“Leistung muss sich lohnen”: WKO tourt durch Bezirk Liezen

Inflation, Energiekrise und Personalmangel sorgen aktuell für eine negative Konjunkturstimmung. „Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen, damit diese Stimmung jetzt nicht in Richtung einer breiten Wirtschaftskrise kippt“, mahnen Präsident Josef Herk und Regionalstellenobmann Egon Hierzegger. Sie fordern von der Politik endlich „Taten statt Worte“, vor allem, was den Arbeitsmarkt trifft. Denn Arbeitskosten und Personalmangel werden in einer Umfrage des Instituts für Wirtschaft- und Standortentwicklung der WKO Steiermark von 66,3 bzw. 57,9 Prozent der Befragten als aktuell größte unternehmerische Herausforderungen genannt. „Leistung muss sich lohnen. Es kann nicht sein, dass Personal bei uns quer durch alle Branchen zur Mangelware wird und gleichzeitig sowohl Arbeitslosigkeit und als auch Teilzeitbeschäftigung steigen. Hier braucht es mehr Anreize und bessere Rahmenbedingungen für Vollzeitbeschäftigung“, betonen Präsident Herk und Regionalstellenobmann Hierzegger.“    

Der heimischen Wirtschaft bläst aktuell eine rauer Konjunkturwind entgegen: Inflation, Energiekrise sowie Arbeits- und Fachkräftemangel sorgen laut aktuellem Wirtschaftsbarometer für eine höchst getrübte Stimmung im Land: 58,1 Prozent der 786 befragten Unternehmerinnen und Unternehmer melden in der jüngsten Konjunkturumfrage der WKO Steiermark eine Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftssituation zurück, während nur 15 Prozent eine Entspannung antworten – ergibt unterm Strich ein Negativsaldo von -43,1 Prozentpunkten. Auch in Bezug auf die kommenden Monate sehen nur wenige Unternehmen Licht am Ende des Tunnels (8,4 Prozent), der Großteil (59,4 Prozent) zeigt sich pessimistisch in den Erwartungen. Der Erwartungssaldo bleibt mit -51 Prozentpunkten deutlich negativ, „ein rascher Aufschwung ist folglich nicht in Sicht“, mahnen Präsident Herk und Regionalstellenobmann Hierzegger.

„Die Situation ist ernst, die Herausforderungen groß. Diese dürfen von der Politik nicht länger nur verwaltet werden. Es braucht endlich entschiedene Taten“, betonen mahnen Präsident Herk und Regionalstellenobmann Hierzegger. Konkret fordern sie Maßnahmen zur Eindämmung der Preisdynamik (KV-Verhandlungen mit Maß und Ziel ohne überzogene Forderungen), die Sicherung von leistbarer Energie für den Standort (Abkehr von der Verknappungspolitik durch Technologieneutralität im Energiebereich, rasche Umsetzung SAPRO Fotovoltaik und Nutzung heimisches Erdgas) sowie eine Abschaffung der CO2-Steuer und ein Maßnahmenpaket zur Fach- und Arbeitskräftesicherung (Vollzeitbonus, Reform der Rot-Weiß-Rot-Card nach deutschem Vorbild für mehr qualifizierten Zuzug).

Personalkosten und Arbeitskräftemangel als Hauptsorge

Das entspreche nämlich auch den Hauptsorgen der steirischen Wirtschaft: 66,3 Prozent der im aktuellen Wirtschaftsbarometer befragten Unternehmerinnen und Unternehmer sehen die Arbeitskosten als eine der größten Herausforderungen. Auf Platz zwei folgen der Arbeits- und Fachkräftemangel (57,9 Prozent), dahinter die hohen Energie- und Rohstoffpreise (55,3 Prozent) sowie die Folgen der Inflation (53,6 Prozent). „Angesichts der herausfordernden Rahmenbedingungen ist es bemerkenswert, dass die unternehmerische Hauptsorge nach wie vor dem Thema Personal gilt – das zeigt, wie akut der Handlungsbedarf hier ist“, so mahnen Präsident Herk und Regionalstellenobmann Hierzegger.

Präsident Josef Herk und Regionalstellenobmann Egon Hierzegger appellieren aus diesem Grund einmal mehr an die Vernunft der Arbeitnehmer bei den bevorstehenden Lohnverhandlungen: „Selbstverständlich ist es legitim, Teuerungen im Zuge von Kollektivvertragsverhandlungen bestmöglich ausgleichen zu wollen. Aber angesichts der großen Herausforderungen wird es heuer mehr denn auf Fingerspitzengefühl und Mut zu kreativen Lösungen ankommen. Wir haben ein Lohnniveau erreicht, das an der Standorttreue so manchen Leitbetriebs zu rütteln droht.“ Die Wirtschaftsvertreter setzen sich für Leistungsgerechtigkeit ein: „Mehr Arbeit und mehr Leistung müssen sich lohnen, die sogenannte letzte Generation darf nicht die erste sein, die am Sofa kleben bleibt. Darum fordern wir auch einen Vollzeitbonus, Steuermodelle dafür haben wir bereits auf den Tisch gelegt. Gleichzeitig müssen wir auch Rahmenbedingungen schaffen, die mehr Vollzeitarbeit ermöglichen, Stichwort Kinderbetreuung.“

Wie massiv die heimischen Unternehmen bereits die Folgen des Personalmangels spüren, zeigt die Auswertung des WKO-Fachkräfteradars. Hierbei wird die Zahl der Arbeitslosen (ab Lehre) pro offene Stelle als Indikator herangezogen, das Ergebnis daraus ist die sogenannte Stellenandrangsziffer. In der Steiermark ist diese in den vergangenen Jahren sukzessive gesunken. Betrug diese 2019 im Schnitt noch 2,34, so waren es 2021 – trotz wirtschaftlicher Coronaverwerfungen – 1,90 und im Vorjahr überhaupt nur mehr 1,19, wobei alle Werte unter 1,5 von den Experten der WKO grundsätzlich als Mangel eingestuft werden. Sowohl Qualität als auch Quantität dieses Mangels haben sich allen Konjunkturdellen zum Trotz verschärft. Denn auch die Gesamtzahl der Mangelberufe (Stellenandrang von unter 1,5) ist in der Steiermark innerhalb von nur drei Jahren von 74 auf 129 gestiegen. „Selbiges gilt für unserer Region, der Mangel zieht sich quer durch alle Branchen“, so Regionalstellenobmann Egon Hierzegger.

Die Top-Mangelberufe 2022 in der Region Ennstal/Salzkammergut (Bezirk Liezen): (mindest. 10 offene Stellen)

  • Ärzt(e)inne
  • Dipl. Krankenpfleger, -schwestern
  • Köch(e)innen
  • Elektroinstallateur(e)innen, -monteur(e)innen
  • Kellner/innen
  • Wirtschafter/innen, and. Hotel-, Gaststättenfachl., Heimverw.
  • Nicht diplomierte Krankenpfleger/innen und verwandte Berufe
  • Buchhalter/innen
  • Erzieher/innen
  • Maurer/innen
  • Händler/innen u. Verkäufer/innen
  • Fürsorger/innen, Sozialarbeiter/innen
  • Industrie-, Gewerbekaufleute (m./w.), Kontorist(en)innen
  • Tätige Betriebsinh., Direkt., Geschäftsl. u. verw. Berufe (m/w)
  • Büroberufe, Verwaltungshilfsberufe

„Mehr Arbeit muss sich für die Menschen lohnen“

Für Präsident Herk und Regionalstellenobmann Hierzegger besteht angesichts dieser Schieflage ein akuter Handlungsbedarf: „Wir haben mittlerweile eine Rekord-Beschäftigungsquote erreicht, trotzdem ist die Arbeitszeit rückläufig, weil vor allem immer mehr Junge nur mehr Teilzeit arbeiten wollen.“ Konkret ist die Zahl der unselbständig Erwerbstätigen bundesweit von 3,65 (2017) auf 3,73 Millionen (2021) gestiegen, das Arbeitsvolumen im selben Zeitraum aber von 5,77 auf 5,66 Milliarden Stunden gesunken. Präsident Josef Herk und Regionalstellenobmann Egon Hierzegger treten darum für zusätzliche Leistungsanreize ein. „Mehr Arbeit muss sich lohnen“, so die beiden Unternehmervertreter. Sie fordern steuerliche Anreize für Vollzeitbeschäftigung für die es auch entsprechende Rahmenbedingungen brauche (flächendeckender Ausbau der Kinderbetreuung für alle Altersstufen), eine Ausweitung der Steuerbefreiung von Überstunden (Erhöhung von derzeit 10 auf 20 steuerbegünstigte Überstunden) und Anreize für ein längeres Arbeiten im Alter (Befreiung von erneuten Pensionsversicherungsbeiträgen für alle, die in ihrer Pension ein gewisses Stundenausmaß freiwillig weiterarbeiten wollen, 1.000 Euro Steuerfreibetrag).

(v.l.n.r.):  WKO Regionalstellenobmann Egon Hierzegger, WKO Präsident Josef Herk, Landesinnungsmeister-Stv. Johann Reinalter sen. und Johann Reinalter jun.
Foto: WKO Regionalstelle Ennstal/Salzkammergut

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

error: (c) arf.at