Eigentlich hatten Präsidentin Christine Lagarde und ihre Kollegen aus dem EZB-Rat vor der Sitzung am Donnerstag deutliche Signale für eine Straffung der Geldpolitik gegeben. Im Februar schloss die Notenbankchefin auch eine Zinserhöhung in diesem Jahr nicht mehr aus, die sie zuvor noch weit von sich gewiesen hatte. Doch nun ist durch den Krieg in der Ukraine alles anders. Die Energie- und Rohstoffpreise sind drastisch gestiegen. Das dürfte den Inflationsdruck weiter verstärken. Auf der anderen Seite belastet die Krise die konjunkturellen Aussichten. Die EZB steht daher vor einem Dilemma. Entweder sie hält an ihrer lockeren Geldpolitik fest und riskiert, dass eine Lohn-Preis-Spirale in Gang kommt, die bisher noch nicht erkennbar ist. Oder sie steuert gegen, was aber die Wirtschaft zusätzlich belasten dürfte.

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Dr. Rainer HilbrandMedieninhaber u. Geschäftsführer