VCÖ: Frauen sind in Summe sicherer mobil und verursachen weniger Unfälle

Das Mobilitätsverhalten der Frauen ist  in Summe sicherer als jenes der Männer, sowohl für die Frauen selber als auch für die anderen Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse im Vorfeld des internationalen Frauentags zeigt. In der Steiermark kamen seit dem Jahr 2019 rund dreimal so viele Männer bei Verkehrsunfällen ums Leben wie Frauen. Nach wie vor leisten Frauen deutlich mehr “Mobility of Care” als Männer. Die Teilzeitquote ist in der Steiermark bei Frauen viereinhalbmal so hoch wie bei Männern. Auf die sich daraus ergebenden Anforderungen an das Mobilitätsangebot ist stärker Rücksicht zu nehmen, stellt die Mobilitätsorganisation VCÖ fest.

“Wären Männer so sicher mobil wie Frauen, dann wäre die Zahl der Verkehrstoten in der Steiermark fast nur halb so hoch”, fasst VCÖ-Expertin Lina Mosshammer eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zusammen. In den Jahren 2019 bis 2021 kamen 39 Frauen bei Verkehrsunfällen in der Steiermark ums Leben, die Zahl der tödlich verunglückten Männer war mit 135 dreieinhalbmal so hoch. Im Vorjahr starben in den ersten elf Monaten in der Steiermark 20 Frauen und mit 48 zweieinhalb Mal so viele Männer im Straßenverkehr.

Österreichweite Daten zeigen, dass Frauen in Summe auch weniger Verkehrsunfälle mit Personenschaden verursachen als Männer. Auf Basis der Erhebungen der Polizei haben laut Statistik Austria bezogen auf alle Verkehrsmittel im Jahr 2021 insgesamt 10.088 Frauen einen Verkehrsunfall mit Personenschaden in Österreich verursacht. Von Männern wurden mit 21.360 doppelt so viele Unfälle verursacht. Auch im Jahr 2020 verursachten Männer mit 20.175 doppelt so viele Verkehrsunfälle mit Personenschaden wie Frauen (9.287), berichtet der VCÖ.

Unterschiede gibt es beim Mobilitätsverhalten, wie die VCÖ-Analyse von Mobilitätserhebungen zeigt. Frauen sind in Summe häufiger zu Fuß unterwegs als Männer, lenken etwas seltener ein Auto und fahren deutlich seltener mit dem Motorrad. Der Öffentliche Verkehr wird ähnlich häufig genutzt. Das Fahrrad wird in Regionen und Kleinstädten von Frauen und Männern in einem sehr ähnlichem als Verkehrsmittel genutzt.

In den großen Städten wie Graz fahren Frauen weniger mit dem Fahrrad als Männer, weist der VCÖ auf die aktuellste Mobilitätserhebung für Graz hin. Frauen fahren in Summe 18 Prozent ihrer Alltagswege mit dem Fahrrad, Männer 22 Prozent. Umgekehrt beim Gehen, das bei Frauen von 23 Prozent hat und bei Männern von 19 Prozent. Und während Männer 15 Prozent ihrer Alltagswege mit Öffis zurücklegen, ist der Anteil bei Frauen mit 21 Prozent deutlich höher. Gleichzeitig nutzen Frauen seltener das Auto (38 Prozent der Alltagswege) als Männer (44 Prozent). Aber im Jahr 2013 legten Männer in Summe noch 52 Prozent der Alltagswege mit dem Auto zurück. “In Summe ist das Mobilitätsverhalten der Frauen klimaverträglicher, das erfreuliche ist, dass in Graz auch bei den Männern der Anteil der autofreien Mobilität zuletzt deutlich gestiegen ist”, stellt VCÖ-Expertin Mosshammer fest.

Große Unterschiede gibt es bei den Mobilitätszwecken, wie Daten für ganz Österreich zeigen. Frauen erledigen um zwei Drittel mehr Einkaufswege und sogar um rund drei Viertel mehr Hol- und Bringwege als Männer. “Die speziellen Anforderungen, die “Mobility of Care” mit sich bringt, werden derzeit in der Verkehrsplanung viel zu wenig berücksichtigt”, erklärt VCÖ-Expertin Lina Mosshammer. Mobility of Care ist die Mobilität im Zusammenhang von Betreuung und Begleitwegen etwa mit kleinen Kindern oder pflegebedürftigen Personen. Außerhalb der großen Städte sind dabei tagsüber mangelnde öffentliche Verkehrsverbindungen häufig ein Problem.

Das trifft Frauen auch bei ihren Arbeitswegen stärker. In der Steiermark beträgt die Teilzeitquote bei Frauen 51 Prozent und ist damit viereinhalb Mal so hoch wie bei Männern mit rund elf Prozent. Wenn öffentliche Verkehrsverbindungen vor allem auf die klassischen Pendelzeiten von Vollzeitjobs abgestimmt sind und es tagsüber weniger Angebote gibt, dann sind Frauen davon stärker betroffen, macht der VCÖ aufmerksam.

Deshalb sind auf tagsüber und zu Tagesrandzeiten häufige Bahn- und Busverbindungen wichtig, betont der VCÖ. Die vielfältigen Mobilitätsmuster der heutigen Zeit sind in der Verkehrsplanung stärker zu berücksichtigen. “Der Anteil von Frauen in der Verkehrsplanung ist zu erhöhen, ebenso insgesamt die Mitbestimmung bei Planungsprozessen in den Gemeinden, Bezirken und Städten. Das derzeitige Verkehrssystem schränkt die selbständige Mobilität vieler Menschen ein. Wir brauchen ein inklusives Verkehrssystem, das sowohl Kindern und älteren Menschen, als auch für Menschen mit Behinderung mehr selbständige Mobilität ermöglicht”, stellt VCÖ-Expertin Mosshammer abschließend fest.  

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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