In diesem Jahr feiert die Offene Jugendarbeit der SERA Jugendsozialarbeit gGmbH in Liezen und Rottenmann ihr zehntes Jubiläum. Zehn Jahre lang waren die beiden Jugendzentren verlässlich Anlaufstellen für junge Menschen im Bezirk: Ganz nach dem Motto: „sozial engagiert. regional aktiv“ boten die Jugendzentren Orte für Begegnung, Gestaltung, Unterstützung und Entwicklung für alle Jugendlichen der beiden Städte. Doch gleichzeitig steht fest: mit dem 31. Dezember 2025 wird der Betrieb der Einrichtung eingestellt werden – die Gemeinden haben eine Weiterfinanzierung nicht mehr übernommen.
Zehn Jahre Engagement – einige Leitprojekte im Überblick
In den vergangenen Jahren setzten die engagierten Mitarbeiter*innen von SERA verschiedene Initiativen, Aktionen und Projekte um, die Interessens- und Bedarfslagen der Jugendlichen aufzugreifen und exemplarisch die Vielfalt und Bedeutung professioneller Jugendarbeit zeigen:
Der kontinuierliche Offene Betrieb mit vier Öffnungstagen pro Woche bot Raum und Zeit einfach in die Jugendzentren kommen zu können, die Zeit mit Freund*innen zu verbringen aber auch für einfach zugängliche Freizeitangebote, themenspezifischen Projekten und, wenn es einmal gerade nicht so gut ging, niederschwelliger Beratung:
Die Lernwerkstatt/ Der LernTreffpunkt (im YOUZ Liezen, 10–14 Jahre) war ein regelmäßiges Nachmittagsangebot für Schüler*innen der Mittelschule Liezen: Lernbegleitung, Hausaufgabenhilfe, handwerkliche und spielpädagogische Aktivitäten.
In guter Kooperation mit Streetwork Liezen wurde mit mobiler aufsuchender Arbeit Präsenz im öffentlichen Raum gezeigt, die eine direkte Kontaktaufnahme mit Jugendlichen an den beliebten Treffpunkten von Jugendlichen bot.
In Gesundheits- und Präventionsprojekten wurden Aktionen zu gesunder Ernährung, psychischer Gesundheit und Suchtprävention umgesetzt. Bei den Jugendlichen besonders beliebt waren die kontinuierlichen Kochprojekte, aus denen 2024 sogar ein eigenes „Iss was g’scheit’s – healthy fast food“-Kochbuch entstanden ist, sodass die Jugendlichen ihre Lieblingsrezepte auch zuhause nachkochen konnten.
Auch gab es einige Projekte und Aktionen im öffentlichen Raum, wie das „Wohnzimmer im Park“, das in den Sommermonaten in Rottenmann den Stadtpark als allgemeinen und aktiven Begegnungsraum etablierte. Dabei wurden von den Jugendlichen selbst Paletten-Möbel für Chill-Out-Bereiche im Park gebaut und spiel- und erlebnispädagogische Angebote, als Alternative zu virtuellen Räumen gesetzt. In Liezen gab es das umweltpädagogische Partizipations-Projekt zur „Umweltführung“ in der Unterführung zum Bahnhof, bei dem in Zusammenarbeit mit einer lokalen Künstlerin die Ergebnisse eines Projekts zu Nachhaltigkeitsbewusstsein und grüner Mobilität, kreativ gestaltet und in der Unterführung platziert wurden. Ein weiteres Ziel des Projekts war hier auch, den von vielen als unangenehm empfundenen, Ort im öffentlichen Raum freundlich aufzuwerten.
Die Aufwertung der beiden Jugendzentrum-Standorte in Liezen und Rottenmann stand auch bei den UpCycling-Projekten „JUZ refreshed“ im Mittelpunkt. In Kooperation mit dem Verein „heidenspass“ und mit reger Beteiligung der Jugendlichen wurden die Räume neu, freundlicher und attraktiver gestaltet.
Warum professionelle Jugendarbeit unverzichtbar ist
Die genannten Projekte geben einen kurzen Einblick, was professionelle Jugendarbeit ist und welche Bedeutung sie für Jugendliche haben kann. Professionelle Offene Jugendarbeit ist weit mehr als „nur Freizeitgestaltung“, sondern erfüllt mehrere für die Gesellschaft bedeutende Funktionen:
Professionelle Jugendarbeit ist informelle Bildungsarbeit und unterstützt Jugendliche in ihrer Persönlichkeits- und Identitätsentwicklung.
Sie eröffnet jungen Menschen Begegnungsräume, an denen sie ohne Vorbehalte und ohne Anmeldung ankommen können, sich mit ihren Interessen, Vorlieben und Themen einbringen können sowie auch bei unterschiedlichsten Problemen erste Ansprechpersonen finden.
Professionelle Jugendarbeit ermöglicht Beziehungs- und Vertrauensräume – Fachkräfte begleiten, hören zu, vernetzen und vermitteln und unterstützen so die gesunde Entwicklung von Jugendlichen, tragen zu Prävention und Empowerment bei – Jugendliche werden befähigt, ihre Lebenswelt mitzugestalten und Herausforderungen (z. B. Schule, Probleme, Verhältnis zur Gesellschaft) zu bewältigen.
Nicht zuletzt leistet professionelle Jugendarbeit einen Beitrag zur gesellschaftlichen Teilhabe und Integration von jungen Menschen, indem in der Begegnung Unterschiedlichkeit Platz hat und aktiv an einem respektvollen Miteinander gearbeitet wird.
Schwierige Zeiten – Warum die Schließung?
Trotz engagierter Arbeit und gerade in Rottenmann hoher Besuchszahlen steht nun die Einstellung des Angebots zum 31.12.2025 bevor. Die beiden Stadtgemeinden Liezen und Rottenmann begründen die Schließung damit, dass die Finanzierungsbasis durch die Gemeinden nicht mehr gewährleistet sei. Dies wirft ein Schlaglicht auf die prekäre Finanzierungssituation von Jugend- und Sozialarbeit auf kommunaler Ebene: Die Kosten für Fachpersonal, die zeitgemäße Ausstattung, Aufwendungen für Projekte – all das sind Ausgaben, die unmittelbar den Jugendlichen zugutekommen. Werden diese Kosten nicht mehr getragen, müssen die so wichtigen Einrichtungen geschlossen werden, die einen wertvollen Beitrag in der Entwicklung junger Menschen leisten können.
„Das ist in Liezen besonders bitter, weil die seitens SERA seit Jahren vorgebrachten Themen, wie der ungünstige Standort oder auch eine Aktualisierung des Konzepts, von der Gemeinde ungehört, zumindest aber ohne konkrete Schritte blieben, nunmehr als Grund für die Einstellung der Finanzierung genannt werden, so Gregor Hoffmann, MSc, MBA, einer der Geschäftsführer von SERA. Auch wurde die geringe Auslastung als Begründung herangezogen, was aber insofern einzuordnen ist, als dass es aufgrund des Personalmangels bis in den Sommer des Jahres nur eine auf wenige Stunden an einem Nachmittag in Woche eingeschränkte Öffnungszeiten gab. Just in jener Zeit, wo Personal gefunden und die Öffnungszeiten wieder ausgedehnt wurden, kam nun trotz aktiver und transparenter Information durch SERA, die Mitteilung der Schließung.“, so einer der Geschäftsführer von SERA, Mag. Gregor Hoffmann, MSc, MBA.
Ausblick
Das Team von SERA-Jugendsozialarbeit blickt mit Stolz auf neun Jahre zurück – und mit Sorge nach vorn: Zum Ende des Jahres werden zwei wichtige Anlaufpunkte für Jugendliche in Liezen und Rottenmann wegfallen. Eine Geschichte weitestgehend guter Zusammenarbeit, in der SERA auch immer sehr transparent mit finanziellen Mitteln umgegangen ist und nicht verbrauchte Gelder an die Gemeinden zurückgezahlt hat, geht nun zu Ende. Gleichzeitig bleibt unser aller gesellschaftliche Verantwortung allen jungen Menschen gute Entwicklungsbedingungen zu bieten. Eine Aufgabe, die nur gemeinsam erfüllt werden kann. Nun gilt es für alle Beteiligten und Verantwortlichen, Wege zu finden, die Jugendarbeit in Liezen und Rottenmann neu zu etablieren.












