Grünes Licht aus dem Lager: ganzjährig Kartoffeln aus heimischem Anbau

Noch warten die ersten österreichischen Frühkartoffeln am Feld auf ihre Ernte, die gewöhnlich ab Ende Mai beginnt. Bis es so weit ist, steht es um die Verfügbarkeit von heimischen Lagerkartoffeln besser als letzten Herbst gedacht.

Obwohl sich im Herbst des Vorjahres ein anderes Bild gezeigt hat, sollten die heimischen Lagerbestände auch heuer bis zur Ernte der ersten Heurigen ausreichen. Der Grund für die Besorgnis im vergangenen Jahr waren Trockenperioden und ein vermehrter Drahtwurmbefall.  Die dadurch bedingten Ernteverluste ließen eine Gefährdung der durchgehenden Deckung des Bedarfs an heimischen Kartoffeln befürchten.

Österreichische Kartoffeln ganzjährig verfügbar

Zuletzt lag unser Jahresverbrauch pro Kopf bei durchschnittlich 55 Kilogramm der Knollen. Das stärkehaltige Gemüse ist ganzjährig aus österreichischem Anbau verfügbar. Dennoch stammten die sogenannten „Heurigen” in den vergangenen Jahren nicht immer von heimischen Feldern. So waren im Frühjahr immer wieder importierte Frühkartoffeln aus Ländern wie Ägypten oder Israel in den Supermärkten zu finden. Mittlerweile setzt der Lebensmitteleinzelhandel vollständig oder annähernd vollständig auf regionale Ware.

Kein Griff zu Importware nötig

Anita Kamptner, Geschäftsführerin der Interessengemeinschaft Erdäpfelbau, schätzt die derzeitige Lage wie folgt ein:

„Mitte Februar wurden die ersten Frühkartoffeln in Österreich gelegt – wenn die kommenden Wochen mild verlaufen und wir von Spätfrösten verschont bleiben, dann werden unsere heimischen Betriebe rechtzeitig Heurige ernten können. Bis dahin reichen die Lagerbestände der letztjährigen Ernte aus heutiger Sicht aus. Ein Griff zu importierten Kartoffeln wird also nicht nötig sein.”

2022 wurden in Österreich 686.223 Tonnen Kartoffeln für sämtliche Verwendungszwecke geerntet, 2021 waren es rund 80.000 Tonnen mehr. Es ist aber zu erwarten, dass das Angebot trotz der geringeren Ernte auch heuer die Nachfrage decken wird. Maria Fanninger, Mitbegründerin des Vereins Land schafft Leben:

„Es ist genial, dass wir das ganze Jahr über zu österreichischen Kartoffeln greifen können – einem preiswerten Superfood, das uns ganzjährig mit Vitamin C versorgt. Decken wir unseren Bedarf mit Kartoffeln aus heimischen Lagern, geben wir mit jedem Griff ins Regal einen Produktionsauftrag für die nächste Saison, und sichern damit die Versorgung mit diesem Lebensmittel aus regionalem Anbau.”

Kartoffeln sind seit Jahrhunderten ein wertvoller, gesunder Kohlenhydratlieferant und sättigen uns nachhaltig. Die vor wenigen Jahren aufgekommene Diskussion um Acrylamid und Pommes-Verordnung tut dem keinen Abbruch. Dass die Bauern jene optisch makellosen Kartoffeln ernten können, die wir Konsumenten wollen, ist keinesfalls selbstverständlich. Erzfeind der Kartoffel ist der Drahtwurm. Er kann die Ernte ganzer Felder zunichte machen, wie das Jahr 2018 gezeigt hat. Weil immer mehr Pestizide wegen potenzieller Umweltschäden verboten werden, müssen die Bauern häufig tatenlos zusehen, wie sich tierische und pilzliche Schaderreger über die Kartoffeln freuen. Bio kommt doch auch ohne aus? Könnte man meinen.

Bio darf keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel verwenden, aber giftige Mittel, das aus der Natur kommt. Besonders in feuchten Jahren haben Bio-Bauern dennoch deutlich geringere Erträge. Bei konventionellen und Bio-Speisekartoffeln ist die Toleranz der Konsumenten gering, wenn es um Schäden geht. Gut, dass es da noch die Stärkeproduktion gibt. Das Stärke-Werk in Gmünd verarbeitet jede dritte österreichische Kartoffel zu unzähligen Produkten, aus denen nicht nur Lebensmittel werden. Der internationale Preisdruck ist bei Kartoffeln nicht so groß wie bei anderen Lebensmitteln. Der Transport ist ein Faktor, weil ein Kilo Kartoffeln relativ wenig kostet. Nach einem schlechten Erntejahr sind wir auf Importe angewiesen. Im Frühjahr leeren sich dann die heimischen Lager und Kartoffeln aus Ägypten und Israel landen in den Regalen.

Ein gesundheitlicher Aspekt ist Acrylamid, seit Forscher erkannt haben, dass es wahrscheinlich krebserregend ist. Es entsteht, wenn wir es beim Braten, Backen und Frittieren zu sehr übertreiben. Für die Aufbewahrung und Verarbeitung von Kartoffeln daheim geben wir viele wertvolle Tipps.

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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