Podiumsdiskussion zu verschiedenen Aspekten von Solidarität in der Gröbminger Fachschule

Auf Einladung von „Der Ennstaler“ und der Katholischen Kirche Steiermark, Region Ennstal-Ausseerland diskutierten Sozialpartner, Wirtschaftstreibende und Kirchenvertreter zu diesem gerade in der heutigen Zeit wichtigen Thema.

Schon in der Einleitung versuchte Initiator Regionalkoordinator Martin Weirer den Bogen von heutigen Problemen (Spannungen in der Gesellschaft, zunehmende Armut und Entsolidarisierung) zu den vier Grundprinzipien der christlichen Soziallehre zu spannen und definierte Solidarität in Anklang von Prof. Zsifkovits als Abwandlung des Florianiprinzips folgendermaßen: „Einer für alle, alle für ALLE Einzelnen!“

Daran anknüpfend fragte Moderator Herbert Gasperl die Diskutanten am Podium, welchen Zugang diese zu Solidarität haben und versuchte die Grenzen von Solidarität auszuloten.

Diakon Hannes Stickler dazu: „Solidarisches Handeln entspricht meinem Menschen- und Gottesbild.“ Gewerkschafter Mario Lindner ergänzte dazu aus seinen persönlichen Erfahrungen: „Mir ist Solidarität in die Wiege gelegt worden.“ Durch die Mitarbeit beim Roten Kreuz und in der Gewerkschaftsjugend war er schon früh mit diesen Themen konfrontiert. Als Frontmann der LGBTIQ-Community in Österreich und Sprecher für Gleichbehandlungsfragen im Palrament erlebt Mario Lindner es hautnah, wie wichtig Solidarität mit Gruppen, die gesellschaftlich am Rand stehen, ist. Dabei kann man keinesfalls von einer Minderheit sprechen, wenn sich in Österreich etwa 900.000 Menschen der Communitiy zugehörig fühlen.

Dennoch unterstreicht Lindner mehrmals: „Es gibt eindeutig Grenzen der Solidarität: dies ist u.a. nationalsozialistisches Gedankengut! Auch Hass im Netz zähle ich dazu.“

Der evangelische Pfarrer von Gröbming, Manfred Mitteregger, betont: „Der Solidaritätsbegriff ist wichtig; ich spreche aber lieber von christlicher Nächstenliebe!“ Die Herausforderungen vor Ort sind Motivation, um viele Initiativen zu setzen, die sich dieser Nächstenliebe widmen. Diese reichen von einem Lebensmittelverteilungsprojekt über Kirchenasyl für schutzbedürftige Asylsuchende bis zur Trauerbegleitung. Auch dies ist in den Augen von Mitteregger ein solidarischer Akt.

Der Präsident der Wirtschaftskammer Liezen, Egon Hierzegger, berichtet von Unterstützungsmöglichkeiten, die die Wirtschaftskammer für Jungunternehmerinnen anbietet, die nicht in den Mutterschutz gehen können. Auch die Unterstützung von Wirtschaftsberieben für Vereine sind ein Akt von Solidarität. Aus der Sicht des Sports ist Hierzegger wichtig: „Jetzt möchte ich das zurückgeben, was ich als Jugendlicher an Unterstützung erfahren habe.“

Georg Eichberger als Vertreter der Caritas meint: „Solidarität liegt in der DNA der Caritas. In diesem Zusammenhang sprechen wir von tätiger Nächstenliebe.“

Es gibt unterschiedliche Hilferufe: jene aus der Nähe (Hilfe vor Ort in der Region); aus der Mitte (österreichweite Projekte) und aus der Ferne (Auslandshilfe; Asyl). Und Eichberger weiter: „Mir ist es wichtig, dass diese Hilfsangebote nicht gegeneinander ausgespielt werden!“

Diakon Hannes Stickler betonte, dass es wichtig sei, auf die Sprache zu achten: „Ich möchte nicht von sozial schwachen Menschen reden, sondern von armen Menschen.“

Abschließend wollte Moderator Herbert Gasperl noch wissen, was für die Zukunft wichtig ist.

Diakon Hannes Stickler dazu: „Erzählen wir mehr solidarische Geschichten mit Menschen, die am Rand stehen.“ Und Lindner ergänzt: „Mut und Zivilcourage können die Wirklichkeit verändern!“

So gesehen war dieser Abend ein kleiner Beitrag zu einem guten Miteinander und Pfarrer Mitteregger zitiert: „Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können das Gesicht der Welt verändern.“

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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