VCÖ: Mit betrieblichem Mobilitätsmanagement ist Verkehrsbelastung rasch zu reduzieren
VCÖ (Wien, 6. Dezember 2021) – Je nach Autobahn beträgt der Pkw-Anteil am Verkehrsaufkommen auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen zwischen 74 und 95 Prozent, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von 273 Asfinag-Zählstellen zeigt. Auf den steirischen Autobahnen und Schnellstraßen sind fast sieben Mal so viele Pkw wie Lkw unterwegs. Der VCÖ betont, dass mit betrieblichem Mobilitätsmanagement sowie mehr Bahn- und Busverbindungen die Verkehrsbelastung rasch reduziert werden kann.
Auf dem meist befahrenen Autobahnabschnitt der Steiermark, der A2 bei Feldkirchen, waren heuer im Schnitt 70.500 Kfz pro Tag unterwegs. Davon waren rund 62.600 – das sind 89 Prozent – Pkw, informiert der VCÖ. Auf der A9 bei Gratkorn waren 38.800 der täglich 44.400 Kfz Pkw, ein Anteil von rund 87 Prozent, bei Graz-Webling waren im Schnitt 57.200 Pkw pro Tag unterwegs und damit 89 Prozent der rund 64.100 Kfz. Auf der S6 betrug heuer der Pkw-Anteil sogar 92 Prozent (23.100 von 25.100 Kfz), auf der S35 bei Ungersdorf ebenfalls 92 Prozent (17.700 von 19.200 Kfz) und auf der S26 bei Zmöllach rund 90 Prozent (19.200 von 21.200 Kfz), wie die VCÖ-Analyse zeigt.
Im Schnitt von über 273 Zählstellen der Asfinag beträgt österreichweit der Pkw-Anteil am Verkehrsaufkommen rund 88 Prozent. Der VCÖ betont, dass sowohl die Anrainerinnen und Anrainer als auch die Pendlerinnen und Pendler rasch wirksame Maßnahmen für eine Reduktion der Verkehrsbelastung benötigen. “Abgesehen davon, dass Straßenausbau zu mehr Verkehr führt, dauert der Bau mehrere Jahre. Das ist für die aktuelle Belastung viel zu spät. Wir brauchen Maßnahmen, die die Verkehrsprobleme rasch reduzieren und gleichzeitig den Verkehr auf Klimakurs bringen. Und diese Maßnahmen gibt es”, betont VCÖ-Experte Michael Schwendinger.
Einen wichtigen Beitrag können Unternehmen mit betrieblichem Mobilitätsmanagement leisten. So kann erreicht werden, dass mehr Beschäftigte mit öffentlichen Verkehrsmitteln und in Fahrgemeinschaften zur Arbeit kommen, weist der VCÖ auf erfolgreiche Beispiele hin. So hat Boehringer Ingelheim in Wien-Hetzendorf den Anteil der mit Öffis und Fahrrad zur Arbeit kommenden Beschäftigten von 47 Prozent auf 70 Prozent erhöht. Weitere Beispiele für erfolgreiches Mobilitätsmanagement sind unter anderem die Anton Paar GmBh in Graz, die Med Uni Graz sowie die Knapp AG in Hart, informiert der VCÖ.
Auch das Potenzial von Fahrgemeinschaften ist stärker zu nutzen. Derzeit sitzt in über 90 Prozent der Pkw am Arbeitsweg nur 1 Person. Stärker als vor der Pandemie werden künftig Homeoffice und Videokonferenzen genutzt werden und damit verkehrsvermeidend wirken. “Unverzichtbar, um Verkehrsprobleme zu reduzieren und die Mobilität auf Klimakurs zu bringen, ist der verstärkte Ausbau der Bahn- und Busverbindungen zwischen Umland und Städte. Dort, wo es keine Schienen gibt, sind Schnellbus-Verbindungen rasch umsetzbar”, stellt VCÖ-Experte Schwendinger fest. Dass Schnellbusverbindungen gut angenommen werden, zeigt beispielsweise der zu Jahresanfang eingeführte Südburgenlandbus nach Graz. Eine einzige Busfahrt kann rund 40 Autofahrten ersetzen.
Aber auch beim Gütertransport sind Maßnahmen nötig und möglich: Zum einen ist durch verstärkte Lkw-Kontrollen die Einhaltung von Vorschriften besser zu kontrollieren. Zum anderen gilt es das Potenzial von betrieblichen Gleisanschlüssen stärker zu nutzen, um mehr Transporte auf die Schiene zu verlagern und damit den Lkw-Verkehr zu reduzieren.
Der “VCÖ – Mobilität mit Zukunft” ist eine auf Mobilität und Transport spezialisierte, gemeinwohlorientierte Organisation. Ziel des VCÖ ist ein ökologisch verträgliches, ökonomisch effizientes und sozial gerechtes Verkehrssystem. Die Sichtweise des VCÖ ist global orientiert, themenübergreifend und berücksichtigt die Interessen zukünftiger Generationen. Der VCÖ wurde im Jahr 1988 gegründet.