Wie gelingt ein gesunder Umgang mit sozialen Medien und dem Internet? Wie können Eltern ihre Kinder dabei unterstützen? Antworten darauf liefert ein neues Informationsangebot des Gesundheitsfonds Steiermark, das unter dem Motto #gesundonline steht. Neu sind auch 95 Anlaufstellen für Fragen rund um digitale Medien und Suchtgefährdung in der ganzen Steiermark.
Rund 5,5 Stunden täglich nutzen Jugendliche in der Steiermark in der Freizeit digitale Geräte. Ein Drittel zeigt Anzeichen einer Suchtgefährdung und soziale Medien führen dabei am häufigsten zur suchthaften Nutzung.
Gesundheitslandesrat Karlheinz Kornhäusl: „Als Gesundheitslandesrat liegt mir besonders am Herzen, dass unsere Kinder und Jugendlichen sicher und gesund aufwachsen – auch in der digitalen Welt, die für sie immer mehr Alltag ist. Suchthaftes Verhalten dürfen wir nicht ignorieren. Deshalb haben wir den Aktionsplan Internet initiiert, um Suchterkrankungen durch Medienkonsum vorzubeugen und Betroffene zu unterstützen. Das neue Informationsangebot und die Anlaufstellen in der gesamten Steiermark sind wichtige Umsetzungsschritte aus diesem Aktionsplan. Mein Ziel ist es, diese Arbeit weiter voranzutreiben und präventive Maßnahmen zu stärken, damit junge Menschen gestärkt und selbstbewusst durch die digitale Welt gehen können.“
Umgesetzt wird der „Aktionsplan zum Umgang mit Suchtverhalten im Internet“ vom Gesundheitsfonds Steiermark in Kooperation mit den Einrichtungen der Suchthilfe und Suchtprävention sowie weiteren relevanten Stakeholdern. Geschäftsführer Michael Koren: „Im Aktionsplan zum Umgang mit Suchtverhalten im Internet sind zahlreiche Maßnahmen definiert, die wir über die Suchtkoordinationsstelle bei uns im Gesundheitsfonds Schritt für Schritt und in Zusammenarbeit mit wichtigen Akteuren umsetzen. Ziel ist es, für einen gesunden Umgang mit digitalen Medien zu sensibilisieren und Unterstützungsangebote bereit zu stellen. Umgesetzt wurden im Rahmen des Aktionsplans u. a. bereits Elternabende, Weiterbildungen für Personen, die in der Beratung oder Therapie arbeiten und – nun ganz neu – das Informationsangebot auf www.gesund-informiert.at/gesundonline.“ Juliane Cichy, Suchtkoordinatorin des Landes Steiermark betont die gesamtgesellschaftliche Relevanz dieses Themas: „Wichtig ist uns dabei, qualitative Angebote in allen Regionen zur Verfügung zu stellen“.

v.l. Michael Koren (Geschäftsführer des Gesundheitsfonds Steiermark), Heidi Wieser (Psychotherapeutin), Karlheinz Kornhäusl (Gesundheitslandesrat) – Foto: © Land Steiermark/Resch
Teil dieses Angebots ist auch eine Übersicht mit 95 Expertinnen und Experten bzw. Anlaufstellen in der ganzen Steiermark. Sie alle haben bereits Expertise im Bereich Mediennutzungsstörung und ab Herbst 2025 die Möglichkeit, Fortbildungsmodule zum Thema zu absolvieren, die vom Gesundheitsfonds Steiermark finanziert werden.
Unter dem Titel #gesundonline wird das neue Informationsangebot nun auch im Rahmen einer Kampagne steiermarkweit beworben.
Übermäßiger Onlinekonsum wird zunehmend zum Problem
Eine der steiermarkweiten Expertinnen und Experten für Mediennutzungsstörung ist die Grazer Psychotherapeutin Heidi Wieser. Sie war 27 Jahre lang als Regionalleiterin der Beratungsstelle b. a. s. tätig, einer ihrer Schwerpunkte ist das Thema Sucht. Die Expertin erläutert, woran man einen suchthaften Umgang mit digitalen Medien erkennt: „Es ist ähnlich wie bei anderen Süchten: Wenn ich es nicht mehr schaffe, meinen Medienkonsum zu beschränken bzw. die Kontrolle darüber verliere; meine sozialen Kontakte und Interessen einschränke; meine körperlichen Aktivitäten reduziere – dies kann bis zur Einschränkung körperlicher Hygiene führen; Konsequenzen wie z.B. einen Schulabbruch in Kauf nehme; etc.“
Die Leitlinie zur Prävention dysregulierten Bildschirmmediengebrauchs in Kindheit und Jugend empfiehlt für Jugendliche maximal zwei Stunden freizeitliche Bildschirmnutzung, wobei man suchthafte Nutzung nicht nur am Zeitausmaß festmachen kann. Ein wichtiges Kriterium ist der Kontrollverlust, also z. B. man weiß eigentlich, dass man schon zu lange am Handy war, aber man hat selbst nicht mehr die Kontrolle über sein Verhalten.
Gesunden Umgang lernen
In Zeiten, in denen man sich noch über ein Modem in das Internet einwählte, gab es eine klare Trennung zwischen Online- und Offline-Zeit. In Zeiten von Smartphones und Co. gibt es diese Grenze nicht mehr. Das per se ist aber nicht das Problem, digitale Medien gehören zum Alltag. Wichtig ist ein gesunder Umgang damit. Wie kann man diesen als Eltern bei seinen Kindern fördern? Dazu empfiehlt Wieser: „Wichtig ist es, dass es Eltern bewusst ist, dass sie eine Vorbildwirkung haben und dass der Gebrauch von Medien altersgerecht ausgerichtet sein sollte. Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist es weiters wichtig Interesse für Medieninhalte zu zeigen und so die Beziehungsebene zu stärken. Dies erleichtert es den Jugendlichen oft auch Alternativen wieder in Anspruch zu nehmen.“
Wenn das Problem zu groß wird, ist es wichtig, sich möglichst frühzeitig Unterstützung zu holen. Anlaufstellen findet man auf www.gesund-informiert.at/gesundonline). Wieser betont dazu: „Es gibt auch ein Kontingent an kostenlosen Psychotherapie-Plätzen für Kinder und Jugendliche.“
Kein Handy neben Kleinkindern!
Unter drei Jahren sollten Bildschirme für Kleinkinder tabu sein, betont Wieser: „Bei Kindern entwickeln sich vielfältige Fähigkeiten, welche durch zu frühe Mediennutzung verkümmern könnten. Die Interaktion zwischen Eltern und Kinder führt zu sicherer Bindung und Vertrauen, welche für die Persönlichkeitsentwicklung von entscheidender Bedeutung ist.“ Eine Empfehlung wären 10min./Lebensalter ab dem 3.Lebenjahr.
Unterstützung holen – Online-Info & Kontakt in allen Bezirken
Wenn man als Eltern oder Angehörige, aber auch als Betroffener oder Betroffene selbst das Gefühl hat, der Internetkonsum nimmt einen zu großen Raum im Alltag ein, kann man sich Unterstützung holen. Je früher, desto besser.
Alle steirischen Suchtberatungsstellen stehen kostenlos als Ansprechpartner zur Verfügung, speziell für die Prävention VIVID – Fachstelle für Suchtprävention.
Hilfreiche Infos zum gesunden Umgang mit dem Internet im Allgemeinen sind auf www.gesund- informiert.at/gesundonline zu finden.
Dort gibt es auch eine Übersicht an Hilfsangeboten (Beratungsstellen, Psychologinnen und Psychologen) mit Expertise zum Thema Mediennutzungsstörung (inkl. Schwerpunkte) in allen steirischen Bezirken.
Informiert wird auch, ob die Angebote kostenlos, teilweise erstattungsfähig oder nicht erstattungsfähig sind.
Ebenfalls neu: Übersicht der Schul-Angebote für psychische Gesundheit
Ein weiteres neues Präventionsangebot des Gesundheitsfonds für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen ist die Schullandkarte, die (über suchthaftes Verhalten im Internet hinaus) Angebote für steirische Schulen zusammenfasst: https://schullandkarte.at/
Über den Aktionsplan zum Suchtverhalten im Internet
Der Aktionsplan zum Umgang mit Suchtverhalten im Internet wurde 2024 beschlossen und wird vom Gesundheitsfonds Steiermark finanziert und von der dort ansässigen Suchtkoordinationsstelle umgesetzt. Einige der bereits umgesetzten Maßnahmen sind Elternabende; Weiterbildung für Professionistinnen und Professionisten aus Suchthilfe, psychosoziale Dienste und Prävention; Mitwirkung bei Veranstaltungen und Vorträgen im Jugend- und Erwachsenenbereich sowie die Schwerpunktsetzung auf Medienkompetenz im Arbeitsprogramm 2025 von VIVID – Fachstelle für Suchtprävention. Neu ist nun eine Liste mit steiermarkweiten Anlaufstellen (Pool mit qualifizierten Expertinnen und Experten vor allem im niedergelassenen Bereich auf www.gesund-informiert.at/gesundonline), auch gibt es ab Herbst 2025 das Angebot für alle diese 95 Expertinnen und Experten, Fortbildungsmodule zum Thema zu absolvieren.
Neben dem Thema suchgefährdete Internetnutzung und Prävention werden ab 2026 auch vertiefende Module zu Themen wie soziale Netzwerke, Gaming und Pornografie angeboten. Ein weiteres Augenmerk wird künftig auf „digitale Medien in der frühen Kindheit“ gelegt. Ziel ist es, Fachpersonen und werdende Eltern mit gezielten Angeboten praxisnah zu informieren und Handlungskompetenzen im Umgang mit einer gesunden Nutzung digitaler Medien zu stärken.







