Ziemliche Diskussionen gab es in den letzten Wochen über etwaige Absichten im Toten Gebirge ein Wildnisgebiet zu installieren. In Österreich gibt es bereits mehrere Regelungen zum Schutz der Natur, z.B. Natura 2000, Naturschutzgebiet, Nationalpark, Naturdenkmäler (schützen Einzelobjekte), Naturpark…. und eben das Wildnisgebiet. Die ablehnende Haltung im Grundlseer Gemeinderat, die im Herbst dazu kundgetan worden ist, hat offenbar damit zu tun, dass man entsprechende Einschränkungen befürchtet.
Ein steirische Wildnisgebiet gibt es bereits
Seit dem Sommer gibt es in der Steiermark bereits ein Wildnisgebiet (Dürrenstein-Lassingtal), die höchstmögliche Schutzgebietskategorie. Für die steirische Naturschutzlandesrätin Ursula Lackner war es damals, laut einer Aussendung des Landes, ein „Meilenstein für den Naturschutz”. Das Gebiet im Norden der Steiermark rund um den weitgehend unregulierten Lassingbach in den Gemeinden Landl und Wildalpen umfasst etwa 3.500 Hektar unberührte Natur, die seit 1. August 2021 unter Schutz gestellt worden sind. Durch den Zusammenschluss mit dem direkt angrenzenden, ebenso großen Wildnisgebiet Dürrenstein (Niederösterreich) entsteht ein europaweit einmaliges Schutzgebiet mit dem größten noch vorhandenen Urwald des Alpenbogens. Für die steirische Naturschutzlandesrätin Ursula Lackner ein echter Meilenstein: „Jahrelang wurde verhandelt, jetzt ist es uns gelungen: Wir haben unser steirisches Wildnisgebiet! Ein echtes Vermächtnis, dass wir den kommenden Generationen hinterlassen”.
Klar ist, dass man derzeit noch nicht weiß, wie groß das Wildnisgebiet im Toten Gebirge sein soll, aber man kann sich vorstellen, dass in erster Linie der Jagdbetrieb betroffen sein wird. Inwieweit das nur die ÖBf berührt, ist derzeit nicht klar. Die Almrechte der Bauern scheinen weiterhin gewährleistet. Zum Thema ” Betretung eines Wildnisgebietes” findet sich für das Wildnisgebiet Dürrenstein – Lassingtal folgende Anmerkung:
Darf man das Wildnisgebiet betreten?
“Ja und nein. Das Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal erstreckt sich über 3.500 Hektar. Den interessierten Besuchern steht daher eine große Anzahl an gut markierten, anspruchsvollen Wanderwegen und Gipfelzielen offen. Der Zutritt zum 400 Hektar großen Rothwald, dem eigentlichen UNESCO Weltnaturerbe, ist aus verständlichen Naturschutzgründen und aufgrund des uns auferlegten, wissenschaftlichen Forschungsauftrages leider nicht möglich.”
Genug Schutzausweisungen?
Bei aller Forderung nach Aufklärung wird man aber auch etwas anderes diskutieren müssen, nämlich die Frage, ob die bisherigen Regelungen nicht ausreichen, die Natur zu schützen. Immerhin kostet der Schutz der Natur Geld und da könnte man ja auch die bereits bestehenden Töpfe besser füllen und Sinnvolles umsetzen. Das Tote Gebirge ist ja bereits Naturschutzgebiet und Natura 2000 Region.
Zu diesem Thema haben uns die ÖBf am 13.12. folgende Presseerklärung zukommen lassen
Bereits heute gelten hohe Schutzstandards für die Naturflächen im Toten Gebirge. Als Ergänzung hierzu wäre die Errichtung eines international anerkannten Wildnisgebietes zwar grundsätzlich eine weitere Qualitätssteigerung. Ein solches Projekt ist aber anspruchsvoll und erfordert neben finanziellen Mitteln für eine laufende Gebietsbetreuung und die Ablösung von Nutzungsrechten vor allem auch die Zustimmung und Unterstützung in der Region, um Chancen und Perspektiven für Naturschutz und Regionalentwicklung realisieren zu können.
Derzeit sind diese beiden wichtigen Voraussetzungen aus unserer Sicht nicht gegeben. Für die Bundesforste und auch für den WWF kommen weitere Schritte hinsichtlich eines Wildnisgebietes aber nur in enger Zusammenarbeit mit der in der Region lebendenden und wirtschaftenden Bevölkerung in Frage. Ohne die für ein solches Projekt notwendige Unterstützung vor Ort werden die Bundesforste das Thema nicht aktiv weiterverfolgen. Die Bürgermeister der Gemeinden Altaussee und Grundlsee haben wir darüber bereits informiert und weiterführende, persönliche Gespräche vereinbart.