Das Ausseer Regionalfernsehen setzt die Serie mit dem Titel “UnternehmerIn der Woche” fort. Viele Personen kennen zwar die Betriebe, die von diesen Persönlichkeiten geführt werden, aber nicht unbedingt Näheres zu ihrem Werdegang und zu ihren Werthaltungen.
Diesmal stellen wir Wilfried Temmel vor, der – zusammen mit seiner Ehefrau Heike – das Kurcafé-die Konditorei Lewandofsky – Temmel führt.
Kannst du deinen bisherigen Lebensweg kurz darstellen?
Ich bin 1963 geboren, im elterlichen Gasthaus in St. Andrä im Sausal groß geworden, musste als kleines Kind schon immer mitarbeiten und war eigentlich seit Kindheit an voll in Geschäft im Kirchenwirt. Dort hatten wir viele Einheimische als Gäste, auf die wir uns voll konzentriert haben, und das war das Wichtigste.
Danach Volks- und Hauptschule, Kochlehre in Graz, LAP mit Auszeichnung, danach einige Saisonen in Tirol. Mit 22 Jahren hatte ich bereits einen Job als Küchenchef in Hintertux, ich war sehr jung für diese Aufgabe.
Später bin ich zu meinem Bruder als Koch in sein Gasthaus gekommen, danach sind wir eine Partnerschaft eingegangen und haben einige Eissalons in Graz eröffnet bzw. Kaffeehäuser – z.B. das Operncafe, wo ich auch bereits die Geschäftsführung innehatte.
1995 ging mein Bruder nach Amerika, und er stellte die Frage, ob ich mitgehe. Wir haben viele Ideen umgesetzt, z.B. in Santa Monica einen Eissalon eröffnet bzw. ein Restaurant mit Eisbetrieb. In Venice war eine von 20 Eisdielen von uns.
Für Arnold Schwarzenegger haben wir sein Restaurant „Schatzi“ geführt. Wir sind nicht nach Amerika gegangen, um Restaurants zu führen, sondern wir wollten Eis verkaufen. Wir haben dann eine Eisfabrik gekauft und begonnen, Industrieeis für die Supermärkte zu machen. Dies bis zum heutigen Tag. Aber 2006 habe ich mit meiner Frau entschieden, dass wir wieder zurückgehen nach Österreich und haben drüben die Partnerschaft aufgegeben. Herüben haben wir dann das Landhauscafe gegründet, eröffnet und ein Jahr geführt. Dann haben wir das Angebot bekommen, nach Bad Aussee zu übersiedeln. Das haben wir gerne angenommen, weil das Lewandofsky für mich wirklich eine Herausforderung und ein schöner Betrieb war mitten in Bad Aussee. Das führen wir jetzt seit 2007.
In Bad Aussee fühlen wir uns pudelwohl, hier mögen uns die Leute sehr gerne, auch viele Einheimische, die uns ständig besuchen. Ein toller Betrieb.
Wie groß ist dein Betrieb, wieviele Mitarbeiter hast du?
Unser Betrieb hat saisonal verschiedene Auslastungen. Wir haben im Sommer zwischen 20 und 25 Beschäftigte, im Winter zwischen 7 und 8. Im Schnitt 13 bis 15 Leute.
Eine wichtige Rolle spielt auch deine Frau die im intensiv Betrieb mitarbeitet.
Absolut- ohne meiner Frau ginge es sowieso nicht. In einem Familienbetrieb müssen beide am gleichen Strang ziehen. Da bin ich sehr stolz auf sie und sie hat einen maßgeblichen Anteil an unserem Erfolg.
Wo hast du sie kennen gelernt?
Eine lustige Geschichte: 1995, wie ich nach Amerika überrsiedelt bin, um meinen Bruder Charly zu unterstützen, bin ich am Flughaben in Los Angeles angekommen, alle meine Koffer waren verschwunden. Ich habe dies beim Schalter gemeldet – da stand plötzlich meine künftige Frau vor mir…..
Was war deine Motivation Unternehmer zu werden?
Ganz klar. Erstens hat es nichts anders gegeben, ich bin in einem Gasthaus groß geworden, die Eltern waren selbständig, Charly war selbständig, für mich war es immer das Ziel, selbständig zu sein, der Chef zu sein und etwas bewegen zu können. Ich habe gewusst, ich kann´s. Du musst Visionen haben, etwas wollen, du willst nicht immer am gleichen Platz stehen. Du musst auch ein Risiko eingehen können und an dich selber glauben – das war eigentlich der Hauptgrund.
Welche Eigenschaften muss, deiner Meinung nach, ein Unternehmen haben? Du hast schon erwähnt Bereitschaft zum Risiko, etwas bewegen zu wollen – gibt es darüber hinaus welche?
Ich finde, dass es ganz wichtig ist, dass man ein fairer, ehrlicher und anständiger Bürger ist. Das gehört einfach dazu. Und fleißig musst du sein und es wirklich, wirklich wollen – Kompetenz ist natürlich Voraussetzung. Fairness und Ehrlichkeit sind für mich ganz wichtig in so einem Betrieb, weil es um die Angestellten, um die Gäste geht – da muss man einfach dazu stehen und mit ihnen fair umgehen und schauen, dass gute Arbeitsplätze geschaffen werden, dass es ein gutes Arbeitsklima gibt und da ist der Chef maßgeblich beteiligt.
Stunden zählen gehört wahrscheinlich nicht zu deinen Hauptaufgaben?
Überhaupt nicht, wir machen sehr viele Stunden. Wir haben in den ersten 10 Jahren, in denen ich hier in Bad Aussee war, überhaupt keinen Urlaub gemacht. Wir waren immer im Geschäft, und jetzt, auf Grund meines Sohnes Leopold, schauen wir schon, dass wir uns Freizeit nehmen und sie gemeinsam mit ihm verbringen.
Du hast viele unternehmerische Entscheidungen in deinem Leben getroffen seit du seit 2006 hier in Bad Aussee bist. Was war die wichtigste?
Meine wichtigste Entscheidung war, aus den USA wieder zurück nach Österreich zu kehren. Alles da drüben aufzugeben und in Europa neu anzufangen. Ich habe ein erfolgreiches Geschäft aufgegeben. Seit ich in Bad Aussee bin, war es für mich das Wichtigste – die Einheimischen sind die, die den Betrieb stützen, auf die du schauen musst, mit denen du gut umgehen musst und dass sie eine gute Qualität bekommen, dass man einfach ein Teil des Ausseerlandes ist oder wird. Ein tolle Sache auch die Auszeichnung, die wir vom Lande Steiermark bekommen haben. Wir sind der einzige Gastronomiebetrieb hier heroben, der das Landeswappen tragen dürfen. Darauf bin ich sehr stolz.
Heike, du hast deinen Mann auf einem kleinen Flughafen, kennen gelernt. Wie ist dies nach deiner Sicht zugegangen? Wilfried hat die Koffer gesucht….
JA, das war natürlich aufregend für ihn, dass die Koffer weg waren und er war erstmal sehr entsetzt, aber ich habe ihn erstmal runter geholt. Liebe auf den 1. Blick – wir konnten Telefonnummern austauschen, ohne Hintergedanken….. Ich selbst war in Deutschland Kindergärtnerin. Ich wollte aber ein Auslandsjahr machen und Land & Leute kennen lernen und so bin ich als Aupairmädchen in die USA gekommen.
Dein Mann hat dich schon sehr gelobt – macht es dir Spaß, im Betrieb mitzuarbeiten?
Ja, sehr sehr viel Spaß, weil wir alle ein sehr gutes Team sind, gut zusammen arbeiten und auch viele nette Gäste haben. Mit Menschen zu arbeiten, macht sehr viel Spaß. Bedienen, servieren, Wünsche erfüllen.
Wilfried: Welche Entwicklungen siehst du auf Dich zukommen:
Also ich muss dir sagen, ich sehe die Wirtschaft nach wie vor sehr positiv. Es wird aber schwieriger werden, vieles wird sich verändern. Ich glaube, dass heutzutage die Führungsqualität in einem Betrieb enorm wichtig ist, und ich glaube, dass gut geführte Betriebe es auf jeden Fall schaffen werden. Wir sind eine tolle Region, sie wird von Touristen und Besuchern gerne angenommen. Je schwieriger es wird, desto mehr Leute bleiben in Österreich. Dadurch sehe ich eine positive Zukunft, ich mache mir keine Sorgen. Allerdings ist, wie gesagt, Qualität ganz, ganz wichtig.
Ja, Mitarbeiter zu bekommen, das ist ein großes Problem geworden. Es hat sich in den letzten Jahren abgezeichnet, dass wir ein Problem kriegen. Heuer ist es eigentlich ein Super-GAU würde ich sagen, weil man überhaupt niemanden mehr bekommt. Österreicher ganz wenige, ebenso Einheimische aus der Region sehr wenige, und es war noch nie so schwer wie heuer. Wir brauchen Personal.
Was soll denn der Staat an Rahmenbedingungen verändern?
Eines der größten Probleme sind die Lohnnebenkosten. Ich habe hier z.B. nur ein Beispiel: Du gibt dem Personal 100 Euro mehr, hast aber 20 – das sind 2000 Euro. Inklusive Nebenkosten sind es 4.000 Euro und das Ganze mal 14 Monate, dann sind wir bei 50.000 Euro, die du rein netto mehr verdienen musst. Also, das geht sich hinten und vorne sehr schwer aus. Ich glaube, dass die Lohnnebenkosten gesenkt werden müssen und die Steuern natürlich sowieso, jetzt, in dieser Situation. Vorher war es ja egal, aber jetzt ist es ganz wichtig, dass man die Betriebe unterstützt. Nicht nur das Gastgewerbe, in vielen anderen Gewerben ist es völlig gleich.










