VCÖ: Mehr Verkehrsberuhigung im Ort und Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen erhöht Verkehrssicherheit
VCÖ (Wien, 26. November 2021) – 42 Menschen kamen seit Jahresanfang bei Verkehrsunfällen in der Steiermark ums Leben, informiert der VCÖ. Kein steirischer Bezirk erreicht heuer leider das Ziel „null Verkehrstote“, in fünf Bezirken gab es seit Jahresanfang einen tödlichen Verkehrsunfall, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Mit Tempo 30 statt 50 im Ortsgebiet und Tempo 80 statt 100 auf Freilandstraßen kann die Zahl schwerer Verkehrsunfälle reduziert werden, betont der VCÖ. Auch die Verlagerung von Autofahrten auf Bahn und Bus ist eine wichtige Maßnahme zur Erhöhung der Verkehrssicherheit.
Die Zahl tödlicher Verkehrsunfälle ist in Österreich nach wie vor hoch. Allein in dieser Woche wurden – trotz Lockdowns – bereits fünf Menschen im Straßenverkehr getötet. Insgesamt 321 Menschen kamen seit Jahresanfang bei Verkehrsunfällen ums Leben, informiert der VCÖ. Die meisten Verkehrstoten gab es in Oberösterreich, nämlich 83, vor Niederösterreich mit 78. Die Steiermark ist das Flächenbundesland mit der niedrigsten Opferzahl: 42 Menschen kostete der Straßenverkehr das Leben.
Eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt, dass es außerhalb Wiens in Österreich nur in drei Bezirken keinen tödlichen Verkehrsunfall gab, nämlich im Bezirk Gmünd (Niederösterreich), Bezirk Eisenstadt-Umgebung (Burgenland) und im Tiroler Bezirk Landeck. Leider ist kein steirischer Bezirk darunter.
Die höchste Anzahl an Verkehrstoten weisen in der Steiermark der Bezirk Weiz und die Landeshauptstadt Graz mit jeweils acht Todesopfern auf. Jeweils vier Menschen kamen in den Bezirken Liezen, Voitsberg, Graz-Umgebung und Hartberg-Fürstenfeld ums Leben, informiert der VCÖ.
„Zusätzlich zu den Todesopfern verursachen Verkehrsunfälle jedes Jahr viele Schwerverletzte. Zahlreiche Menschen leiden ihr ganzes Leben lang unter den Unfallfolgen. Wir brauchen in Österreich verstärkt unfallvermeidende Maßnahmen“, stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest. Anzusetzen ist vor allem bei der Geschwindigkeit. Im Vorjahr war in Österreich zu hohes Tempo die häufigste Unfallursache und für jeden dritten tödlichen Verkehrsunfall verantwortlich.
Der VCÖ sieht vor allem auf den Freilandstraßen und im Ortsgebiet Handlungsbedarf. Tempo 30 statt 50 reduziert den Anhalteweg. Ein Pkw, der bei Tempo 30 einen Anhalteweg (Reaktionsweg plus Bremsweg) von elf Metern hat, hat bei Tempo 50 einen Anhalteweg von 24 Metern. Nach elf Metern hat das Auto noch eine Geschwindigkeit von 49 km/h, verdeutlicht der VCÖ. Wird ein Fußgänger mit diesem Tempo angefahren, ist das Risiko schwerster oder gar tödlicher Verletzungen extrem hoch. „Im Ortsgebiet sind viele Kinder und ältere Menschen unterwegs. Deren Sicherheit und Gesundheit muss Vorrang haben. Deshalb sollte im Ortsgebiet Tempo 30 die Regelgeschwindigkeit sein und höheres Tempo nur dort erlaubt sein, wo es aus Sicht der Verkehrssicherheit zulässig ist“, erklärt VCÖ-Experte Schwendinger.
Auf Freilandstraßen gilt in der EU in 25 der 27 Mitgliedstaaten eine niedrigere Regelgeschwindigkeit als in Österreich. Auch die mit Österreich gut vergleichbare Schweiz hat mit Tempo 80 eine niedrigere Höchstgeschwindigkeit. Tempo 80 statt 100 reduziert die Zahl der schweren Unfälle und rettet Menschenleben, betont der VCÖ.
Entscheidend für die Verkehrssicherheit ist zudem auch die Verlagerung von Autofahrten auf öffentliche Verkehrsmittel. “Der Öffentliche Verkehr ist deutlich sicherer als das Auto. Die Ausweitung des Angebots an Bahn- und Bus-Verbindungen ist daher auch ein wichtiger Beitrag für die Verkehrssicherheit”, erklärt VCÖ-Experte Schwendinger. Auch der Ausbau von Geh- und Radwegen trägt wesentlich zur Erhöhung der Verkehrssicherheit bei.
VCÖ: Kein steirischer Bezirk erreicht heuer das Ziel „null Verkehrstote“ (Anzahl Verkehrstote 1.1. bis 25.11.2021) Bezirk Deutschlandsberg: 1 Verkehrstoter Bezirk Murau: 1 Verkehrstoter Bezirk Leoben: 1 Verkehrstoter Bezirk Leibnitz: 1 Verkehrstoter Bezirk Murtal: 1 Verkehrstoter Bezirk Südoststeiermark: 2 Verkehrstote
Bezirk Bruck-Mürzzuschlag: 2 Verkehrstote Bezirk Liezen: 4 Verkehrstote
Bezirk Voitsberg: 4 Verkehrstote
Bezirk Graz-Umgebung: 4 Verkehrstote
Bezirk Hartberg-Fürstenfeld: 4 Verkehrstote Bezirk Weiz: 8 Verkehrstote
Graz: 8 Verkehrstote
Quelle: BMI, VCÖ 2021