Auch in den Regionen kann Autoabhängigkeit reduziert werden
In Graz geht die Anzahl der Autos pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner, in den steirischen Bezirken ist sie weiter gestiegen, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. Erstmals gibt es in der Steiermark bereits in vier Bezirken mehr als 700 Pkw pro 1.000 Personen. Aber auch in den Regionen ist eine Trendwende möglich, kann die Autoabhängigkeit reduziert und die Freiheit in der Verkehrsmittelwahl erhöht werden, betont die Mobilitätsorganisation VCÖ.
So nahe die Bezirke Südoststeiermark und Hartberg-Fürstenfeld bei Graz liegen, so groß ist der Abstand zwischen den beiden beim Autobesitz, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt. In Graz gibt es pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner 467 Pkw, im Bezirk Südoststeiermark sind es mit 727 so viele wie in keinem anderen Bezirk der Steiermark, dicht dahinter Hartberg-Fürstenfeld mit 726. In Graz ist die Anzahl der Pkw pro 1.000 Personen von 470 auf 467 zurückgegangen, in der Südoststeiermark von 719 auf 727 gestiegen. Nach Graz weisen die Bezirke Leoben und Bruck-Mürzzuschlag mit 603 beziehungsweise 623 die niedrigste Anzahl an Autos pro 1.000 Personen auf, informiert der VCÖ. Am dritthöchsten ist die Anzahl der Pkw pro 1.000 Personen im Bezirk Weiz mit 710, am vierthöchsten im Bezirk Deutschlandsberg mit 703. Damit gibt es erstmals in der Steiermark bereits vier Bezirke mit mehr als 700 Pkw pro 1.000 Personen.
Das war nicht immer so. Noch im Jahr 1981 gab es in Graz mit 341 Pkw pro 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner deutlich mehr Autos als im restlichen Bundesland Steiermark mit 283, macht der VCÖ aufmerksam. Heute kommen in der Steiermark außerhalb von Graz mit 675 auf 1.000 Personen um 45 Prozent mehr Autos als in der Landeshauptstadt.
“Die Fehler der Vergangenheit rächen sich heute. Massive Zersiedelung mit dem folgenden Niedergang der Nahversorgung haben in den Regionen zu teurer Autoabhängigkeit geführt”, verdeutlicht VCÖ-Experte Michael Schwendinger und betont: “Auch in den Regionen ist eine Trendwende möglich, kann die Autoabhängigkeit reduziert und die Freiheit in der Verkehrsmittelwahl erhöht werden.”
Eine zentrale Rolle spielt die Raumordnung und Siedlungsentwicklung. Statt Zersiedelung braucht es die Stärkung der Ortskerne, statt Supermärkte und Einkaufszentren auf der grünen Wiese sind Geschäfte dort zu errichten, wo sie von einem größeren Teil der Bevölkerung fußläufig erreichbar sind. “Die Stärkung der Ortskerne reduziert nicht nur die Abhängigkeit vom Auto, sondern belebt auch die Gemeinde. Wo mehr zu Fuß gegangen wird, gibt es mehr soziale Kontakte, was vor allem auch für ältere Menschen wichtig ist”, weist VCÖ-Experte Michael Schwendinger auf weitere Vorteile hin.
Kompakte Siedlungsstrukturen erleichtern auch die Versorgung der Bevölkerung mit einem guten öffentlichen Verkehrsangebot. Mehr Bahn- und Busverbindungen ermöglichen mehr Personen den Umstieg vom Auto auf den Öffentlichen Verkehr, was wiederum die Kosten für die Haushalte deutlich senkt. Mit dem Klimaticket Steiermark kann um nur 514 Euro ein Jahr lang mit dem Öffentlichen Verkehr im Land gefahren werden. Legt man das amtliche Kilometergeld zugrunde kommt man mit dem Auto mit 514 Euro lediglich knapp mehr als 1.000 Kilometer weit, was etwa einem Monat Autofahren entspricht, verdeutlicht der VCÖ.
Auch in den Regionen gibt es viele kurze Wege unter fünf Kilometer. Eine Distanz, die viele mit dem Rad fahren können, vorausgesetzt es gibt eine gute Radinfrastruktur. Und die Elektrofahrräder, die in der Steiermark bereits weit verbreitet sind, ermöglichen es, auch längere Distanzen und Steigungen gut zu bewältigen. “Der Ausbau der Radinfrastruktur und das Schließen von Lücken im Radwegenetz ist eine weitere zentrale Maßnahme, damit die Bevölkerung weniger aufs Auto angewiesen ist”, erklärt VCÖ-Experte Michael Schwendinger.
Vermehrte Carsharing-Angebote in den Gemeinden können wiederum zahlreichen Haushalten ein Zweitauto ersparen. Im Schnitt sind gerade Zweitautos weniger als eine Stunde am Tag im Einsatz und sind mehr als 23 Stunden am Tag keine Fahrzeuge, sondern Stehzeuge.









