Großes Potenzial für Verlagerung von Autofahrten auf die Bahn
Was motiviert zum Umstieg vom Auto auf die Bahn? Das hat der VCÖ im Rahmen des VCÖ-Bahntests erhoben und die Ergebnisse bei der heutigen VCÖ-Fachveranstaltung präsentiert. 60 Prozent der steirischen Fahrgäste fahren heute Strecken mit der Bahn statt mit dem Auto. Als wichtigster Grund wurde der Erwerb eines Klimatickets genannt. Als wichtigste Maßnahmen, um mehr Autofahrten auf die Bahn zu verlagern, nennen Steiermarks Fahrgäste eine kürzere Gesamtreisezeit und ein besseres Angebot außerhalb der Hauptverkehrszeiten.
Im Rahmen des VCÖ-Bahntests, bei dem österreichweit 9.360 Fahrgäste in den Zügen von zehn Bahnunternehmen befragt wurden, wurde auch erhoben, ob die Fahrgäste ihr Mobilitätsverhalten verändert haben. 60 Prozent der steirischen Bahn-Fahrgäste haben Autofahrten auf die Bahn verlagert.
Der Kauf eines Klimatickets ist der am häufigsten genannte Grund für den Umstieg vom Auto auf die Bahn: Für 76 Prozent der Fahrgäste hatte das Klimaticket sehr großen Einfluss, Strecken mit der Bahn statt mit dem Auto zu fahren. Mehrfachnennungen waren möglich. Als zweithäufigster Grund für den Umstieg vom Auto auf die Bahn wurde von 61 Prozent der steirischen Fahrgäste die nutzbare Reisezeit genannt. Vier von zehn Fahrgästen nannten den Wechsel von Arbeitsplatz oder Ausbildungsort als Grund mit sehr großem Einfluss und jeweils jeder dritte Fahrgast die Spritpreise, das verbesserte Bahnangebot und veränderte Lebensumstände. Am seltensten, nämlich von 24 Prozent, wurde als Grund ein schlechter verfügbares Auto genannt.
Im Vorjahr wurde in Österreich mit insgesamt 15 Milliarden Personenkilometer so viel wie noch nie mit der Bahn gefahren, informiert der VCÖ. “Viele, die Auto fahren, fahren auch mit der Bahn. Das Potenzial, mehr Autofahrten auf die Bahn zu verlagern und damit Staus und Verkehrsbelastung zu reduzieren, ist groß und sollte viel stärker als bisher genutzt werden”, stellte VCÖ-Experte Michael Schwendinger bei seinem Vortrag bei der heutigen online durchgeführten VCÖ-Fachveranstaltung fest. Zusätzlich kommt Österreich damit seinen Klimazielen näher: Denn pro Personenkilometer sind die Gesamtemissionen der Bahnen in Österreich im Schnitt um 96 Prozent niedriger als die Emissionen von Pkw mit Verbrennungsmotor, wie Daten des Umweltbundesamts zeigen.
“Durch die weitere Verbesserung des Bahnangebots, eine kürzere Gesamtreisezeit, häufigere Verbindungen, insbesondere auch außerhalb der Hauptverkehrszeiten und mehr Öffi-Jobtickets können noch viele weitere Autofahrten auf die Bahn verlagert werden”, wies VCÖ-Experte Michael Schwendinger auf ein weiteres Ergebnis der Erhebung beim VCÖ-Bahntest hin. Öffi-Jobtickets bieten Unternehmen ihren Beschäftigten im Rahmen von betrieblichem Mobilitätsmanagement an.
Tirols Mobilitätslandesrat René Zumtobel betonte bei der VCÖ-Fachveranstaltung: “Um noch mehr Menschen für die Bahn zu gewinnen, braucht es ein ganzheitliches und nachhaltiges Mobilitätsangebot – mit niederschwelligem Zugang, dichten Takten und guten Anschlüssen von der ersten bis zur letzten Meile. Wo wir das Angebot ausbauen, steigen die Menschen auch um.”
Die Begleitforschung zum Klimaticket ergab, dass die Klimaticket Inhaberinnen und Inhaber 20 Prozent ihrer Fahrten mit dem Auto zurücklegen würden, wenn sie kein Klimaticket hätten. Jakob Lambert, Geschäftsführer von one mobility, stellte fest: “Das KlimaTicket Österreich bietet alle öffentlichen Verkehrsmittel Österreichs mit einem einzigen Ticket. KlimaTicket Kundinnen und Kunden sind mit Bus und Bahn ihn ganz Österreich unterwegs, lassen immer öfter ihr Auto stehen und leisten damit einen wertvollen Beitrag für das Klima unseres Planeten.”
Für eine gute Gesamtreisezeit ist neben dem Fahrplan auch die optimale Abstimmung von Bus und Bahn wichtig. Christof Hermann, Regionalmanager der ÖBB-Personenverkehr AG im der Ostregion, stellte dazu fest: “Die Sicherstellung verlässlicher Anschlüsse, vor allem bei kurzfristigen Abweichungen, stellt uns auch in nächster Zeit vor große Herausforderungen. Hier besteht im Schienenverkehr der größte Hebel in der Weiterentwicklung intelligenter Betriebsführungssysteme, der weiteren Modernisierung des Fuhrparks und im Einsatz neuer Zugsicherungssysteme, um den Schienenverkehr pünktlich zu halten und so auch die verlässliche Verknüpfung zu anderen Verkehrsträgern sicher zu stellen.”
Aus Sicht von Christian Hillbrand, dem Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Vorarlberg, ist “eine leistungsfähige Bahn das wichtigste Rückgrat für ein modernes Mobilitätssystem. Damit der Durchbruch gelingen kann, muss sie eingebettet sein in optimal ineinandergreifende intermodale Mobilitätsangebote.” Reinhard Wöhrenschimmel vom Mobilitätsministerium fasste zusammen: “Damit Öffentlicher Verkehr funktioniert, braucht es nicht nur ein gutes Angebot und hochwertiges Rollmaterial, sondern auch attraktive Tarife und eine verlässliche und moderne Infrastruktur. Diese drei Schwerpunkte sorgen für Stabilität und Qualität.”