Der Energiehunger des Verkehrs ist groß, auch in der Steiermark, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Zuletzt benötigte allein der Verkehr rund 28 Prozent des gesamten Energiebedarfs des Bundeslands. Innerhalb des Verkehrssektors benötigt der Kfz-Verkehr über 90 Prozent der Energie, der Schienenverkehr nur etwas mehr als ein Prozent. Die gute Nachricht: Der Energiebedarf kann schon mit heute zur Verfügung stehenden Mitteln deutlich verringert werden, stellt die Mobilitätsorganisation VCÖ fest. Neben der Reduktion des Verkehrsaufwands, der Verlagerung auf die Schiene und auf bewegungsaktive Mobilität ist dabei auch der Einsatz von effizienten Antrieben zentral.
“Der Verkehr ist ein Brennpunkt mehrfacher Energieprobleme: Er benötigt insgesamt zu viel Energie und der Anteil des Erdöls als Energiequelle ist extrem hoch. Derzeit wird viel Energie verschwendet. Wenn wir mit der Energie besser haushalten, erreichen wir nicht nur schneller die Klimaziele, sondern sind auch bei der Energiewende erfolgreicher”, fasst VCÖ-Expertin Lina Mosshammer die Ergebnisse einer aktuellen VCÖ-Analyse zusammen.
Die aktuellsten Daten der Statistik Austria beziehen sich auf das Pandemiejahr 2021. Die Steiermark benötigte insgesamt eine Energiemenge von fast 191 Petajoule. Den größten Energiebedarf aller Sektoren hatte die Industrie mit fast 75 Petajoule, vor dem Verkehr, der rund 53 Petajoule benötigte. Der Energiebedarf des Verkehrs war damit fast fünfmal so hoch wie jener des Dienstleistungssektors und fast 13 Mal so hoch wie jener der Landwirtschaft, verdeutlicht der VCÖ. Vor der Pandemie, im Jahr 2019, benötigte der Verkehr mit 59,6 Petajoule 32 Prozent von Steiermarks Energiebedarf.
Innerhalb des Verkehrssektors verbrennt der Kfz-Verkehr über 90 Prozent der Energie, der Schienenverkehr benötigt nur knapp mehr als ein Prozent des Energiebedarfs des Verkehrs. Während die Bahn pro Tonnenkilometer lediglich 0,03 Kilowattstunden benötigt, benötigen Lkw im Schnitt mit umgerechnet 0,27 Kilowattstunden neun Mal so viel Energie. “Sowohl für den Gütertransport als auch für die Personenmobilität ist die Bahn nicht nur klimaverträglicher, sondern auch energiesparender als Lkw und Pkw. Mit der verstärkten Verlagerung auf die Schiene kann der Energiebedarf des Verkehrs deutlich reduziert werden”, nennt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer einen wichtigen Pfeiler einer erfolgreichen Energiewende.
Ein weiteres großes Potenzial für das Energiesparen in der Mobilität liegt in der bewegungsaktiven Mobilität: Jede zehnte Autofahrt ist in fußläufiger Distanz, vier von zehn Autofahrten sind kürzer als fünf Kilometer, sechs von zehn kürzer als zehn Kilometer. Nicht alle, aber viele kürzere Autofahrten können auf das Fahrrad oder das immer stärker verbreitete Elektro-Fahrrad verlagert werden. “Wer das Fahrrad möglichst oft als Verkehrsmittel nutzt, kommt auf eine regelmäßige Portion gesunde Bewegung und stärkt die eigene Gesundheit”, weist VCÖ-Expertin Lina Mosshammer auf einen weiteren Nutzen hin. Der Ausbau der Rad-Infrastruktur ist dafür zentral. Gemeinden und Städte können zudem mit ihrer Verkehrsplanung die Bedingungen zum Radfahren im Ort verbessern. Durch den Einsatz von Cargo-Bikes kann das Fahrrad auch im innerörtlichen Lieferverkehr einen Beitrag zum Energiesparen leisten.
Weiters kann durch eine verkehrssparende Siedlungsentwicklung mit einer Stärkung der Ortskerne statt Zersiedelung der Energiebedarf des Verkehrs reduziert werden. “Zersiedelung führt zu deutlich längeren Distanzen, der Verkehrsaufwand für die alltäglichen Wege nimmt stark zu. Gemeinden und Städte, die ihre Ortskerne und die Nahversorgung stärken, tragen dazu bei, dass die Bevölkerung für die Alltagserledigungen weniger Kilometer zurücklegen müssen und diese dadurch häufiger energiesparend zu Fuß oder mit dem Fahrrad erledigen können”, verdeutlicht VCÖ-Expertin Mosshammer.
Viel Energie kann zudem durch energieeffiziente Antriebe gespart werden. Am energieeffizientesten sind Elektromotoren. Während Benzin- und Diesel-Pkw laut Umweltbundesamt im Schnitt pro 100 Personenkilometer umgerechnet 58 Kilowattstunden benötigen, sind es bei E-Pkw im Schnitt mit 18 Kilowattstunden um zwei Drittel weniger. Auch im Vergleich zu den zuletzt viel diskutierten E-Fuels ist die Energiebilanz von Elektroautos deutlich besser. 58 Windräder können die Energiemenge erzeugen, die 100.000 Elektroautos mit einer Jahresfahrleistung von 15.000 Kilometer benötigen. Würden die Pkw mit E-Fuels fahren wären mit 550 Windrädern rund neun Mal so viele nötig.
Weitere Faktoren, die den Energiebedarf bei Pkw beeinflussen: Größe, Motorisierung und Geschwindigkeit. “Übergewichtige und übermotorisierte Modelle treiben den Energiebedarf in die Höhe. Mit schlankeren Modellen und dem Motto “gleiten statt rasen” kann die Energiebilanz beim Autofahren deutlich verbessert werden”, erinnert VCÖ-Expertin Lina Mosshammer.