstuhl war, bin ich heute wieder voll genesen und kann auch meinem Beruf wieder nachgehen. Dass ich so schnell im LKH war, rettete mir das Leben.“
Christl Bahar (Gründerin des Hospizvereins im Ausseerland): „Ein beispielhafter Fall hat sich kürzlich in Aussee zugetragen: Ein älterer Mann fiel plötzlich um und wurde ans LKH Bad Aussee geliefert. Von dort wurde er nach Leoben überstellt, weil er auch eine Gesichtsverletzung hatte, von dort nach Bruck an der Mur und wieder zurück nach Bad Aussee. Da jedoch Wochenende war und man da immer das Haus ‚ausräumt‘, wurde er nach Rottenmann überstellt. Aufgrund des Schlaganfalles entschied man sich dort, ihn nach Knittelfeld zu überstellen, wo er – weil er sich nicht mehr verständigen konnte – geschrien hat. Von dort hat man ihn für eine Nacht in das LNKH Graz eingeliefert, von dort wieder zurück nach Rottenmann und vor dort wieder nach Bad Aussee, wo man ihn endlich so behandelt hat, dass er zur Ruhe kommen konnte. Leider ist er nun ein schwerer Pflegefall. Die Frage ist aber angebracht, ob es wirklich notwendig war, ihn binnen sieben Tagen in neun Krankenhäuser in der gesamten Steiermark herumzureichen?“


 
						 
						 
						






