Vor den Vorhang: Jarno Bor von Service 24 ist ARF – Unternehmer der Woche

Das Ausseer Regionalfernsehen setzt die Serie mit dem Titel “UnternehmerIn der Woche” fort. Viele Personen kennen zwar die Betriebe, die von diesen Persönlichkeiten geführt werden, aber nicht unbedingt Näheres zu ihrem Werdegang und zu ihren Werthaltungen.

Diesmal stellen wir Jarno Bor vor, der in Altaussee das “Service 24” führt.

Können Sie Ihren bisherigen Lebensweg kurz darstellen?

Ich wurde in den Niederlanden geboren – als Kind war ich schon immer vom Skispringen fasziniert. Seit 1984 waren wir Stammgäste in Bad Mitterndorf, wo ich durch Hilfe von Hubert Neuper mein Talent als Skispringer entdecken durfte. Dies führte zur Aufnahme in die Nationalmannschaft des Skispringens der Niederlande. Meine Freundschaft mit Hubert Neuper wurde immer stärker und 1996 startete ich in Bad Mitterndorf als Skilehrer in der Skischule Hubert Neuper. Dort lernte ich von Hupo enorm viel über die Betreuung von Gästen/Kunden. 1998 kaufte ich den Campingplatz „Grimmingsicht” in Bad Mitterndorf, den ich bis 2008 führte. Dort lernte ich meine Frau Stephanie kennen.

Seit 2003 arbeite ich bei der Service 24 Notdienst GmbH in Altaussee, wo ich 2006 für das Auslandsgeschäft verantwortlich wurde und seit 01.01.2018 mit meiner Kollegin Irmgard Singer die Geschäftführung ausübe. Seit 2021 haben wir einen Zusammenschluss mit dem ADAC Truckservice aus Deutschland, der nun seit 01.01.2022 den europäischen Marktauftritt der beiden Unternehmen (Service 24 und ADAC Truckservice) übernommen hat. Auch in dieser Firma bin ich als CEO tätig.

Wie groß ist Ihr Betrieb?

In Altaussee haben wir derzeit gut 50 Kolleg:innen in verschiedenen Bereichen – Notruf, Faktura/Buchhaltung, Vertrieb und Kundenbetreuung. Das Team in Altaussee betreut neben Österreich auch alle Fälle in Europa – die Betreuung von (Not-)Dienstleistungen, Kunden, internationale Rechnungslegung und Strategien wird zentral von Altaussee aus durchgeführt. Neben Altaussee haben wir sogenannte „Satelliten”(= externe ServiceCenter) in Polen, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Bosnien. Hier sind aktuell gut 60 Kolleg:innen für die Sprachen- und Fallbetreuung von ausländischen Kunden zuständig. West-Europa wird mit Hilfe von Partnern in den verschiedenen Ländern betreut.

Was ist Ihre Motivation, Unternehmer zu werden, gewesen?

Ich glaube nicht, dass man Motivation bekommt, sondern, Unternehmer zu sein, muss bereits in einem „schlummern”. Ich stamme aus einer großen Familie mit internationalen Tätigkeiten, was mein selbständiges Denken und Handeln sicher gefördert hat. Und Niederländer sind ja bekannt für Ihr „Handelsgespür” und ihren Unternehmensgeist 😉.

Welche Eigenschaften muss Ihrer Meinung nach ein Unternehmer haben?

Unternehmer zu sein heißt, dass man Bravour, Mut, Vertrauen und vor allem Integrität als Eigenschaften haben muss. Aber die Umsetzung verlangt ein starkes Team, und in Altaussee haben wir das beste Team von allen. Als starke Einheit treten wir seit über 40 Jahren am Markt auf – und haben uns einen hervorragenden Ruf als (Not-) Dienstleister machen können. Henry Ford sagte mal: „„Wenn alle gemeinsam vorankommen, dann stellt sich der Erfolg von selbst ein.”

Was sind Ihre wichtigsten unternehmerischen Entscheidungen gewesen?

In unserem Unternehmen sind viele Entscheidungen wichtig – unser ehemaliger Chef und Visionär Rainer Tuppinger ist ein großartiger Stratege – er gab mir die Möglichkeit, schon 2006 eine internationale Vertriebsstruktur aufzusetzen, welche heute sicherlich eines der wichtigsten Entscheidungen war. Den Mut zu haben, an europäischen Ausschreibungen wie EuroShell, Continental, OMV, IVECO, Mercedes-Benz und vielen anderen globalen Unternehmen teilzunehmen, war extrem wichtig. Denn durch das Gewinnen von solchen Kunden konnten wir zu dem Unternehmen wachsen, das wir heute sind. Seit 2018 haben meine Kollegin und ich einige Entscheidungen getroffen – teils positive, teils negative Entscheidungen. Im ersten Coronajahr war es essentiell, Entscheidungen zu treffen, die für ein Fortbestehen des Unternehmens sehr wichtig waren. So haben wir die Anzahl von Satelliten im Ausland reduziert und Sprachen in Kompetenzcentern zusammengefügt. Es stand immer im Fokus, die Arbeitsplätze in unserem schönen Ausseerland zu sichern. Definitiv eine wichtige Entscheidung war es auch, die mit dem ADAC aufgesetzte, neue Firma mit dem Namen „24/7 GmbH” zu gründen. Denn Service 24 ist nicht nur Gesellschafter dieses Unternehmens, sondern auch Dienstleister für europäische Leistungen, was die Zukunft des Teams in Altaussee bestmöglich sichert.

Was kommt in Zukunft auf Ihre Branche zu? Welche Entwicklungen sehen Sie?

Unsere Branche steht derzeit stark unter einem hohen Preisdruck – Energiekosten, Materialknappheit und die wankelnde Liquidität von Transportunternehmen sind eine große Herausforderung. Aber aus jeder Krise kann ein gut geführtes Unternehmen, mit Zusammenhalt und einem guten Team, langfristig nur stärker werden. Die Digitalisierung ist ein wichtiger Punkt – von Telearbeit zu Hause (diese ist vor allem während Coronazeiten essentiell gewesen!) über die digitale Beauftragung bis zum Informationsaustausch im Notruf wird vieles mittelfristig eine wichtige Rolle spielen. Wir sind aber gut gerüstet!

Was soll der Staat an Rahmenbedingungen verändern?

Eine gute Frage – grundsätzlich sehe ich unser Unternehmen jedoch als innovativ, flexibel und finanziell sehr stabil – wir schaffen unsere eigene Zukunft selbst und dürfen uns nicht auf dem Staat ausruhen. Ich glaube, das ist sehr wichtig. Dennoch kann der Staat unterstützen – was ich im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sehe, ist, dass Österreich eine sehr hohe Lohnsteuer einhebt. Wir müssen global die Kompetenz behalten, die wir heute haben – und Österreich als Wirtschaftsstandort weiterhin deutlich fördern. Es gibt viele Ansätze, aber ein wichtiger Ansatz wäre m.E. die Senkung der Lohnsteuer – Angestellte und Arbeiter haben dadurch mehr Gehalt zur Verfügung, was die Kaufkraft stärkt – Unternehmer werden dadurch auch entlastet. Natürlich ist die Lage nicht so schwarz-weiß, wie ich sie hier beschreibe, aber es wäre ein möglicher Ansatz.

©Jarno Bor

Über den Autor

Dr. Rainer Hilbrand
Medieninhaber u. Geschäftsführer

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