Bad Mitterndorf: Das Summen und Brummen wieder hören

Mit vollem Einsatz gegen die Klima- und Biodiversitätskrise

Johanna Marchner aus Bad Mitterndorf bewirtschaftet 20 Hektar Land und führt eine biologische Mutterkuhhaltung. Als ausgebildete Sozialpädagogin ist sie durch ihre Schwiegereltern zur Landwirtschaft gekommen. Die Quereinsteigerin ist Vorbild, wenn es um biodiversitätsfördernde Bewirtschaftung in der Land- und Forstwirtschaft geht.

Im steirischen Salzkammergut befinden sich der Bio-Bauernhof von Johanna Marchner. Die 20 Hektar große Betriebsfläche teilt sich auf in Waldfläche, Hutweiden, Grünland für Futter und einen Streuobstanger. In ihrem gesamtheitlichen Wirken und Tun trägt Marchner ein möglichst naturnahes Wirtschaften vor Augen. Ausschlaggebend dafür war ein Schlüsselerlebnis vor einziger Zeit im Hochsommer: „Ich bin auf einem Stamm in meiner Wiese gesessen, es war ein herrlicher Sommertag, und irgendetwas fehlte mir. Irgendetwas stimmte nicht. Bis ich draufgekommen bin, dass hier eine Totenstille herrschte.“ Es war das Summen und Brummen der Insekten, das fehlte. „Wir sind doch ein Bio-Betrieb, was ist da im Gange?“ fragte sich die Steirerin. Der Grundstein einer erfolgreichen biodiversitätsfördernden Bewirtschaftung wurde gelegt.

(C) Johanna Makowski

Klimafit im Wald und auf der Wiese

Um Insekten ein ausreichendes Nahrungsangebot sowie Brutplätze anbieten zu können, bleiben zahlreiche Disteln auf den artenreichen Hutweiden stehen. „Wir sind im Laufe der Jahre draufgekommen, dass diese Disteln als Brut- und Nahrungsplätze von verschiedenen Insektenarten genutzt werden. Und wir lassen eine gewisse Anzahl stehen, um den Insekten etwas zu bieten“, erklärt Marchner. Besteht die Gefahr, dass die Disteln überhandnehmen, wird geschwendet, um ausreichen Weideland für ihre Kühe zu erhalten. Auch bei der Wahl der Fleckviehrasse stehen Biodiversität und Klimaschutz im Fokus. „Ich möchte meinen Betrieb klimafit machen, deswegen wird unsere Herde sukzessive in eine reine Bergschecken-Herde umgewandelt“. Die Ennstaler Bergschecke ist eine alte, hochgefährdete Rasse, die besonders anpassungsfähig ist. Die Tiere sind genügsam und verbrauchen in ihrem Wachstum weniger Wasser und Grünfutter. Auch der Wald soll in Zukunft klimafit gemacht werden, wofür die Landwirtin bereits Pläne geschmiedet hat. Der derzeitige Fichtenbestand wird in einen Mischbestand umgewandelt und der Waldsaum naturnah aufgebaut. Das bietet Schutz bei Stürmen und gleichzeitig Lebensraum für Nützlinge.

(C) Johanna Makowski

Wissen weitergeben

Johanna Marchner ist ausgebildete Sozialpädagogin und versucht die Biodiversitäts- und Klimaschutzorientierung, die sie auf ihrem Betrieb umsetzte, mit Schulprojekten und Vorträgen zu vermitteln. Im Herbst 2022 wurde Johanna Marchner zur Farming for Nature Biodiversitätsbotschafterin ausgezeichnet. Farming for Nature wurde in Irland im Jahr 2018 mit dem Ziel ins Leben gerufen, die breite Öffentlichkeit, aber auch Bäuerinnen und Bauern zu inspirieren, mit kleinen Schritten Großes zu bewirken. Geschichten von Bäuerinnen und Bauern, die durch innovative Maßnahmen ihre Flächen biodiversitätsfördernd bewirtschaften und gleichzeitig erfolgreich ihren Lebensunterhalt erwirtschaften, sollen Mut machen, einfache und praktische Lösungen für die Klima- und Biodiversitätskrise umzusetzen. Seit 2021 ist Österreich Teil des internationalen Farming for Nature Netzwerks. „Wir wollen mit diesem Projekt jenen Bäuerinnen und Bauern eine laute Stimme geben, die eine moderne Landwirtschaft mit dem Schutz der Natur in Einklang bringen“, sagt Wolfgang Suske, Projektleiter Farming for Nature Österreich.

Mehr Informationen zu Farming for Nature Österreich: www.farmingfornature.at

Kontakt: info@farmingfornature.at

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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