Die Wirtschaft befindet sich in einer Rezession

Der Wirtschaft in Region Ennstal/Salzkammergut (Bezirk Liezen) weht zum Jahresende weiterhin ein eisiger Konjunkturwind um die Ohren. Davon zeugen die Umfragewerte des aktuellen Wirtschaftsbarometers: Sowohl Ist-Stand (-72,2 Prozentpunkte) als auch Erwartungen (-64,4 Prozentpunkte) zeugen bei der Frage nach dem Wirtschaftsklima von einer Rezession. „Wir brauchen jetzt eine Entlastung des Faktors Arbeit und der Unternehmen generell“, mahnt Regionalstellenobmann Egon Hierzegger (Titelbild). Er fordert von den neuen Regierungen in Bund und Land „Taten statt Worte“, vor allem, was die Lohnnebenkosten, aber auch was die Einführung einer präventiven Energiepreisbremse und die Arbeitskosten betrifft. 88,9 Prozent der befragten Unternehmen stufen letztere mittlerweile als größten und massivsten Wettbewerbsnachteil für den Standort ein.

Für die heimische Wirtschaft bleiben die Konjunkturaussichten auch 2025 herausfordernd. Hohe Arbeitskosten sorgen angesichts der angespannten wirtschaftlichen Lage für ein höchst frostiges Wirtschaftsklima im Bezirk Liezen – das zeigt das aktuelle Wirtschaftsbarometer deutlich auf 76,9 Prozent der befragten Unternehmerinnen und Unternehmer melden in dieser großen Konjunkturumfrage der WKO Steiermark eine weitere Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftssituation zurück, während nur 4,7 Prozent eine Entspannung feststellen – ergibt unterm Strich einen Negativsaldo von -72,2 Prozentpunkten. Auch in Bezug auf ihre Erwartungen für 2025 sehen nur wenige Unternehmen Licht am Ende des Tunnels (7,2 Prozent), der Großteil (71,6 Prozent) zeigt sich weiterhin pessimistisch. „Ohne entsprechende politische Maßnahmen ist keine baldige Trendumkehr in Sicht“, mahnt Hierzegger.

Negativ eingeschätzt wird nämlich nicht nur das allgemeine Wirtschaftsklima, auch die bisherige Entwicklung des eigenen Unternehmens wird mit großer Zurückhaltung beurteilt. Während die Preissalden weiterhin auf hohem Niveau liegen, befinden sich zentrale Ergebnisse im Minusbereich. Das Konjunkturprofil im Detail: Gesamtumsatz +36,5 Prozentpunkte, Auftragslage -37,3 Prozentpunkte, Preisniveau +68,4 Prozentpunkte, Investitionen -36,0 Prozentpunkte und Beschäftigung +27,2 Prozentpunkte. Bei den Erwartungen ist das Bild noch düsterer. Der Saldenwert für die künftige Entwicklung des Gesamtumsatzes kommt bei -49,9 Prozentpunkten zu liegen, jener der Auftragslage bei -51,5 Prozentpunkte, das Preisniveau kommt auf +53,8 Prozentpunkte, die Investitionserwartungen auf -28,4 Prozentpunkte und der Beschäftigungsausblick auf -51,3 Prozentpunkte. „Die Situation ist und bleibt ernst, die Herausforderungen sind groß. Es braucht seitens der Politik endlich entschiedene Taten, um die Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts zu stärken. Konkret brauchen wir eine Entlastung der Unternehmen, speziell was die Kosten für Arbeit und Energie betrifft“, betont Regionalstellenobmann/-frau. 88,9 Prozent (Arbeitskosten) und 75,5 Prozent (Energiekosten) der im Wirtschaftsbarometer befragten Betriebe geben an, dass sich ihre Wachstumsaussichten aus diesen Gründen verschlechtert haben. Dazu kommen der – nach wie vor – bestehende Arbeits- und Fachkräftemangel (73,4 Prozent), die Bürokratie (70,7 Prozent), die allgemeine Unsicherheit (67,6 Prozent), die Nachfrageschwäche (64,7 Prozent) sowie weiters zu hohe Steuern und Abgaben (25,3 Prozent). „Die Absicherung der Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts muss jetzt oberste politische Priorität haben“, betont der Regionalstellenleiter Christian Hollinger, der in diesem Zusammenhang einen „Steuerbonus auf Lohnerhöhungen“ und die Wiedereinführung einer Investitionsprämie fordert. Darüber hinaus gelte es Leistungsanreize für mehr Vollzeitarbeit und ein längeres Arbeiten im Alter zu setzen.

Die Wirtschaftsentwicklung in der Region Ennstal/Salzkammergut (Bezirk Liezen) im Detail

UMSATZ. In Anbetracht der hartnäckigen Rezession in der Steiermark fallen die Ergebnisse für das auslaufende Jahr noch vergleichsweise gut aus, obwohl die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zunehmend auch im Bezirk ersichtlich werden. Vor dem Hintergrund eines herausfordernden Wirtschaftsklimas (Wirtschaftsklima bisher: ‑72,2; erwartet: ‑64,4 Prozentpunkte) melden auch im Winter 2024 mehr Unternehmen eine positive als eine negative Umsatzentwicklung rück (Umsatz bisher gestiegen: 54,2 %; gesunken: 17,7 %). Der Saldo bleibt damit im Positivbereich bei soliden 36,5 Prozentpunkten. In Bezug auf die kommenden 12 Monate reduziert sich der Erwartungssaldo jedoch deutlich und rutscht mit -49,9 Prozentpunkten tief in den Negativbereich. 13,0 % zeigen sich zwar weiterhin optimistisch, 62,9 % blicken mit wachsender Sorge dem kommenden Jahr entgegen.

Auftragslage. Noch schlechter fallen die Einschätzungen zur Auftragssituation aus und spiegeln damit am stärksten die schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wider. Beide Salden kommen auch im Winter 2024 im Negativbereich zu liegen (Auftragslage bisher: -37,3 Prozentpunkte; erwartet: -51,5 Prozentpunkte). 17,9 % der Unternehmen konnten demnach im auslaufenden Jahr einen Anstieg ihrer Auftragszahlen verbuchen, während 55,1 % mit einer negativen Auftragsentwicklung konfrontiert waren. Für die folgenden Monate erwarten 12,9 % eine positive und 64,4 % eine negative Auftragsentwicklung.

Preise. Auch wenn sich die Inflation in den letzten Monaten weitgehend normalisiert hat, liegen die Salden zur Verkaufspreisentwicklung in den Unternehmen in der Region Ennstal/Salzkammergut weiterhin auf überdurchschnittlich hohem Niveau (Saldo bisher: 68,4; erwartet: 53,8 Prozentpunkte). Auf Betriebsebene ist demnach noch keine Abnahme der Preisdynamik zu verorten: 72,8 % haben bisher ihre Verkaufspreise erhöht, 67,5 % gehen auch künftig eher von einer Anhebung ihres Preisniveaus aus.

Investitionen. Die Investitionsbereitschaft zeigt im Bezirk Liezen ebenfalls eine klare Abwärtsbewegung. Mit Saldenwerten von ‑36,0 (bisher) und -28,4 Prozentpunkten (erwartet) hat die Zurückhaltung stark zugenommen. Wenn investiert wird, dann in erster Linie aufgrund von Ersatzbedarf (65,5 %). Neuinvestitionen spielen nur noch für 11,8 % eine Rolle, gut jeder Vierte plant künftig gar nicht zu investieren.

Beschäftigung. Die allgemeine Wirtschaftslage in Kombination mit den hohen Arbeitskosten zwingt Unternehmen zunehmend Mitarbeiter:innen abzubauen. Bisher blieb der Personalstandsaldo mit 27,2 Prozentpunkten im Positivbereich, in Bezug auf das kommende Jahr nimmt der Druck deutlich zu. Der Erwartungssaldo rutscht auf -51,3 Prozentpunkte.

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

error: (c) arf.at