Stromkennzeichnung in Österreich
Seit 2015 ist jeglicher Strom, der in Österreich verkauft wird, zu kennzeichnen.
„Im Rahmen der Endkundenbelieferung sind Lieferanten verpflichtet, die Primärenergieträger- anteile ihrer Stromlieferungen offenzulegen. Herangezogen wird der sogenannte Versorgermix (gesamte Stromaufbringung des Lieferanten an Endverbraucherinnen und -verbraucher), der auf der Stromrechnung (Jahresabrechnung) und auf Werbe- und Informationsmaterialien dargestellt werden muss.“1
Auf den ersten Blick scheint dies jeglichen Graustrom, also jenen Strom von dem man nicht weiß, in welchem Kraftwerk er produziert wurde, aus dem österreichischen Stromverbrauch zu verdrängen. Bei genauerer Betrachtung ergibt sich aber ein ganz anderes Bild. Die österreichischen Stromerzeuger haben sich darüber hinaus auch freiwillig verpflichtet, keinen als Atomstrom gekennzeichneten Strom zu verkaufen.
Mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) und der Novelle des Elektrizitätswirtschafts- und Organisationsgesetzes (ElWOG) im Sommer 2021 wird die Stromkennzeichnung weiterentwickelt. Dadurch wird in Zukunft auch der Anteil der gemeinsam mit dem Strom gehandelten Herkunftsnachweise ausgewiesen sein.
1. Aus welchen Ländern sind die Stromnachweise?
Laut Stromkennzeichnungsbericht 2021 der E-Control waren 2020 rund 28,13 Prozent der Zertifikate aus dem Ausland und befinden sich damit auf leicht niedrigerem Niveau (31 Prozent), wie 2019. Hierbei handelte es sich zum Großteil um Wasserkraftzertifikate. „Norwegen bleibt weiterhin Hauptlieferant für ausländische Nachweise in Österreich mit 13,02%.“2 Der Großteil der Zertifikate kommt mit 71,87 Prozent aus Österreich.
2. Atomstromfreiheit in Österreich ist nach wie vor ein Märchen
Es ist davon auszugehen, dass die im Ausland gekauften Zertifikate Graustrom, also fossilen Strom oder auch Atomstrom, als Strom aus Erneuerbaren tarnen. Dadurch finden sich noch immer beträchtliche Atomstromanteile im österreichischen Stromverbrauch. Der Anteil des Atomstroms am Graustrom ist schwer abzuschätzen. Daher nimmt die IG Windkraft für diesen Strom einen Atomstromanteil des europäischen Strommixes von 26,7 Prozent an.3 2020 wurden 84 Prozent des Stroms (Gesamtabgabemenge für den Endverbrauch 65,96 TWh) mit Herkunftsnachweisen versehen. 28,13 Prozent davon waren ausländische Zertifikate. Bezogen auf den gesamten Stromverbrauch sind das 23,63 Prozent. Bei einem Atomstromanteil des europäischen Strommixes von 26,7 Prozent ergibt das einen Atomstromanteil am österreichischen Stromverbrauch von 6,32 Prozent.
Berechnet man den Atomstromanteil aus den ausländischen Herkunftsnachweisen, betrug der Atomstromanteil in Summe 6,3 Prozent am österreichischen Stromverbrauch.
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1 https://www.e-control.at/documents/1785851/1811582/E- Control-Stromkennzeichnungsbericht-2020.pdf/1f27276a-9743- 4607-c163-59558b735b42?t=1604916217802
2 https://www.e-control.at/documents/1785851/1811582/E- Control_Stromkennzeichnungsbericht_2021.pdf/aa3761f8- 010d-77db-d328-1de84cb030dc?t=1638530800624
3 Bezugsjahr 2019, als die aktuellste verfügbare Zahl: https://ec.europa.eu/eurostat/statistics- explained/index.php?title=Electricity_generation_statistics_%E2 %80%93_first_results&oldid=498612
