Nach Ankündigung der Fast-Food-Kette Burger King letzte Woche, Kuhmilch aus ihrem Sortiment zu streichen, rudert das Unternehmen nun zurück – nicht zuletzt aufgrund von Kundenwünschen. Der Verein Land schafft Leben begrüßt die Entscheidung, in den 63 österreichischen Filialen neben Haferdrink weiterhin auch Kuhmilch für den Kaffee anzubieten. In der Klima-Debatte rund um tierische und pflanzliche Lebensmittel kann es oft zu Zielkonflikten kommen.
„Ein starkes Zeichen für bewussten Konsum” wollte Burger King Österreich setzen, indem Kuhmilch vollständig von Haferdrink abgelöst werden sollte. Das Ziel: den Kundinnen und Kunden eine klimafreundlichere Alternative bieten. Grundsätzlich ist der CO2-Fußabdruck pflanzlicher Lebensmittel deutlich geringer als jener von tierischen. Der reine Vergleich des CO2-Fußabdrucks ist allerdings zu kurz gedacht.
Zielkonflikte weit über den Klima-Aspekt hinaus
Rein auf pflanzliche Lebensmittel zu setzen, gehe auf lange Sicht am Ziel der Nachhaltigkeit vorbei, betont Hannes Royer, Gründer von Land schafft Leben:
„Wer Haferdrink konsumiert, bestellt automatisch die Produktion von Tierfutter, denn es landet nur ein kleiner Teil der Haferpflanze im Drink. Mit jedem Kilogramm veganer Lebensmittel entstehen in Österreich fünf bis sechs Kilogramm nicht-essbare Biomasse. Diese Rohstoffe nicht an Nutztiere zu verfüttern, die diese zu hochwertigen Lebensmitteln verwerten können, widerspricht dem Sinne der Kreislaufwirtschaft.”
Nachhaltigkeit bedeutet nicht nur, auf den CO2-Fußabdruck eines Produktes zu schauen. Auch Versorgungssicherheit, regionale Wirtschaftskreisläufe oder Biodiversität sind Aspekte, die in engem Zusammenhang mit der österreichischen Landwirtschaft stehen. Unsere menschengemachte Kulturlandschaft bringt nicht nur Essen auf unsere Teller, sondern auch den Tourismus ins Land, erinnert Hannes Royer:
„Ohne Rinderwirtschaft würde ein wichtiger Teil unserer Kulturlandschaft verloren gehen. Unsere offenen Almflächen würden verbuschen – dadurch würde schlicht und einfach die wichtigste Grundlage des österreichischen Tourismus wegfallen.”
Österreichische Landwirtschaft ist vergleichsweise klimafreundlich
Gemeinsam mit Irland produziert Österreich die klimafreundlichste Milch der EU und ist damit auch global vorn dabei. Das hat vor allem drei Gründe: Die heimischen Milchbäuerinnen und -bauern setzen auf einen hohen Grünlandanteil in der Fütterung und produzieren einen großen Teil ihres Futters selbst, anstatt sie aus Ländern wie Südamerika zu beziehen. Dadurch entstehen deutlich weniger Emissionen durch Landnutzungsänderungen, wie das etwa der Fall ist, wenn Regenwaldflächen zugunsten der Sojaproduktion gerodet werden. Die heimische Milchwirtschaft setzt außerdem stark auf die Zweinutzungsrasse „Fleckvieh”. Diese Rasse zeigt sowohl bei Milch als auch bei Fleisch gute Leistungen, wodurch sich die Emissionen im Gesamtsystem auf eine größere Produktmenge verteilen. Zudem leben die Kühe hierzulande durchschnittlich länger als in vielen anderen Ländern, dadurch entstehen ebenfalls weniger Emissionen pro Liter Milch, den die Kuh gibt.
Standortangepasste Landwirtschaft und ausgewogener Konsum als Problemlösung
Nicht alle Flächen sind für die Haferproduktion geeignet. Almen zeigen besonders plakativ, was standortangepasste Landwirtschaft ausmacht. Während die Flächen zu nass, zu kühl und vor allem zu steil für die Getreideproduktion sind, ist eine Bewirtschaftung durch Rinder problemlos möglich und trägt so einen wesentlichen Teil zum österreichischen Ernährungssystem bei. Was es also braucht, ist ein ausgewogenes Miteinander, plädiert Hannes Royer:
„Wir sollten aufhören, pflanzliche und tierische Lebensmittel gegeneinander auszuspielen. Beide sind essenzielle Bestandteile der österreichischen Landwirtschaft und greifen ineinander. Ein bewusster Konsum, bei dem auch tierische Produkte in Maßen ihren Platz finden, ist auf lange Sicht die zielführendste Option.”









