Der letzte Lockdown hat die wirtschaftliche Erholung im Steirerland jäh gestoppt. Eine aktuelle Analyse des Instituts für Wirtschafts- und Standortentwicklung beziffert den volkswirtschaftlichen Schaden für unser Bundesland auf bis zu 100 Millionen Euro pro Woche. „Dieser Keulenschlag trifft uns zu einer Zeit, in der sich die konjunkturelle Dynamik bereits wieder abgeflacht hat“, verweist Regionalstellenobmann Egon Hierzegger auf die Ergebnisse des neuesten Wirtschaftsbarometers. Demnach war der Saldowert beim bisherigen Wirtschaftsklima im Bezirk Liezen schon vor dem Lockdown mit ‑5,3 Prozentpunkte (hat sich verbessert: 39,7 %; verschlechtert: 45,0 %) als unterkühlt zu bezeichnen. „Nun gilt es die Folgen der letzten Schließung zu begrenzen. Der Gesundheitskrise darf keine Wirtschaftskrise folgen, darum braucht es jetzt rasche und unbürokratische Hilfe, die zeitnah am Konto der Betroffenen ankommt“, betont Egon Hierzegger.
Kaum hat sich die steirische Konjunktur von den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie etwas erholt, ist sie auch schon wieder ins Stocken geraten. Und das bereits vor dem aktuellen Lockdown. Hauptgrund dafür waren und sind Probleme bei den Lieferketten, aber auch der fortwährende Arbeits- und Fachkräftemangel, der für jeden künftigen Aufschwung zum Flaschenhals zu werden droht. Dementsprechend fallen die Ergebnisse des steirischen Wirtschaftsbarometers aus, das Ende Oktober bzw. Anfang November seitens der WKO im Rahmen einer Umfrage unter 704 steirischen Unternehmen erhoben wurde. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Saldenwerte durchwegs im positiven Bereich, auch die Erwartungen fielen noch überwiegend zuversichtlich aus. Die Werte im Detail: Der Gesamtumsatz bezifferte sich auf +18,4 Prozentpunkte im Ist-Wert und auf +44,9 Prozentpunkte bei den Erwartungen. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Auftragslage (+24,1 Prozentpunkte Ist-Wert; Erwartungen +25,9 Prozentpunkte), den Investitionen (+19,5 Prozentpunkte Ist-Wert; Erwartungen +2,8 Prozentpunkte) und der Beschäftigung (+11,9 Prozentpunkte Ist-Wert; Erwartungen +18,7 Prozentpunkte). Werte, die sich wohlgemerkt auf die Entwicklung vor dem neuerlichen Lockdown beziehen. „Man kann sagen, dass die Konjunktur im Bezirk Liezen zum Zeitpunkt der neuerlichen Schließung zwar leicht eingetrübt, aber grundsätzlich stabil war. Die Kosten jeder Woche Lockdown beträgt in der Steiermark bis zu 100 Millionen Euro“, betont auch Regionalstellenleiter Christian Hollinger. Ein enormer Schaden, der laut einer aktuellen Analyse des Instituts für Wirtschafts- und Standortentwicklung aber unter dem Österreichschnitt liegt. „Das kommt daher, dass wir in unserem Bundesland überdurchschnittlich viele starke Produktionsbetriebe haben, die von den Folgen des Lockdowns aktuell noch nicht so betroffen sind, wie bei den coronabedingten Schließungswellen zuvor“, ergänzt Christian Hollinger. Aus diesem Grund müsse man jetzt alle Hebel in Bewegung setzen, um die Auswirkungen des letzten Lockdowns zu begrenzen. „Dann könnten sich auch die wirtschaftlichen Langzeitfolgen in Grenzen halten, unsere Betriebe sind wirtschaftlich ja gesund – nur das Umfeld eben nicht“, so der Regionalstellenleiter. Wichtig sei darum, dass die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen jetzt schnell und unbürokratisch erfolgen. Der Gesundheitskrise dürfe keine Wirtschaftskrise folgen. Angesichts der grundsätzlich positiven Konjunkturdaten sei das möglich, wie ein Blick auf das Wirtschaftsbarometer im Detail zeigt.
Die Geschäftsentwicklung in Liezen vor dem Lockdown
UMSATZ. Trotz des pandemiebedingten massiven Wirtschaftseinbruchs hat die Konjunktur in Liezen wieder deutlich an Fahrt gewonnen. Im Herbst 2021 zeigt sich insgesamt ein positives Konjunkturbild, auch wenn die Aufwärtsdynamik durch einige Faktoren (wie z. B. Arbeitskräftemangel, Lieferkettenprobleme, Energiepreise und erneut strengere Covid-Eindämmungsmaßnahmen) gebremst wird. Der Saldo zum bisherigen Gesamtumsatz ist klar positiv und gegenüber der Frühjahresumfrage stark gestiegen: 44,4 % der befragten Unternehmen konnten in den vergangenen 12 Monaten ihren Umsatz steigern, 26,0 % mussten Umsatzrückgänge hinnehmen (Saldo bisher: 18,4 Prozentpunkte). In den kommenden Monaten rechnen 51,8 % mit einer positiven Umsatzentwicklung, 6,9 % gehen von einem Rückgang aus. Der Erwartungssaldo befindet sich mit 44,9 Prozentpunkten auf einem weiterhin hohen Niveau.
Auftragslage. Auch die Auftragslage zeigt ein ähnliches Bild wie der Gesamtumsatz: 49,2 % konnten im heurigen Jahr ihre Auftragssituation verbessern, 25,2 % hatten mit der schwierigen Geschäftslage zu kämpfen. Der bisherige Saldo fällt mit 24,1 Prozentpunkten deutlich höher aus als noch im Frühjahr 2021. Auch die Auftragserwartungen erweisen sich als optimistisch: Der Erwartungssaldo fällt mit 25,9 Prozentpunkten sogar etwas höher aus als im Frühjahr und liegt damit auf solidem Niveau (verbessern: 42,9 %; verschlechtern: 16,9 %).
Preise. Lieferketten- und Logistikprobleme in Kombination mit einer steigenden Nachfrage nach Rohstoffen und Vorleistungen treiben das Preisniveau in die Höhe. Die Preissalden sowohl in Bezug auf die bisherigen als auch in Hinblick auf die erwarteten Verkaufspreise (bisher: 49,3; erwartet: 74,5 Prozentpunkte) befinden sich nach wie vor auf hohem Niveau. Noch ist keine Entspannung in Sicht: Für die kommenden Monate rechnen 79,9 % der befragten Betriebe mit einer weiteren Preiserhöhung und nur 5,4 % gehen von einer Preissenkung aus.
Investitionen. Im vergangenen Jahr blieb die Investitionskonjunktur trotz Wirtschaftskrise robust, was insbesondere auf die Investitionsprämie zurückzuführen ist (Saldo bisher: 19,5 Prozentpunkte). Der Ausblick bleibt im Wesentlichen stabil: 27,0 % rechnen mit einer (weiteren) Ausweitung, fast ebenso viele (24,2 %) mit einem Rückgang ihrer Investitionen (Erwartungssaldo: 2,8 Prozentpunkte).
Beschäftigung. Durch die erhöhte Nachfrage nach Arbeitskräften liegen auch die Beschäftigungssalden im Herbst 2021 klar im positiven Bereich (Beschäftigung bisher gestiegen: 34,1 %; gesunken: 22,2 %; Saldo: 11,9 Prozentpunkte). 29,9 % der Betriebe planen auch künftig eine Personalaufstockung, während 11,2 % mit einem Personalabbau rechnen (Erwartungssaldo: 18,7 Prozentpunkte).
Regionalstellenobmann Egon Hierzegger plädiert für ein aufklärendes und nachvollziehbares Krisenmanagement
Die weitere wirtschaftliche Entwicklung ist untrennbar mit dem weiteren Verlauf der Coronapandemie verbunden. „Gelingt es uns, die vierte Welle nachhaltig zu brechen und eine halbwegs normale Wintersaison sicherzustellen, dann bleiben die wirtschaftlichen Folgen dieses Lockdowns langfristig überschaubar“, ist Egon Hierzegger überzeugt. Darum gelte es jetzt auch den Impfturbo zu zünden und endlich auch die Sozialversicherungen einzubinden. „Die Gesundheitskasse hat sämtliche Daten, die muss man nur verknüpfen und für die Impfaktion nützen, um das Tempo zu erhöhen“, so der Regionalstellenobmann. Hier dürfe man keine Zeit mehr vergehen lassen und vor allem nicht auf eine Impfpflicht warten. „Wir müssen die Menschen überzeugen, Grundvoraussetzung dafür ist ein nachvollziehbares Krisenmanagement“, kritisiert Regionalstellenobmann Egon Hierzegger. Darüber hinaus müssen schnelle und unbürokratische Unterstützungsmaßnahmen sichergestellt werden, die rasch am Konto der Betroffenen ankommen.