Die Fettleber, medizinisch Lebersteatose genannt, ist eine der häufigsten chronischen Lebererkrankungen weltweit. Viele Menschen bemerken sie lange Zeit nicht, denn sie verläuft anfangs oft ohne Symptome. Bleibt eine Fettleber jedoch unbehandelt, kann dies gravierende Folgen haben: von Entzündungen über Vernarbungen bis hin zu Leberzirrhose oder gar Leberkrebs. Ursachen gibt es viele: Neben Übergewicht, Diabetes mellitus Typ 2 und Alkoholkonsum spielen auch genetische Faktoren eine entscheidende Rolle. Gerade dieser Aspekt rückt nun verstärkt in den Fokus der Forschung von Gernot Grabner an der Medizinischen Universität Graz.
Fettleber: ein wachsendes Gesundheitsproblem
Die Leber ist ein zentrales Stoffwechselorgan und erfüllt über 500 lebenswichtige Aufgaben – darunter die Entgiftung des Körpers, die Regulation des Blutzuckerspiegels und die Produktion wichtiger Eiweiße. Eine gestörte Leberfunktion wirkt sich daher auf den gesamten Organismus aus. Weltweit sind schätzungsweise 25 % der Bevölkerung von einer Lebersteatose betroffen – Tendenz steigend. Damit ist die Fettleber längst kein Randthema mehr, sondern eine Herausforderung für das Gesundheitswesen. Die Krankheit kann Menschen aller Altersgruppen betreffen, oft ohne dass sie es wissen. „Besonders gefährlich: Die Leber leidet still und in frühen Stadien bleibt die Fettleber häufig ohne Symptome. Beschwerden treten meist erst in späten Stadien auf. Neben Lebensstilfaktoren gibt es auch genetische Ursachen, die das Risiko für eine Leberverfettung erhöhen – selbst bei normalgewichtigen Menschen“, erklärt Gernot Grabner vom Lehrstuhl für Molekularbiologie und Biochemie am Gottfried Schatz Forschungszentrum der Medizinischen Universität Graz.
Genetischer Risikofaktor mit hoher Relevanz
Der wichtigste genetische Risikofaktor für die Entstehung und das Fortschreiten der Lebersteatose ist eine Variante im PNPLA3-Gen. Diese Variante kommt bei etwa 20 % der Bevölkerung vor und ist mit einem erhöhten Risiko für Lebersteatose verbunden, unabhängig von klassischen Risikofaktoren wie Alkoholkonsum oder Übergewicht. Träger dieser Genvariante zeigen häufig einen schwereren Krankheitsverlauf, was PNPLA3 zu einem wichtigen Biomarker und einem vielversprechenden Ziel für personalisierte Therapieansätze macht. Trotz seiner klinischen Relevanz ist jedoch noch unklar, wie genau das Gen im Krankheitsgeschehen wirkt. „Die Genetik ist kein Schicksal – aber sie liefert uns entscheidende Hinweise darauf, wer besonders gefährdet ist“, erklärt Gernot Grabner. „Wenn wir verstehen, wie PNPLA3 funktioniert, können wir gezielt eingreifen, bevor irreversible Leberschäden entstehen“, so der Forscher.
FWF-ASTA-Preis: ausgezeichnete Forschung aus Graz
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, wurde das interdisziplinäre Forschungsteam rund um Gernot Grabner mit dem ASTRA-Preis des Wissenschaftsfonds FWF ausgezeichnet. Die Forscher*innen – darunter Biochemiker*innen, medizinische Chemiker*innen und klinische Hepatolog*innen – arbeiten gemeinsam an neuen chemischen Werkzeugen, um die Funktion des PNPLA3-Gens in menschlichen Modellsystemen besser zu verstehen.
Ziel des Projekts ist es, die biologischen Mechanismen hinter der Genvariante zu entschlüsseln und dadurch neue Ansätze für Prävention und Therapie der Fettleber zu entwickeln. Die Erkenntnisse könnten langfristig den Weg ebnen für individualisierte Behandlungsstrategien, etwa für Menschen, die aufgrund ihrer genetischen Ausstattung ein besonders hohes Risiko für schwere Verläufe haben. Das Projekt ist Teil des Forschungsfeldes Stoffwechsel & Kreislauf an der Med Uni Graz, das sich mit maßgeschneiderten Therapien befasst, die auf genetischen, molekularen und individuellen Faktoren basieren.
Daten zum Projekt:
Name: Entwicklung von PNPLA3-Inhibitoren
Targeting PNPLA3 activity to elucidate its role in MASLD
Projektstart: Jänner 2026
Laufzeit: 5 Jahre
Förderung: EUR 985.844
Fördergeber: FWF Österreichischer Wissenschaftsfonds
Kooperationspartner*innen: Technische Universität Graz, Universität Graz, Medizinische Universität Wien, Universiteit Leiden, Niederlande

Credit: Med Uni Graz/Foto Fischer









