Im November und Dezember nimmt die Zahl von Verkehrsunfällen bei Dämmerung und Dunkelheit deutlich zu, insbesondere Fußgängerinnen und Fußgänger werden häufiger Opfer von Verkehrsunfällen, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Von den tödlichen Fußgängerunfällen bei Dunkelheit oder Dämmerung passierten im Vorjahr 48 Prozent im November oder Dezember. Noch höher ist der Anteil bei den tödlichen Schutzwegunfällen und bei Seniorinnen und Senioren. Die Mobilitätsorganisation VCÖ fordert mehr Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet und erinnert daran, dass auf Sicht fahren bei Dunkelheit und Dämmerung langsamer fahren bedeutet.
“Der Lenker eines Fahrzeugs hat die Geschwindigkeit den Sichtverhältnissen anzupassen”, heißt es in der Straßenverkehrsordnung (StVO, §20). “Jetzt im November und Dezember sind die Tage kürzer, die Sicht schlechter. Das bedeutet konkret, mit voller Aufmerksamkeit und langsamer zu fahren”, erinnert VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky. In Finnland und in Litauen beispielsweise gelten jetzt in der dunklen Jahreszeit niedrigere Tempolimits auf Freilandstraßen und Autobahnen.
Wie wichtig langsameres und aufmerksames Fahren in der dunklen Jahreszeit ist, belegt auch die Unfallstatistik. Im Vorjahr kamen in Österreich im November und Dezember bei Dämmerung oder Dunkelheit 29 Menschen im Straßenverkehr ums Leben, 17 davon waren Pkw-Insassen, zehn waren Fußgängerinnen und Fußgänger und je ein Todesopfer verunglückt mit einem Motorrad beziehungswiese einem E-Bike. Bei Pkw-Insassen war die Anzahl der tödlichen Unfälle bei Dämmerung oder Dunkelheit im November und Dezember fast doppelt so hoch wie im Schnitt der anderen Monate, bei Fußgängerinnen und Fußgänger sogar viereinhalbmal so hoch, wie die VCÖ-Analyse zeigt.
Die Zahl der bei Verkehrsunfällen bei Dunkelheit und Dämmerung Schwerverletzten war im November und Dezember bei Pkw-Insassen um rund 70 Prozent höher als im Durchschnitt der anderen Monate, bei Fußgängerinnen und Fußgänger mehr als doppelt so hoch. Die Unfallstatisik zeigt zudem, dass bei 70 Prozent der Fußgängerunfällen bei Dunkelheit und Dämmerung nicht die Fußgängerinnen und Fußgänger, sondern der Unfallgegner der Verursacher des Unfalls war.
Besonders Seniorinnen und Senioren werden im November und Dezember als Fußgängerinnen und Fußgänger häufiger Opfer bei Verkehrsunfällen bei Dunkelheit oder Dämmerung: Allein in diesen beiden Monaten gab es sechs tödliche Fußgängerunfälle von Menschen über 65 Jahren, in den anderen zehn Monaten waren es vier. “Unser Verkehrssystem nimmt auf ältere Fußgängerinnen und Fußgänger zu wenig Rücksicht. Der Anteil des Gehens an der Mobilität ist bei älteren Menschen höher. Der demographische Wandel, die stark steigende Anzahl älterer Menschen muss auch in der Verkehrsplanung stärker berücksichtigt werden”, betont VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky.
Drei der zehn tödlichen Fußgängerunfälle, die im November und Dezember bei Dunkelheit passierten, ereigneten sich auf Schutzwegen, in den anderen zehn Monaten kam es insgesamt zu zwei tödlichen Schutzwegunfällen bei Dunkelheit und Dämmerung, informiert der VCÖ. Der VCÖ erinnert an die Straßenverkehrsordnung, in der es heißt: “Der Lenker eines Fahrzeugs darf sich einem Schutzweg nur mit einer solchen Geschwindigkeit nähern, dass das Fahrzeug vor dem Schutzweg anhalten kann.” (StVO § 9) “Ein Problem bereiten hohe Fahrzeuge, die vor Schutzwegen parken und die Sicht auf Fußgängerinnen und Fußgänger verstellen. Deshalb sollte das Halte- und Parkverbot von fünf auf zehn Meter ausgeweitet werden. Auch Tempolimit 30 statt 50 hilft Autofahrerinnen und Autofahrer rechtzeitig anhalten zu können”, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest.
Wichtig ist, dass auch Fußgängerinnen und Fußgänger in der dunklen Jahreszeit mit erhöhter Aufmerksamkeit und Achtsamkeit unterwegs sind. Aufgrund der Dunkelheit ist es schwierig bis unmöglich, mit dem Lenker eines herannahenden Fahrzeugs Blickkontakt aufzunehmen. Deshalb die Fahrbahn immer erst dann betreten, wenn Fahrzeug angehalten hat beziehungsweise wenn kein Fahrzeug kommt. Bei schlechter Sicht niemals darauf vertrauen, dass die anderen einen sehen. Mit reflektierender Kleidung oder Reflektorbänder kann Sichtbarkeit erhöht werden.







