Im Rahmen des Wirtschaftsparlaments sprachen sich die Fraktionen innerhalb der Wirtschaftskammer Steiermark einstimmig gegen eine Arbeitszeitverkürzung aus. Viel mehr gelte es die Vollzeitarbeit für Menschen attraktiver zu machen, denn Leistung müsse sich lohnen, so der Tenor.
Die Sommerausgabe des Wirtschaftsparlaments am 15. Juni stand ganz im Zeichen der drängendsten wirtschaftlichen Herausforderungen, der hohen Inflation und der fehlenden Arbeitskräfte. Zugleich wurde aber auch mit Optimismus in die Zukunft geblickt: Mit der 2025 in Betrieb gehenden Koralmbahn fällt der Startschuss für die neue Wirtschaftsregion Area Sued.
Keine Arbeitszeitverkürzung aber Anreize
“Wir brauchen wieder ein Bewusstsein, dass Arbeit keine Strafe ist, sondern Teil eines erfüllten Lebens”, ist WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk in seiner Eröffnungsrede überzeugt. Die Position der Wirtschaftskammer auf die aktuell immer wieder geforderte Arbeitszeitverkürzung ist klar: “Eine Reduktion der Vollzeit auf 32 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich – das kann sich schlicht und ergreifend kein Unternehmen leisten”, erklärt Herk.
Wir brauchen wieder ein Bewusstsein, dass Arbeit keine Strafe ist, sondern Teil eines erfüllten Lebens. Leistung muss sich lohnen!Josef Herk, Präsident der WKO Steiermark
Die Parlamentsfraktionen gaben ihm Recht und stimmten einstimmig gegen die 32-Stunden Woche bei vollem Lohnausgleich. Die Lage sei ernst. Zwar ist die Zahl der unselbstständig Erwerbstätigen in Österreich seit 2017 von 3,65 auf 3,73 Millionen angestiegen, doch das Arbeitsvolumen nahm im selben Zeitraum von 5,77 auf 5,66 Milliarden Stunden ab. Mit zahlreichen Initiativen möchte die WKO Steiermark dagegenhalten. Die Forderungen an die Politik reichen von Steueranreizen in Form eines Vollzeitbonus bis hin zur Ausweitung der Steuerbegünstigungen für Überstunden und einer Schaffung von flächendeckender Kinderbetreuung.
Immer mehr heimischen Unternehmern macht aber auch der demographische Wandel am Arbeitsmarkt zu schaffen. Während sich viele Arbeitnehmer in die Pension verabschieden, kommen immer weniger junge Menschen ins Erwerbsleben nach. Ein Blick auf die Statistik zeigt: Innerhalb von nur 15 Jahren ist die Zahl der über 50-jährigen unselbstständig Beschäftigten in der Steiermark von 69.000 auf aktuell 151.000 gestiegen. Das sind um 4.000 mehr als noch 2022. WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk warnt: “Durch die Pensionierungswelle der nächsten Jahre droht uns allein in der Steiermark bis zum Jahr 2040 eine zusätzliche Personallücke von über 50.000 Stellen.”
Aus diesem Grund fordert die WKO Steiermark von der Politik einen Steuerfreibetrag für längeres Arbeiten im Alter sowie die Befreiung von zusätzlichen Pensionsversicherungsbeiträgen. Aber auch um zukünftige Fachkräfte bemüht man sich: Zahlreiche Initiativen, wie das Talentcenter sowie das Center of Excellence, das derzeit am Standort in Graz errichtet wird, wurden gestartet.
Das allein reiche aber noch lange nicht, ist Herk überzeugt: “Wir müssen auch über den Tellerrand schauen: Wir brauchen qualifizierte Zuwanderung. Um die werden wir nicht umhinkommen.” Ein erster Schritt wurde im Parlament bereits gesetzt. Alle Fraktionen mit Ausnahme der freiheitlichen Wirtschaft stimmten für Erleichterungen bei der Beschäftigung von drittstaatsangehörigen Schülern und Studenten an inländischen Bildungseinrichtungen.
Aktuelle Beschlüsse im Wirtschaftsparlament
Zu den im Wirtschaftsparlament vertretenen Fraktionen zählen der Wirtschaftsbund, der Sozialdemokratische Wirtschaftsverband, die Freiheitliche Wirtschaft, die Grüne Wirtschaft sowie die Industriellenvereinigung. Im Rahmen der aktuellen Sitzung wurden im höchsten Gremium der Wirtschaftskammer alle eingebrachten Anträge der Wählergruppen einstimmig oder mehrstimmig beschlossen. Ein Antrag wurde zurückgezogen.
Einstimmig angenommene Beschlüsse:
- “Area Sued” – Wirtschaftsraum Südösterreich
- Internationales Bildungsangebot in der Steiermark
- Vollzeitbonus: Attraktivierung der Vollzeitbeschäftigung und nein zur 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich
- Versicherung gegen Naturkatastrophen
- Kostenloser Weg zur Meister- und Befähigungsprüfung
Mehrstimmig angenommener Beschluss (Wirtschaftsbund, Sozialdemokratischer Wirtschaftsverband, Grüne Wirtschaft und Industriellenvereinigung):
- Erleichterung der Beschäftigung drittstaatsangehöriger Schüler:innen und Student:innen inländischer Bildungseinrichtungen, indem ihre Beschäftigung aus dem Anwendungsbereich des Ausländerbeschäftigungsgesetzes ausgenommen wird.
Zurückgezogener Antrag (Grüne Wirtschaft)
- Verbesserung der Treffsicherheit der Wirtschaftsinitiative Nachhaltigkeit (WIN)